Erster Spieltag der Bayernliga Nord, im Seestadion zu Sand am Main stand für den heimischen 1.FC eine auf dem Papier machbare Begegnung auf dem Programm. Denn mit dem SV Erlenbach stellte sich zum Auftakt ein Kellerkind der vergangenen Saison vor, das nach 28 Zählern und drittletztem Tabellenplatz 16 erst über die Relegation den Klassenerhalt sichern konnte. Im Gegensatz zur Vorsaison ist das Team von Trainer Uwe Ernst weitgehend zusammen geblieben, punktuell konnte man sich unter anderem mit dem aus Schweinfurt gewechselten, höherklassig erfahrenen Johannes Bechmann und Torhüter Lars Medem (TSV Burgebrach) sowie Adrian Reith (TSV Großbardorf) verstärken. Die drei genannten Akteure fanden sich heute auch in der Startelf der Hausherren wieder, ansonsten fand sich großteils das Team der Vorsaison auf dem Rasen wider, welches mit einem starken siebten Platz eine gute Saison spielte. Die Vorbereitung lief indes nur mittelmäßig ab, die ärgerliche Pokalpleite beim SV Memmelsdorf tat in Sand durchaus weh, auch ansonsten rief die Mannschaft hier und da nicht ihr volles Potenzial ab, weshalb Uwe Ernst vor Spielbeginn von einer "Standortbestimmung gegen einen starken Gegner" sprach. Der Kontrahent aus dem westlichen Randgebiet Unterfrankens schlug auf dem Transfermarkt umfänglicher zu, gleich vier Neuzugänge fanden sich in der Startelf wieder. Trainer Sebastian Göbig versuchte eine veränderte Taktik in seine Elf zu implementieren, "wir wollen weniger tief stehen und lange Bälle schlagen, sondern offensiver und druckvoller auftreten, mehr Spielkontrolle ergreifen". Schlüsselrollen kommen dabei dem aus Alzenau hinzugestoßenen Julian Steigerwald sowie Rechtsaußen Nikolaos Koukalias zu, die im Mittelfeld für Tempo und Spielideen sorgen sollen. Auch im Gespräch mit Sebastian Göbig fiel der Begriff "Standortbestimmung", nach kurzer Sommerpause und bereits drei absolvierten Pokalspielen stand in dieser Partie die Feuertaufe für den neuen, offensiveren SV Erlenbach bevor. So durfte man sich auf einen spannenden Ligaauftakt freuen, nach welchem hüben wie drüben viele neue Erkenntnisse und möglicherweise drei Punkte zu Buche schlagen würden.
Nur einen Tick zu spät kommt Danny Schlereth (re.) in dieser Situation gegen Erlenbachs Nikolaos Koukalias (li.), der das Leder lang schlagen kann.
Hendrik Kowalsky
Auf dem gepflegten Rasen im Sander Seestadion begannen die Gäste sehr engagiert und bissig, mit hohem Pressing kam Erlenbach schon in der Anfangsphase zu schnellen Ballgewinnen und suchte immer wieder mit schnörkellosen Zuspielen in die Tiefe die Lücken in der FCS-Viererkette um Johannes Bechmann zu finden. In der sechsten Spielminute war für die Erlenbacher schon die erste Torchance zu notieren, nachdem sich Johannes Feyh auf der rechten Außenbahn durchsetzen und scharf in den Strafraum flanken konnte, köpfte Philipp Traut aus neun Metern aber recht deutlich über das Gehäuse der Hausherren. Der FC Sand brauchte lange, um sich an den hohen Druck der Gäste zu gewöhnen, die einzige nominelle Spitze Tevin Mc Cullough hing in der Luft und über die Außenbahnen gab es für die Elf von Trainer Uwe Ernst meist kein Durchkommen. Auch nachdem die Anfangsviertelstunde absolviert war, dominierte Erlenbach die Begegnung, das offensive Grundkonzept des SVE schien blendend zu greifen und so spielten die Gäste die Gastgeber des Öfteren tief in der eigenen Hälfte fest, münzten ihre Überlegenheit aber nicht in Zählbares um. Nach 18 Minuten kamen dann auch die Sander zu ihrer ersten Gelegenheit, Christopher Gonnert schoss den Ball nach zu kurz geratener Kopfballabwehr aus gut zwanzig Metern aber deutlich über den Kasten. So fehlte der intensiven und rassigen Begegnung in dieser Phase weiterhin der erste Treffer des Tages, nach knapp einer halben Stunde hätte Erlenbachs Nikolaos Koukalias jedoch fast die Führung erzielt. Doch während der aus Aschaffenburg gekommene Flügelspieler zunächst FCS-Schlussmann Lars Medem überlupfen konnte, ließ er sich beim Abschluss am Fünfmeterraum einen Tick zu viel Zeit, weshalb Dominik Schmitt für die Hausherren noch entscheidend stören und die Null retten konnte. In der Folge gelang es den Gastgebern etwas besser, sich zu befreien und Spielanteile zu erkämpfen, durch cleveres Verschieben stellte die Ernst-Elf die Räume nun besser zu und schaltete selbst schneller um. Eher zufällig entstand in der 39. Minute die nächste Gelegenheit für Sand, denn als eine Volleyabnahme vor dem Strafraum verunglückte, sah sich Adrian Reith am rechten Strafraumeck plötzlich in aussichtsreicher Position. Seine scharfe Hereingabe an den zweiten Pfosten verpasste der hineinrutschende Tevin Mc Cullough jedoch hauchdünn und da in der verbleibenden Spielzeit bis zum Halbzeitpfiff nicht mehr allzu viel passierte, ging es pünktlich nach einer Dreiviertelstunde beim Stand von 0:0 in die Kabinen.
Mit Ball am Fuß versucht Danny Schlereth (re.) das Spiel schnell zu machen, Erlenbachs laufstarker Angreifer Konstantin Tschumak (li.) bleibt aber dran.
Hendrik Kowalsky
Nach dem Seitenwechsel dauerte es nichtmal eine Minute, ehe ein schriller Pfiff des starken Schiedsrichters Manuel Steigerwald den Hausherren die Riesenchance zur Führung eröffnete. Denn nachdem Danny Schlereth einen langen Ball am linken Flügel erlaufen und in den Strafraum ziehen konnte, wurde er von SVE-Rechtsverteidiger Jakob Traut an der Seitenlinie des Sechzehners zu Fall gebracht, weshalb der Unparteiische folgerichtig auf Strafstoß für Sand entschied. Klare Sache, Traut kommt gegen den bereits abgedrängten Schlereth zu spät und trifft seinen Gegenspieler am Bein, weshalb sich die Gäste jegliches Protestieren sparten. Für den FC Sand übernahm Kapitän Daniel Krüger dann Verantwortung und der Mittelfeldmann blieb ganz cool, sicher verwandelte der Spielführer im rechten Torwinkel und brachte die Gastgeber mit 1:0 in Führung! Bitterer Nackenschlag für die Erlenbacher, die sich in der Folge einer mutiger werdenden Sander Mannschaft ausgesetzt sahen, nur vier Minuten nach dem Gegentreffer aber den Ausgleich erzielen konnten. Der FCS konnte nach einer zunächst geklärt scheinenden Situation den Ballbesitz nicht behaupten und nachdem das Leder von links vor den Kasten der Hausherren geflankt wurde, stieg Kapitän Baris Eren hoch und traf aus zehn Metern per Kopf zum 1:1 für Erlenbach! Allein gelassen nutzte der SVE-Spielführer die Gunst der Stunde und bestrafte den Tiefschlaf der Sander Defensivabteilung, womit die Begegnung wieder bei Null begann. Im Anschluss entwickelte sich dann eine gleichermaßen offene wie spannende Partie, die Hausherren vereinten mehr Ballbesitz für sich, die Gäste aber wirkten stets gefährlich und hielten den Druck weiterhin hoch, sodass die rund 200 Zuschauer nun Einiges geboten bekamen. Die besseren Gelegenheiten verbuchten dabei auch fortan die Erlenbacher, so beispielsweise durch Konstantin Tschumak in der 72. Minute, der links im Strafraum zunächst seinen Gegenspieler aussteigen ließ, im letzten Moment und sieben Metern Torentfernung aber noch abgeblockt werden konnte. Mehrmals ließen die Gäste nun auch die nötige Genauigkeit vermissen und spielten gefährliche Tempogegenstöße nicht konsequent genug aus, so verpasste Nikolaos Koukalias rund zehn Minuten vor dem Ende nach starkem Antritt über die linke Außenbahn das richtige Abspiel und schlug aus der Überzahlsituation kein Kapital. In den Schlussminuten ließen beide Teams dann etwas nach, die Akteure mussten den körperlichen Anstrengungen ihren Tribut zollen und so blieb es auch nach dreiminütiger Nachspielzeit bei der Punkteteilung.
Dank eines gut getimten Tacklings kann Dominik Schmitt (li.) in dieser Szene Erlenbachs Arwed Kellner (re.) den Ball abpenstig machen.
Hendrik Kowalsky
Insgesamt ist das Unentschieden für die Gastgeber als durchaus schmeichelhaft zu bewerten, konnte der SVE doch über weite Strecken der Begegnung dem letztjährigen Siebten sein (neues) Spiel aufzwingen, bestach mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und erspielte sich zudem die besseren Gelegenheiten. Die mangelhafte Chancenverwertung verhinderte jedoch den durchaus verdienten Auswärtssieg der Erlenbacher. Für Trainer Sebastian Göbig darf die Generalprobe der neuen, dynamischen Herangehensweise als absolut gelungen bezeichnet werden, nicht mehr viel erinnerte an den Abstiegskandidaten der Vorsaison, dem nur 29 Saisontore gelangen. Die Neuzugänge scheinen gehörig Qualität in die verjüngte Mannschaft mitgebracht zu haben und daher kann man gespannt sein, ob Erlenbach diese starke Auftaktleistung in den kommenden Wochen wird bestätigen können. Beim FC Sand ist indes noch etwas Rost aus der Sommerpause zu beobachten, dennoch hielt das Team von Uwe Ernst nach längerer Eingewöhnungsphase gut dagegen und stellte phasenweise ihre Qualitäten unter Beweis. Bei Johannes Beckmann ist der Trainingsrückstand noch zu spüren, die übrigen Neuzugänge scheinen sich derweil gut integriert zu haben, Keeper Lars Medem verleiht die nötige Sicherheit zwischen den Pfosten. In dieser frühen Phase der Saison kann der Punktgewinn daher als durchaus zufriedenstellend angesehen werden, am kommenden Freitag in Weiden gilt es jedoch, offensiv bessere Lösungen zu finden, um aus der Oberpfalz etwas Zählbares mitnehmen zu können. Für die Erlenbacher steht mit dem Heimspiel gegen den SC Eltersdorf eine ebenfalls unangenehme Aufgabe bevor, die heutigen 90 Minuten haben aber gezeigt, dass man beim SVE durchaus gewappnet sein wird.
Spielbericht eingestellt am 15.07.2017 22:28 Uhr