Beide Teams gingen nach den jüngsten Auswärtserfolgen mit breiter Brust ins Spiel. Sowohl die Hofer als auch die Forchheimer konnten am vergangenen Wochenende nicht nur Punkte einfahren, sondern auch Selbstvertrauen tanken. Für beide Trainer gab es daher keinen großen Anlass, ihre zuletzt siegreiche Startelf umzustellen. Bei den Hofern rutschte lediglich Maximilian Krauß für Andreas Knoll in die Startelf, bei den Gästen kehrt Kapitän Hayri Özdemir nach abgesessener Sperre für Sven Becker ins Team zurück. "Das Burglengenfeld-Spiel hat gezeigt, dass wir auch offensiv verteidigen können", ging Jahn-Coach Michael Hutzler zuversichtlich in die Partie: "Wir sind nicht hergekommen, um die Punkte hier zulassen." Entsprechend aggressiv wollten die Forchheimer ans Werk gehen. Aber natürlich wusste der 45-Jährige auch um die Stärken der Gastgeber: "Vor allem auf Torjäger Martin Holek müssen wir ein Auge haben, der hat ein unglaubliches Kopfballspiel. Am besten er bekommt erst gar keine Bälle. Das heißt für uns, schon die Flanken zu verhindern." Durchaus Respekt hatte auch der Hofer Coach Miloslav Janovsky vor der den Blau-Weiß-Schwarzen, nachdem er sie zuvor gegen Burglengenfeld unter die Lupe genommen hatte: „Gegen Forchheim wird es kein Spaß! Die Tabelle ist nur eine optische Täuschung. Das ist eine richtig offensiv- und spielstarke Mannschaft.“
Eduard Root (gelb) setzt sich gegen Tobias Dietrich durch.
Thomas Nietner
Miloslav Janovsky sollte Recht behalten: Denn die Gäste traten keineswegs wie ein verunsicherter Abstiegskandidat auf. Die Hutzler-Elf startete zwar erst einmal abwartend ins Spiel, zeigte aber durchaus ihr spielerisches Potential gegen von Beginn an pressende Hochfranken. Mit permanentem Dauerdruck wollten die Gastgeber die Gäste schon am Spielaufbau hindern und ihnen so das Leben bereits in der eigenen Hälfte schwer machen. Das gelang ihnen auch insoweit, so dass die Forchheimer meist nur bei schnellem Umschalten nach Ballgewinn gefährlich wurden. Hierbei erwies sich das Hofer Spiel anfangs als riskant. Denn durch die hoch mit aufrückenden Außenverteidiger Florian Thierauf und Harald Fleischer boten sich auf den Flügeln immer wieder Räume, in die die Gäste mit viel Tempo nach vorne stoßen konnten. Da wäre durchaus die Führung für die Gäste drin gewesen. Doch da zeigte sich der Vorjahresdritte nicht kaltschnäuzig und zielstrebig genug und spielte die Kontersituation nicht konsequent zu Ende (Bajrami, Selmani). Am Strafraum konnte die Hofer Abwehr so den Gegner wieder stellen. So gehörte die erste Tormöglichkeit der Begegnung dann eben den Hausherren. Dabei zeigte jedoch Jahn-Keeper Tugay Akbakla gleich seine Klasse: Einen Krauß-Schuss aus halbrechter Position lenkte der Gästeschlussmann sehenswert zur Ecke. Die Heimelf ging früh drauf und setzte die Gäste unter Druck. Doch insgesamt kam der letzte Pass bei den Hofern meist noch nicht an, die Forchheimer Hintermannschaft stand sicher. Auch spielerisch war in der Anfangsphase noch etwas Sand im Hofer Getriebe. Doch das war letztendlich alles vergessen, als Tomas Sturm nach einer halben Stunde dann doch die Führung gelang. Dabei nutzte die Heimelf die kurzzeitige Forchheimer Unterzahl aus, als Innenverteidiger Sandro Gumbrecht an der Seitenlinie behandelt werden musste. Dadurch bot sich auf der linken Abwehrseite der freie Raum, den der Torschütze prompt ausnutzte und auch im Eins-gegen-eins gegen Keeper Tugay Akbakla cool blieb. "Dabei müssen wir bei den Kontern zuvor das 1:0 machen. Da sind wir einmal kurz hinten mit einem Mann weniger, nutzt Hof das prompt aus", haderte Michael Hutzler. Und auch Keeper Tugay Akbakla ärgerte sich: "Bis dahin waren wir richtig gut und dann rutscht so ein Ball durch." Richtig: Denn bis dahin war es den Gästen weitgehend gelungen, die Hofern am Flanken zu hindern. Doch nach dem Führungstreffer ließ die Hutzler-Elf mehr Freistöße zu. Das hieß stets Alarm für die Forchheimer-Hintermannschaft. Denn vor der Kopfballstärke hatte Michael Hutzler ja schon im Vorfeld gewarnt. Und damit lag der Jahn-Coach richtig: Kurz vor der Pause erzielte der Hofer Torjäger Martin Holek nach einem Fleischer-Freistoß das 2:0. Da konnte Jahn-Kapitän Hayri Özdemir den Torschützen zuvor noch so bearbeiten, letztendlich blieb der Gästeverteidiger im Kopfballduell chancenlos. "Den Ball kannst du gegen Holek nicht verteidigen", sprach der Gästetrainer seinen Abwehrspieler von jeder Schuld frei. Für den 26-jährigen Tschechen war es bereits der neunte Saisontreffer. Und fast wäre die anfangs ausgeglichene Partie doch glatt schon vor der Pause entschieden gewesen, wäre da nicht Tugay Akbakla gewesen. Der Gästekeeper hielt sein Team schließlich mit einem gehaltenen Elfmeter von Harald Fleischer im Spiel. Was war passiert? Der pfeilschnelle Maximilian Krauß kam in hohem Tempo im Strafraum zu Fall, als Hayri Özdemir seinen Körper dazwischenschob. Aber war das ein Elfmeter? Für den Verursacher nicht und auch für Michael Hutzler nicht ("Das war keiner!"), für den Unparteiischen dagegen schon. Doch letztendlich hatte sich die Diskussion schnell erledigt, denn Harald Fleischer scheiterte vom Punkt. Die Hofer verpassten so schon zur Halbzeitpause eine Vorentscheidung.
Der Hofer Torjäger Martin Holek (gelb) im Duell mit Jahn-Kapitän Hayri Özdemir (re.).
Thomas Nietner
"Wir wollten nach der Pause noch einmal alles versuchen, aber letztendlich ging nicht mehr viel. Hof hat uns nicht mehr ins Spiel kommen lassen", fasste Michael Hutzler die zweite Hälfte zusammen. Seine Elf hatte sich im zweiten Durchgang viel vorgenommen und agierte anfangs zwar mutiger, aber eben nicht zwingend. Die Hofer Hintermannschaft stand weiter sicher, so dass Keeper Radim Novak über die gesamte Spieldauer sein Können nicht unter Beweis stellen musste. Vielmehr fiel die die Entscheidung fast schon früh auf der Gegenseite: Aber Tobias Dietrich konnte gerade den Schuss von Maximilian Krauß gerade noch blocken, ansonsten hätte der Hofer Youngster den Querpass von Tomas Sturm eingelocht. Doch die Entscheidung war lediglich um ein paar Spielminuten verschoben. Dabei wieder im Brennpunkt: Maximilian Krauß, der die Forchheimer Hintermannschaft mit seinen Tempodribblings vor so einige Probleme stellte. So auch nach knapp einer Stunde, als ihn erneut Hayri Özdemir nur mit einem Foulspiel im Strafraum bremsen konnte. Dieses Mal waren sich aber alle einig: Klare Sache - Strafstoß. Und auch Harald Fleischer machte es dieses Mal besser und versenkte das Leder sicher im Kasten. Die endgültige Entscheidung! "In der Bayernliga ist auch eine 2:0-Führung keine Garantie. Von daher wollten wir den dritten Treffer machen", so Miloslav Janovsky. Danach spielte es die Heimelf jedoch locker runter und kam in der Schlussphase noch zu weiteren guten Möglichkeiten. Allen voran Maximilian Krauß drehte auf dem linken Flügel nun so richtig auf. Der Youngster war es schließlich auch, der Neuzugang Eduard Root auch zu seinem ersten Treffer im Hofer Trikot verhalf. Zuvor war der ehemalige Bayreuther noch am guten Jahn-Keeper Tugay Akbakla gescheitert. Aber auch seine beiden Teamkollegen Kaan Gezer und Martin Holek blieb ein weiteres Erfolgserlebnis verwehrt. Das wäre jedoch wohl dem Guten zu viel gewesen.
"Mit den Hofern ist heuer zu rechnen", zog Michael Hutzler nach der Partie vor den Gastgebern den Hut: "Sie haben einfach eine gute individuelle Klasse!" Worte, die sein Trainerkollege Miloslav Janovsky sicherlich gerne vernahm. Auch der Hofer Coach zeigte sich vollends zufrieden mit seiner Mannschaft. Die Automatismen scheinen bei den Hochfranken nach einem kurzen Durchhänger nun endlich zu greifen. Seit vier Spieltagen sind die Gelb-Schwarzen nunmehr unbesiegt und ohne Gegentreffer. Von einer Spitzenmannschaft wollte Miloslav Janovsky dann aber noch nicht sprechen. Denn der 41-Jährige weiß: "Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir perfekt spielen." Heute war eben so ein Tag, auch wenn die Forchheimer anfangs noch gut mithalten konnten und bei zwei Kontersituationen ihrerseits in Führung hätten gehen können. Andere Teams wie Aubstadt und Haibach zeigten sich in dieser Saison hierbei schon effektiver und wussten solche Möglichkeiten auf der Au auszunutzen. Das war aber auch schon das Einzige, was der Hofer Coach zu bemängeln hatte: "Wir riskieren eben viel und verlieren dabei dann die Übersicht. Da hatten wir Glück!" Am verdienten Sieg seiner Elf änderte dies dennoch nichts. Die Hofer Bayern bleiben oben dran und reisen als Tabellenvierter in der nächsten Woche zum Schlusslicht nach Würzburg. Für die Forchheimer steht ein richtungsweisendes Derby gegen Don Bosco Bamberg auf dem Programm.
Spielbericht eingestellt am 26.09.2015 19:48 Uhr