Die erste englische Woche der noch jungen Bayernliga-Saison stand an und passend dazu schien der Himmel Mottotage einzulegen. Durch die ergiebigen Regenfälle in Franken wurde auch der Hauptplatz des 1.FC Sand in Mitleidenschaft gezogen und stand für diese Begegnung nicht zur Verfügung, glücklicherweise verfügen die Sander jedoch zusätzlich über einen Kunstrasenplatz und damit stand der Austragung dieser Begegnung nichts im Wege. Bei den Gastgebern war jedoch Vorsicht geboten, denn mit der DJK Gebenbach stellte sich ein ernstzunehmender Kontrahent in Unterfranken vor. Nachdem die Oberpfälzer in der Vorsaison souverän die Meisterschaft in der Landesliga Mitte einfuhren, scheint der Aufsteiger die Euphorie mit in die neue Saison gerettet zu haben und präsentierte sich mit Erfolgen gegen Regionalligaabsteiger Bayern Hof und den TSV Großbardorf bisher sehr stark. Dennoch zollte DJK-Trainer Faruk Maloku dem FC Sand viel Respekt, wusste um die Heimstärke der Sander und sah sein Team trotz des gelungenen Auftakts in der Außenseiterrolle. Für FCS-Übungsleiter Uwe Ernst galt es heute "über den Kampf zum Erfolg" zu kommen, trotz guter Leistung beim Auswärtsspiel in Weiden blieb seiner Mannschaft die Krönung in Form von Punkten verwehrt, mit einem Heimsieg sollten diese Punkte heute nachgeholt werden. Man durfte also gespannt sein, ob die Gebenbacher ihrer Euphoriewelle neuen Nachschub liefern oder die Hausherren an die Heimbilanz der Vorsaison anknüpfen würden.
Gebenbachs Verteidiger Jonas Lindner (re.) versucht sich gegen den angreifenden Tevin McCullough (li.) zu behaupten und ist einen Schritt schneller als sein Kontrahent am Ball.
Hendrik Kowalsky
Pünktlich zu Spielbeginn schloss der Himmel seine Schleusen, der nasse Kunstrasen machte das Leder dennoch sehr schnell und so entwickelte sich vom Anstoß weg eine temporeiche und intensive Begegnung, in der beide Mannschaften technisch zu gefallen wussten. Durch die relativ kleinen Maße des Nebenplatzes blieb kaum eine Möglichkeit sich abzutasten, intensive Zweikämpfe prägten das Geschehen. Dabei wirkten die Gäste leicht im Vorteil, aus einer kompakten Defensive heraus baute die DJK starken Druck auf die Gastgeber auf, ließ die Ernst-Elf kaum das Spiel aufbauen und erzwang immer wieder Ballverluste im Mittelfeld. Nach acht Minuten gab der Aufsteiger in Person von Dominik Haller auch den ersten Warnschuss auf das Gehäuse von Simon Mai ab, der für Stammkeeper Lars Medem eingesprungene Schlussmann entschärfte Hallers Freistoßversuch aus 20 Metern aber problemlos. Auch nach Ablauf der Anfangsviertelstunde wirkte Gebenbach einen Tick bissiger, die Hausherren bissen sich an der kompromisslosen Zweikampfführung der Oberpfälzer immer wieder die Zähne aus und fanden kein Durchkommen, während die DJK ihrerseits nach Ballgewinn gefährlich umschalten konnte und lediglich die Genauigkeit im letzten Zuspiel vermissen ließ. In der 23. Spielminute bot sich dem gestarteten Marco Seifert dann die erste richtig gute Möglichkeit zur Gebenbacher Führung, mit der Fußspitze vor dem herausstürzenden Simon Mai verfehlte der Angreifer aus zwölf Metern aber das linke Eck um Zentimeter. Drei Zeigerumdrehungen später legte sich Abwehrchef Julian Ceesay das Spielgerät zurecht und diesmal zappelte das Netz. Denn der eigentlich harmlose Freistoß des aus Amberg gekommenen Verteidigers wurde von der Mauer entscheidend abgefälscht und segelte aus 21 Metern ins rechte Eck zum 0:1 aus Sicht der Gastgeber! Bitteres Gegentor für Sand, dennoch nicht unverdient, die Gebenbacher taten bis dato mehr für das Spiel. In der Folge zeigte sich das Geschehen zunehmend ruppig, hüben wie drüben wurde nun nicht mit durchgezogenen Zweikämpfen gegeizt und so nahmen die Unterbrechungen im gleichen Maße zu wie der Spielfluss verloren ging. Dadurch wurde es zuweilen hektischer, der höchst souveräne Schiedsrichter Sven Laumer ließ sich jedoch nicht beeindrucken, verteilte seine Karten und beendete nach kurzer Nachspielzeit den ersten Durchgang, weshalb die DJK ihren knappen Vorsprung mit in die Kabine nahm.
Mit geballten Fäusten bejubelt André Karmann den 1:1-Ausgleichstreffer, an der Schläfe zeichnet sich dabei schon die erlittene Platzwunde ab.
Hendrik Kowalsky
Nach dem Seitenwechsel waren die Gastgeber also gefordert und die Elf von Uwe Ernst schien verstanden zu haben. Die Grün-Weißen intensivierten ihr Zweikampfverhalten und pressten nun aggressiver, wodurch sich die Sander Feldvorteile erspielen konnten. Einzig im letzten Drittel fehlten den Hausherren weiterhin die Lösungen und so verpufften diverse zügig vorgetragene Angriffe vor der Gebenbacher Gefahrenzone. In der 62. Minute konnte sich Rechtsaußen Stefan Nöthling auf dem rechten Flügel durchsetzen, brachte das Leder nach innen und fand den bis dahin glücklosen André Karmann, der aus zehn Metern zunächst an den linken Innenpfosten köpfte, den Ball dann jedoch zum 1:1-Ausgleichstreffer die Linie überschreiten sah! Ganz starker Treffer von Karmann, der im Kopfballduell mit Andre Biermeier die Oberhand behalten und dann platziert abschließen konnte, sich beim Treffer jedoch ebenso wie Biermeier am Kopf verletzte und behandelt werden musste. Dieser Treffer schien der Brustlöser für den FCS zu sein, in der Folge sahen die über 200 Zuschauer immer stärker werdende Hausherren, die zunehmend Kontrolle über die Partie gewannen und auf den Führungstreffer drückten. Neun Minuten nach seinem Ausgleichstor hätte André Karmann dann fast den Doppelpack geschnürt, nachdem DJK-Schlussmann Michael Nitzbon eine Hereingabe vor die Füße des Angreifers klärte, schien Karmann jedoch zu überrascht und zielte aus neun Metern neben den Kasten. Die Gebenbacher sahen sich dem stärker werdenden Druck des FC Sand ausgesetzt und sorgten in dieser Phase kaum noch für gelungene Tempogegenstöße, die Kräfte schienen ein wenig nachzulassen und so fanden sich die Gäste vornehmlich in der Defensive wieder. Bis zur 79. Minute hielt man das Remis noch fest, doch als FCS-Spielführer Daniel Krüger am Sechzehner einen Abpraller unter Kontrolle bringen und nach einem Luftloch im ersten Versuch nochmal zum Schuss ansetzte, drosch der Kapitän das Leder aus 15 Metern in den linken Giebel und stellte auf 2:1 für die Gastgeber! Gedankenschnell reagiert von Krüger, der vor dem Gebenbacher Abwehrverbund zur Stelle war und daraufhin trocken in den Knick einschoss. Die Ernst-Elf schien nun auf dem besten Weg und vier Minuten später sollte die Entscheidung gefallen sein. Denn als André Karmann auf der linken Seite freigespielt wurde und zum Strafraum zog, hatte er das Auge für den mitgelaufenen Thorsten Schlereth, der den Ball per Direktabnahme von der Strafraumgrenze unter die Latte zimmerte und auf 3:1 stellte! Was für ein Treffer von Thorsten Schlereth, nur Sekunden zuvor eingewechselt zeigte sich der Offensivmann hellwach und vollendete den Konterangriff in Perfektion, so schön kann Fußball sein. In den Schlussminuten gaben sich die Gäste nicht auf und versuchten in die Partie zurück zu finden, die Sander ließen jedoch keine Zweifel mehr aufkommen und brachten die Schäfchen ohne Probleme ins Trockene.
Diese hielt den besten Akteur auf dem Kunstrasen jedoch nicht davon ab, weiterhin die Zweikämpfe, wie hier gegen Ralf Jakob (hi.), zu suchen.
Hendrik Kowalsky
Insgesamt geht der Heimsieg für den FC Sand in Ordnung, die Hausherren kamen im ersten Durchgang kaum mit der aggressiven und laufintensiven Spielweise des Landesliga-Aufsteigers zurecht, fanden im zweiten Durchgang jedoch immer besser ins Spiel und nutzten die sich bietenden Chancen auch konsequent. Es dauerte jedoch bis zum Ausgleichstreffer, ehe das Team von Uwe Ernst ihr gesamtes spielerisches Potenzial ausschöpfen konnte. Letztlich fiel dieser jedoch noch rechtzeitig und so gehörte die letzte halbe Stunde ganz klar den Gastgebern, die sich mit drei starken Treffern für ihre Leistungssteigerung belohnten. Durch den ersten Saisonsieg macht der FC Sand einen großen Satz in der Tabelle und nimmt vorerst den achten Tabellenplatz ein, hat nun jedoch die schwere Auswärtspartie bei der Zweitvertretung der Würzburger Kickers vor der Brust. Kaum einfacher wird es auch für die DJK Gebenbach, die mit dem noch verlustpunktfreien SC Eltersdorf eine große Hürde zu nehmen hat. Erstmal gilt es für die Oberpfälzer jedoch zu regenerieren, die Anstrengungen der letzten Wochen waren der Mannschaft von Faruk Maloku gegen Spielende durchaus anzumerken. Dafür bleiben jedoch sowohl den Sandern, als auch Gebenbach lediglich zwei Tage Zeit ehe am Samstag Spieltag Nummer Vier ansteht.
Spielbericht eingestellt am 27.07.2017 07:14 Uhr