von Rudi Dümpert
„Wir wollten hier etwas mitnehmen“, bekannte Erlenbachs für die Aufstellung zuständiger Sportvorstand Hartmut Heinrich nach dem 2:0-(1:0)-Sieg des TSV Aubstadt in der Bayernliga Nord gegen den SV Erlenbach. „Man hat uns aber nicht gelassen. Aubstadt hat zu viel Qualität in allen Mannschaftsteilen. Ich sage immer: ,Spiele werden vorne entschieden und hinten muss man dicht halten. Vorne haben sie uns aber kaum Chancen erlaubt und hinten haben zwei Fehler genügt, um das Spiel zu verlieren. Deshalb geht das Ergebnis auch in Ordnung.“ Dagegen runzelte Gastgeber-Coach Josef Francic hinterher die Stirn. Er war „nicht so zufrieden, mit beiden Halbzeiten nicht. Das waren mir noch zu viele Fehler und Ballverluste.“ Er räumte allerdings auch ein, dass Fehler bei so hohem Tempo schon eher mal passieren.
Die Zuschauer rieben die Augen nicht schlecht über diese Präsentation einer Gast-Mannschaft, die Ende Mai höchstwahrscheinlich über die Relegation den Klassenerhalt ultimativ in Angriff nehmen muss. Heinrichs Ziel nach der Entlassung von Trainer und Co-Trainer Mitte März („Wir wollen bis dahin eine schlagkräftige Mannschaft beisammen haben“) dürfte nach dieser Vorstellung klar erreichbar sein. Freilich: Die TSV-Hintermannschaft, die neben Christian Köttler auch noch ohne Dominik Grader auskommen musste, bewährte sich ein weiteres Mal. Diesmal machten die beiden Thüringer Julius Benkenstein und Patrick Kirsten in der Innenverteidigung ihre Sache wieder sehr zuverlässig. Außer einem Freistoß in der zweiten Halbzeit musste TSV-Schlussmann Christian Mack nicht allzu viel Gefährliches bereinigen.
Man hätte die Gastgeber freilich mit mehr Feuer vom Anpfiff weg erwartet. Sie waren aber gewarnt vor diesem Gegner, den ihr Trainer aus dem Effeff kennt. So kamen sie erst in der 21. Minute zu ihrer ersten Chance.
Max Schebak, zusammen mit Martin Thomann ganz vorne und mit den Sprintern Mike Dellinger und Jens Trunk dahinter für die Schlagzahl im Vorwärtsgang verantwortlich, riss das Loch für David Noack auf und dessen Schuss aus fünf Metern ging knapp vorbei. Die Chancen nahmen an Quantität und Qualität zu – wo blieb nur das erste Tor? Nach einer guten halben Stunde war es so weit: Am Ende einer mit hohem Tempo vorgetragenen Kombination steckte Max Schebak zu Martin Thomann durch und dem gelang sein 13. Saisontor.
Aubstadter Demarkationslinie
Wovon sich die Gäste nicht beeindrucken ließen, sondern weiterhin Vorwärtsgang-Fußball spielten. Doch so viel Vorwärtsgang hat noch nie eine Erlenbacher Mannschaft in Aubstadt gespielt. Beeindruckend, wie sie das hohe Tempo mitging, zwar keine Torchancen kreierte, aber nie wie ein Abstiegskandidat aussah. Wenn sie auch selten über diese fiktive Demarkationslinie kamen, die die Hausherren 20 Meter vor dem Tor gezogen hatten, war aus dem Spiel zu lesen, dass dieses 1:0 noch kein sanftes Ruhekissen für einen Sieg der Milzgründer war.
Die „durch viele Genickschläge in dieser Saison“ (O-Ton Heinrich) gebeutelte Mannschaft vom Untermain war auch nach dem Seitenwechsel stetig auf den Ausgleich bedacht, ohne dass sich an ihrer Effektivität etwas änderte. Sie öffneten sogar immer wieder ihre Kette, zogen ihren Cheforganisator der Hintermannschaft, Philipp Hörst, bei jedem Standard mit nach vorne und wechselten laut Vorstand Heinrich „ausschließlich Offensivspieler“ ein. War das nun abwartend, ängstlich oder gar diszipliniert, wie der Tabellenfünfte sich das Spiel vom Drittletzten aufzwingen ließ? Mitunter sah es gar danach aus, als bettelte er um den Ausgleich. Francic tauschte gar den offensiven Dellinger gegen den defensiven Zarko Poznic aus, der aber sehr schnell nachwies, dass er auch gut offensiv kann.
Er kam über die linke Seite angerollt und legte nach innen. Diesmal ließ Thomann durch und Schebak knallte die Kugel zum Deckel-drauf-Tor in die Maschen. Damit war die harte Nuss Erlenbach mit ihrer zunehmend robusten bis rustikalen, aber nie unfairen Spielweise endgültig geknackt.
Spielbericht eingestellt am 07.06.2017 20:25 Uhr