Die Marschroute des Würzburger FV für das Osterwochenende war klar: Zwei Siege müssen her, um die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufrechterhalten zu können. Denn nach den drei Remis und der unnötigen Niederlage beim direkten Konkurrenten Sand stand die Elf von Marc Reitmaier gegen den SC Feucht bereits gehörig unter Druck. Denn der letzte Erfolg und einzige Heimsieg der Saison datierte vom 24. Oktober gegen den FC Eintracht Bamberg. Aber ähnlich wie damals die Domstädter befindet sich auch der Aufsteiger aus Feucht in einer komfortablen Ausgangslage. Mit 32 Zählern haben die Mittelfranken sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz. Drei davon holte die Truppe von Klaus Mösle beim deutlichen 5:0-Sieg im Hinspiel, so dass die Nürnberger Vorstädter leicht favorisiert in die Begegnung gingen. Im Vergleich zum Erfolg gegen Frohnlach veränderte der SC-Coach seine Anfangself auf zwei Positionen. Für Leondrit Maraj, der zunächst auf der Bank Platz nahm, und Philipp Mandelkow starteten Fabian Diesner und Dmytro Zaika. Auf Würzburger Seite kehrte Kapitän Benjamin Schömig für den verletzten Adrian Istrefi in die Startformation zurück.
Mit einer tollen Flugeinlage entschärft Feuchts Schlussmann Kevin Schmidt den Schuss Ricardo Borbas (Würzburger FV). Fabian Diesner (SC Feucht) hätte nicht mehr eingreifen können.
Alexander Rausch
Vor 395 Zuschauern auf der Sepp-Endres-Sportanlage fanden die Gastgeber gut in die Begegnung und suchten vom Anstoß weg den Weg nach vorne. Alleine es fehlte den Blauen an Durchschlagskraft, was aber auch der gut geordneten Feuchter Defensive lag, die kaum Lücken offenbarte. Erst ein ruhender Ball, getreten von Fazdel Tahir, sorgte nach zehn Minuten erstmals für etwas Torgefahr. In der Folge entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Gäste immer wieder von Fehlern in der Würzburger Abwehr profitierten. So auch nach einer knappen Viertelstunde, als David Drösler das Leder in die Mitte klärte, damit aber Noah Tiefel bediente, der FV-Keeper Andre Koob zu einer ersten Parade zwang (13.). Immer wieder entstanden durch diese einfachen Ballverluste unnötige Standards oder gefährliche Angriffssituationen, die scheinbar ohne Folgen bleiben sollten – bis zur letzten Minute der ersten Hälfte. Erneut hatte David Drösler das Leder im Spielaufbau an Sebastian Schulik verloren, der alleine vor Andre Koob auftauchte, aber auf den mitgelaufenen Noah Tiefel querlegte, der nur noch einschieben musste. Ein erneuter Nackenschlag und wiederum ein Rückstand für die Heimelf, die eigentlich bis dato die besseren Chancen hatte. Tim Lorenz verzog knapp von der Strafraumkante (18.) und Ricardo Borba scheiterte am hervorragend reagierenden Kevin Schmidt im Feuchter Tor (25.). Die Hausherren zeigten einen engagierten Auftritt und waren die bessere Elf, wenn gleich FV-Coach Marc Reitmaier mit der Darbietung seiner Schützlinge nicht einverstanden war: „Die erste Halbzeit hatten wir zu besprechen. In der Kabine wurde es lauter und deutlich, denn so kann man in der Bayernliga keine Spiele gewinnen.“
Volles Risiko: Würzburgs Innenverteidiger Marc Hänschke grätscht Gästespieler Noah Tiefel das Leder vom Fuß.
Alexander Rausch
Zum zweiten Durchgang ersetzte auf Würzburger Seite Kevin Röckert den blassen Simon Heim und die Hausherren legten nochmals eine Schippe drauf. Allerdings waren es die Gäste, die kurz nach Wiederanpfiff die Möglichkeit zur Vorentscheidung verstreichen ließen: Nach einem Tiefel-Freistoß stieg Fabian Diesner am höchsten, köpfte aber knapp am Heimgehäuse vorbei (48.). Insgesamt bestimmten ruhende Bälle das Geschehen, weil Referee Johannes Hamper in einer fairen Begegnung eine sehr kleinliche Linie verfolgte. So war es wenig später Fazdel Tahir, der per Freistoß am toll reagierenden Schmidt scheiterte. Den Nachschuss setzte Ricardo Borba an den Außenpfosten (51.). Die Reitmaier-Schützlinge wirkten williger und ließen sich auch von der nächsten Schmidt-Glanzparade nicht entmutigen. Wieder hatte Tahir einen Freistoß auf das Feuchter Tor gezirkelt. Würzburg probierte es immer wieder, besonders über den agilen Borba, der aber ebenfalls kein Abschlussglück hatte, als er aus 20 Metern verzog (65.). Der Aufsteiger hingegen trat offensiv kaum noch in Erscheinung, was SC-Coach Klaus Mösle nach der Partie ins Grübeln brachte: „In der zweiten Hälfte hatten unsere Außenspieler zu wenig Aggressivität und sind nicht konsequent in die Laufduelle gegangen. Da haben wir wie Angsthasen gespielt. Das ist für mich unerklärlich.“ Dennoch hielt der Vorsprung weiterhin, weil dem Tabellenletzten kaum etwas einfiel. Als der Unmut auf dem Platz und den Rängen deutlich zunahm aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, kamen die Hausherren plötzlich doch zurück. Nach einer scharfen Borba-Hereingabe war es der aufgerückte Innenverteidiger Marc Hänschke, der das Spielgerät am langen Pfosten zum viel umjubelten Ausgleich in die Maschen jagte. Und mit dem 1:1 kam auch der Glaube an den zweiten Heimsieg zurück. Die Blauen mobilisierten nochmals all ihre Kräfte und entschieden die Begegnung tatsächlich zu ihren Gunsten. Nach einem Schmidt-Freistoß fiel dem eingewechselten Kevin Röckert der Ball vor die Füße und der Angreifer drosch das Runde zum 2:1 in dies Feuchter Tor (85.). „Er steht genau dort, wo ein Torjäger stehen muss. Für ihn persönlich freut es mich, da er in den letzten Wochen auch einige unglückliche Situationen hatte und nicht soviel Spielzeit bekam“, meinte Reitmaier nach dem Spiel, dass die Gastgeber über die Zeit schaukelten.
Damit übergeben die Würzburger die Rote Laterne an den VfL Frohnlach und haben mit einem Sieg in Burglengenfeld am Ostermontag sogar die Möglichkeit, nicht nur den Aufsteiger zu überholen, sondern auch den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen wieder herzustellen. Zudem schwebt über der Bayernliga noch die wahrscheinliche Insolvenz Eintracht Bambergs, die noch einmal erheblichen Einfluss auf die Lage im Abstiegskampf nehmen könnte. Feucht hingegen muss aufpassen, trotz der aktuellen Tabellensituation nicht nochmals ernsthafter in Abstiegsgefahr zu geraten. Vielleicht da das Auswärtsspiel am kommenden Dienstag beim VfB Eichstätt etwas leichter als das intensive Duell beim Kellerkind.
Spielbericht eingestellt am 29.03.2016 00:03 Uhr