Rechtzeitig zum Derby hatten sich beide Teams zuletzt warm gepunktet. Der Würzburger FV hatte nach neun sieglosen Partien in den vergangenen drei Spielen sieben Punkte geholt und deutlich ansteigende Form gezeigt. Aber auch die kleinen Rothosen tankten nach zuvor drei Niederlagen in vier Spielen in Frohnlach wieder neues Selbstvertrauen. Dieses wollte die Bozesan-Elf einerseits nutzen, um die Hinspielpleite vergessen zu machen und andererseits, um auch nach dem Duell an der Sieboldshöhe weiter vor den Zellerauern zu stehen. Leider bekam die Begegnung nicht den Rahmen, den sich die Akteure wohl gewünscht hätten. Denn die Zuschauerzahl wurde im Vorfeld aufgrund der engen Platzverhältnisse auf 800 begrenzt. Tickets gab es zudem nur im Vorverkauf, so dass am Ende nur rund 600 Interessierte den Weg ans Hubland fanden. Im Hinspiel an der Mainaustraße waren es noch knapp 1700 Zuschauer.
Christian Steinmetz schlägt das Leder auf den startenden Dennie Michel. FWK-Spieler Moritz Lotzen kommt zu spät.
Alexander Rausch
Die, die gekommen waren, sahen zunächst eine ausgeglichene Anfangsphase, in der beide Teams um defensive Stabilität bemüht waren und der offensive Motor noch stotterte. Den ersten flüssigen Angriff liefen dann nach rund zehn Minuten die Gastgeber und dieser sollte umgehend den gewünschten Erfolg bringen. Leon Volz hatte von links geflankt, Onur Ünlücifci den Fuß reingehalten und damit mitten ins WFV-Herz getroffen. Zwar hatte auf der Gegenseite Alexandru Dan nach einem langen Götz-Freistoß die Möglichkeit zum schnellen Ausgleich, doch FWK-Schlussmann Jan Niersberger parierte glänzend. Neben einem Distanzversuch Nicolas Engelkings, der früh den verletzten Wojtek Droszcz ersetzte, nach einer knappen halben Stunde der einzige gefährliche Vorstoß der ansonsten überraschend pomadig und uninspiriert agierenden Gäste. Ganz anders die Kickers-Reserve, die sich engagiert und bissig in den Zweikämpfen präsentierte und damit der Reitmaier-Elf den Schneid abkaufte. Dominik Wüst, der alleine vor Andre Koob auftauchte (20.), und Sebastian Fries, dessen Schuss knapp links vorbeiging (23.), hatten bereits die Möglichkeiten, den Vorsprung weiterauszubauen. Dies war dann in den letzten Minuten erneut Onur Ünlücifci vorbehalten, der erneut auf Flanke von Leon Volz nach einem Haken am Fünfmeterraum zum 2:0 einschob. Ein Zwischenstand, mit dem die Zellerauer nach einer schwachen ersten Hälfte noch gut bedient waren.
Dennie Michel, der noch im Hinspiel das Kickers-Trikot trug, kommt gegen FWK-Kapitän Sebastian Fries einen Schritt zu spät.
Alexander Rausch
Dass es allerdings nach der Pause noch dicker kommen würde für die Reitmaier-Elf, war zumindest in den ersten Minuten nicht zu erahnen. Denn die Gäste schienen sich zu berappeln und kamen engagierter aus der Kabine. Andreas Ganzinger hatte nach wenigen Minuten sogar den Anschlusstreffer auf dem Fuß, scheiterte aber am Außenpfosten. Die Blauen riskierten nun mehr, nahmen die Zweikämpfe besser an und kamen durch Nicolas Engelking nach maßgenauer Ganzinger-Flanke zur nächsten Möglichkeit (57.). Das Tor schossen aber Roten. Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung war Dennis Schmitt rechts durchgebrochen und bediente Can Sakar im Rückraum. Dessen Schuss aus 16 Metern konnte Andre Koob zwar noch parieren, gegen Erik Schnell-Kretschmers Kopfball war der am Boden liegende Schlussmann aber machtlos. Mit dem Mute der Verzweiflung versuchten die Zellerauer, die drohende Niederlage abzuwenden. Alleine es gelang nicht. Zwar schoss Sebastian Götz nochmals drüber und Adrian Istrefi scheiterte an FWK-Schlussmann Jan Niersberger, aber aufhalten konnte die Reitmaier-Elf den Kickers-Express nicht mehr. Stattdessen legten die Gastgeber durch Dominik Wüst kurz später nach. Erik Schnell-Kretschmer hatte den Angreifer bedient und Sebastian Götz unglücklich über den Ball geschlagen. Es bahnte sich ein Debakel für den WFV an, denn die kleinen Rothosen ließen keinen Zentimeter nach. Erneut legte der starke Leon Volz vor, diesmal für seinen Kapitän Sebastian Fries, der den bemitleidenswerten Andre Koob zum 5:0 überlupfte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich WFV-Verteidiger Andreas Ganzinger nach einer Tätlichkeit bereits vorzeitig zum Duschen verabschiedet. So sah er auch nicht, wie Dominik Wüst in den Schlussminuten sogar noch das halbe Dutzend vollmachte. Tammo Klesse hatte geflankt, Onur Ünlücifci abgezogen und Wüst das Leder über die Linie gedrückt. Während die Kickers-Fans bereits den Derbysieg feierten, hätte Adrian Istrefi beinahe noch den Ehrentreffer besorgte, scheiterte aber am Aluminium, ebenso wie auf der Gegenseite Ünlücifci. Sein Kopfball sprang vom Innenpfosten zurück in Andre Koobs Arme.
Doppeltorschütze Onur Ünlücifci schirmt gegen den heranstürmenden Dennie Michel das Leder ab.
Alexander Rausch
Allerdings hatten die Blauen auch mit dem 0:6 eine deutliche Abreibung kassiert und schlichen wie geprügelte Hunde vom Feld. Denn mit diesem Debakel war beileibe nicht zu rechnen und wird sicher auch in den folgenden Tagen für Redebedarf sorgen. Ganz anders die Rothosen-Reserve, die im Stadtderby ihre wohl beste Saisonleistung zeigte und den Zellerauern in allen Belangen überlegen war. Für Kickers-Coach Claudiu Bozesan war der Sieg sogar die vorweggenommene Krönung einer sehr konstanten Saison, die seine Elf jetzt womöglich sogar vor dem Stadtrivalen beendet.
Spielbericht eingestellt am 09.05.2017 09:24 Uhr