Beide Trainer überraschten dabei vor Beginn. Forchheims Christian Springer ließ ohne seinen urlaubenden Sturmtank Adem Selmani mit einer defensiven Dreierkette agieren, während Mario Bail nach vier Spielen ohne eigene Bude - weit weniger überraschend - Rückkehrer Alessane Kane an vorderster Front erstmals von Beginn an in den Kampf schickte. Und ein Kampf sollte es werden. Für die Bamberger an vorderster Front sogar manchmal ein Krampf. Schließlich agierten sie drückend überlegen und hätten das Kellerduell schon vor der Pause entscheiden können, vielleicht sogar müssen.
Immer wieder Alessane Kane: Der Startelfdebütant war kaum in Griff zu bekommen.
Andreas Bär
Der Versuch, die fehlende körperliche Robustheit mit spielerischen Mitteln zu lösen, gelang dem Forchheimer Jahn in keinster Weise. Von der ersten Minute an präsentierten sich die defensiv kompakten Gäste als die spielstärkere Truppe und nutzte einen der vielzähligen Jahn-Fehler schließlich eiskalt aus. Das hohe Pressing, insbesondere in der Anfangsphase lehrbuchmäßig vorgetragen, führte zum Erfolg. Mai musste bedrängt von Kane in die Mitte klären, der auffällige Strobler präsentierte sich gedankenschneller als Müller und stibitzte das Leder - der von ihm in Aktion gespielte Kane beendete die 372minütige Torflaute der Bamberger, indem er Stahl tunnelte. Und weiter ging es in Richtung dessen Kasten. Immer wieder suchten die Grün-Rot-Gelben Alessane Kane und Calvin Sengül, der seinen Gegenspieler nach Belieben narrte. Einzig zählbarer Erfolg blieb aus. Immer wieder scheiterten die Bamberger an Fehlern in der Ballan- und mitnahme, an einem klärenden Abwehrbein oder an ihren eigenen Nerven und Keeper Stahl. So hätte Sengül (22.) erhöhen müssen, der Debütant zwischen den Pfosten blieb aber Sieger. Und auch nach einer ersten taktischen Maßnahme, Mai musste vom Feld, Christian Springer stellte um, stellte sich keine Besserung ein. Im Gegenteil: Stahl musste gegen Fischer all sein Können aufbieten, um das Leder zur Ecke zu klären. Nur vier Zeigerumdrehungen später stand er erneut im Brennpunkt, konnte gegen Kane weit vor seinem Kasten den Winkel verkürzen, Weiler kratzte das Leder von der Linie. Und noch einmal musste der Jahn-Tormann regulierend eingreifen. Wieder war es Kane, der alleine vor ihm auftauchte: Und erneut hieß der Sieger Tino Stahl, der an der Strafraumkante schneller war als der DJK-Offensivmann. Dass der Jahn-Keeper noch einmal jubeln durfte, lag nicht an ihm. Der erste wirklich konstruktive Angriff der Hausherren brachte mit dem Halbzeitpfiff den völlig überraschenden Ausgleich für eine Mannschaft, der bis dahin jegliche Spielidee im letzten Spielfelddrittel abging. Über den linken Flügel bediente Andi Mönius Joker Richard Steiner, der einsendete und den Spielverlauf komplett auf den Kopf stellte.
Jens Wartenfelser kommt vor Felix Strobler ans Leder, wird dann aber (ungesühnt) robust ausgebremst.
Andreas Bär
Der Jahn-Plan, mit dem Treffer im Rücken beruhigter in die Partie zurückzukommen, ging nach hinten los. Nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff hatte Kane die erneute Don-Bosco-Führung auf dem Schlappen: Doch erneut fand er nach Schmolls Flankenball in Stahl seinen Meister. Besser machte es der in der Halbzeit gekommene Ex-Hofer Daniel Schäffler. Niersberger, wie auch Esparza nach einer Rotsperre wieder an Bord, fand mit einem Flankenball den eher dribbel- denn kopfballstarken Joker. Da sich Dennis Weiler und Tino Stahl im Fünfmeterraum auf den anderen verließen, sagte Schäffler artig danke und traf mit seinem sonst (fußballerisch wohlgemerkt!) nicht so oft gebrauchten Körperteil zur neuerlichen Bamberger Führung. Der Beginn einer turbulenten Schlussphase, in der 30 Minuten lang pure Hektik herrschte, da Schiedsrichter Götz die Partie komplett aus den Händen gab. Viele kleine Fouls, unzählige Diskussionen und auch Phasen mit härterer Gangart. Und auch Tormöglichkeiten! Auf der einen Seite hätte Pascal Niersberger nach Müllers Freistoß um ein Haar ins eigene Tor getroffen, "scheiterte" aber an der Latte. Auf der Gegenseite hatte Kane die Vorentscheidung auf dem Schlappen. Einmal mehr setzte sich der bockstarke Calvin Sengül im Laufduell mit Dennis Weiler durch, bediente Kane mustergültig. Doch der semmelte alleine vor dem verwaisten Kasten über das Leder und zerrte sich dabei zu allem Überfluss auch noch - die Entscheidung war verschoben. Und es blieb hitzig. Schäffler fällte Mönius an der Mittellinie dunkelgelbwürdig mehr von hinten als von der Seite. Der Referee beließ es bei einer Verwarnung. Der gefrustete Mönius fällte nur wenige Sekunden später seinen Gegenspieler ähnlich hart von der Seite - und musste trotz gelber Vorbelastung mit der Glatt-Roten Karte vorzeitig zum Duschen. Eine wohl zu harte Entscheidung, die eine immens hektische Schlussphase einläutete. In der kam der Jahn nicht mehr zwingend vor den Kasten. Im Gegensatz zu den Bambergern, die gegen aufmachende Forchheimer mit einem mustergültigen Konter in der Nachspielzeit den Sack zumachten. Joker Henrik Schwinn war es, der nach Kettlers Vorlage sehenswert einnetzte.
Christian Springer haderte massiv mit dem Unparteiischengespann - zu Recht!
Andreas Bär
Für den Jahn geht es am Wochenende zum SV Erlenbach. Die Revanche für die zweimalige Relegationsniederlage vor wenigen Wochen steht auf dem Programm. Die Bamberger dagegen haben im nächsten Kellerduell gegen den schwächelnden FC Amberg die große Möglichkeit, sich schon etwas von der Abstiegszone abzusetzen.
Spielbericht eingestellt am 10.08.2017 01:02 Uhr