von Rudi Dümpert
Wie ausgeglichen diese Bayernliga Nord ist, zeigte dieser 1:0-Sieg des Tabellenschlusslichts FV Würzburg beim Fünften TSV Aubstadt. „Dieser Weg wird kein leichter sein“, hatte der Stadionsprecher Gerd Schöppach vor dem Spiel aufgelegt und auf Nachfrage erklärt, dass er eine ganz schwere Aufgabe auf seinen TSV zukommen sehe. Denn selbst wenn sich die Personalien im Lauf der Jahre geändert haben: Aubstädter Mannschaften neigen dazu, in noch so guten Spielrunden immer mal einen richtigen Bolzen rein zu hauen und als vermeintliche, jedenfalls hoffnungsvolle Spitzenmannschaft gegen den Letzten zu verlieren: Kleinrinderfeld, Hollfeld und Memmelsdorf lassen grüßen. Die sind hinterher aber dennoch abgestiegen, wovon man beim FV Würzburg nach dieser Vorstellung absolut nicht ausgehen sollte. Diese Mannschaft lebt nicht nur, sie brannte lichterloh, nicht nur phasenweise, sondern 93 Minuten lang. Und ihr Sieg war nicht nur die Konsequenz einer enttäuschenden Vorstellung der Gastgeber; sie haben ihn sich, lautstark (allen voran David Drösler) und laufstark (alle) hart erarbeitet – und redlich verdient.
Es war der erste unter der Ägide des vor sechs Wochen neu installierten Trainers Marc Reitmaier. Was dieser 32-Jährige in so einem Spiel motivationstechnisch investiert, lässt keinen Spieler langsam laufen. „Wir haben uns in den letzten sechs Wochen konditionell auf den Stand gebracht, auf dem man zum Saisonbeginn sein muss“, gab er Einblick in seine damalige Bestandsaufnahme. „Und allmählich ernten wir die Früchte davon.“ Von denen Josef Francic und seine personell doch arg gehandicapte Mannschaft schon 28 (Punkte) geerntet und nicht geschenkt bekommen hatten, dieses Spiel aber nicht über die Beine und Lunge, sondern über den Kopf verlor. Und durch das unglückliche Zusammentreffen mehrerer Umstände. So gab Francic später zu, dass durch seine drei Wechsel, anders als noch in Frohnlach, kein Schub, eher das Gegenteil erzeugt wurde. „Ich würde es aber wieder so machen, weil keiner, der es besser zu wissen glaubt, drei Mal die Woche beim Training ist und sieht, was nicht elf, sondern alle 18 leisten.“ Diesmal gab es keinen Lohn für seine Nibelungentreue. Die Zukunft soll ihn bringen.
Der FV begann und spielte in keiner Phase wie ein Tabellenletzter, sondern präsentierte sich als eine selbstbewusst auftretende Mannschaft auf Augenhöhe mit dem Favoriten. Und obwohl es bis zur Halbzeit keinen einzigen Schuss von beiden Torhütern zu entschärfen gab, war es ein intensives Spiel, mit 60 zu 40 Spielanteilen für den TSV, halt eben nur zwischen den Strafräumen, kaum drinnen. Dennoch: Für ein Bayernligaspiel sind null Torchancen einfach zu wenig. Und in der zweiten Halbzeit änderte sich daran nur wenig: Die Umkehrung des Spielanteil-Quotienten und je eine richtige Torchance. Womit eine Punkteteilung sehr wohl zu rechtfertigen gewesen wäre. Aber so funktioniert Fußball eben nicht.
Letztlich wurde der WFV dafür belohnt, dass er ein Stück mehr investierte, während der TSV seine Investition an Geduld und Zurückhaltung überstrapazierte. Die Zuschauer warteten und warteten, dass der Favorit endlich die Handbremse lösen und Vollgas geben würde. Das Spiel blieb aber so strukturiert, dass die Würzburger die längeren offensiven Phasen mit weniger bis keiner Torgefährlichkeit hatten und die Aubstädter die kürzeren, aber intensiveren mit ein bisschen mehr Torgefahr. Vorwiegend dann, wenn sich Innenverteidiger Christian Köttler mit nach vorne wagte. „Wir hätten ihn heute in vierfacher Ausfertigung gebraucht“, lobte ihn Hans Rippel, Sprecher des „Fanclub Widerwärtig“, treffend. Überhaupt war die Abteilung Abwehr beim TSV fast makellos, in ihrer einen Aufgabe, der Defensive.
In Führung hätte der TSV ein Mal gehen können, als der Ball über Poznic und Bauer zu Schebak vor dem Tor gelangte und der aus Wülfershausen stammende FV-Keeper André Koob das Unentschieden erst mal rettete. Als die drei Wechsel beim TSV durch waren und Christoph Rützel mit Gelb-Rot draußen, rochen die Gäste Lunte, dass noch mehr drin sein könnte. Und es kam ihre einzige Torchance schon nach einer Minute in Überzahl: Wojtek Droszcz steckte zu Lars Schmidt durch. Der legte von der Grundlinie vors Tor und Adrian Istrefi kam – ein Mal – vor einem Aubstädter an den Ball. Jetzt hätte vom TSV die Schlussphase von Frohnlach kommen müssen. Sie kam nicht. „Wir haben zuletzt Spiele in den letzten Minuten verloren. Heute hat sich das Glück zurück gemeldet“, stellte Reitmaier sachlich fest und der ganze WFV-Tross feierte den zweiten Saisonsieg wie den Klassenerhalt.
Spielbericht eingestellt am 18.10.2015 20:11 Uhr