von Rudi Dümpert
Der TSV Aubstadt hat am zwölften Spieltag der Bayernliga Nord eine Tradition fortgesetzt, die darin besteht, Tabellenführer, beispielsweise Bayreuth, Amberg oder Kickers Würzburg, zu Fall zu bringen, aber nicht zu stürzen. In schöner Regelmäßigkeit wurden solche Spitzenreiter Ende Mai trotzdem Meister. Wenn dies dem Trainer des VfB Eichstätt Markus Mattes garantiert wäre, dann hätte er diese Niederlage noch etwas gelassener hingenommen als er es so schon tat. Der ehemalige Bayernliga- und Regionalligaspieler, u.a. beim FC Ingolstadt, bestritt zwar gut gelaunt die Pressekonferenz nach dem Spiel, „unser Etat ist ausgereizt, Regionalliga kommt für uns eh nicht in Frage.“ Mit dem Grabfeld hat er es aber nicht so: „Ich war jetzt zum zweiten Mal in meinem Leben hier und habe zwei Mal verloren. Also was soll ich hier?“
Die Niederlage schmerzte sicherlich noch mehr, als er erfuhr, dass die Aubstädter personell zwar eine kampfstarke Truppe aufgeboten hatten, mit Leicht, Noack, Dellinger, Benkenstein, Grader und Mack sechs Stammspieler mehr oder weniger kurzfristig ersetzen mussten und Christian Köttler krankheitsbedingt eigentlich nicht Bayernliga-tauglich geschrieben war. Und der TSV-Coach leistete sich dennoch den Luxus, auf einen seiner besten Angreifer von Feucht Martin Thomann aus taktischen Gründen zu verzichten. „Ich wusste, dass sie mit zwei Korridoren spielen und damit eine ungeheure Offensivkraft entwickeln und habe mich zu diesem Schritt entschieden.“ Der teils richtig war, weil die aufopfernd kämpfenden Abschter, mitunter mit einer gehörigen Portion Glück, die Korridor-Tür nie ganz auf machten. Nur teils, weil so richtig Schwung in die Offensive erst kam, als der schnelle Dauerläufer Thomann im Spiel war.
Zu dem Zeitpunkt hätten die Gastgeber schon zurück liegen können, „und dann wären kreative Leute nötig gewesen“, räumte Francic ein, „wären wir mit unserer Kampfkraft wohl nicht mehr ran gekommen.“ In einer Beziehung aber hatte er unter der Woche ganze Arbeit geleistet: Mit der Schlafmützigkeit in der ersten Halbzeit war es vorbei. Wenn auch Eichstätt im ersten Abschnitt die bessere Mannschaft war und mit einem beruhigenden Vorsprung in die Kabine hätten gehen können: Das war eine ganz andere Gegenwehr, die sich dem VfB entgegen stemmte. Die Gäste rollten permanent mit hohem Tempo und langen, sicheren Kombinationen auf den Strafraum der Aubstädter zu und begannen, wenn sie dort den Ball verloren, mit so hohem Pressing, dass die Francic-Elf kaum zu ihrem bevorzugten Umschaltspiel fand. Überdies fehlten halt zu vielen Akteuren ihre gewohnten Nebenspieler, als dass dies hätte reibungslos funktionieren können wie wenn alle da sind.
Dennoch: Ein Zarco Poznic zum Beispiel, gelernter Innenverteidiger, musste auf die rechte Außenbahn und ersetzte mangelnde Einbindung durch eine blitzsaubere kämpferische Leistung. Die Oberbayern hatten ihre erste Groß-Doppel-Chance bereits in der 12. Minute, als erst der klassische Mittelstürmer Florian Grau an Manuel Hümmer auf der Linie und im Nachschuss Dominik Wolfsteiner an TW Felix Reuschs tollem Reflex scheiterte. Und in der 14. Minute traf Grau nur den Innenpfosten des TSV-Gehäuses. Ein 0:2 und eine Vorentscheidung wäre sehr frühzeitig möglich gewesen. Dass der TSV-Pausen-Discjockey Reinhard Köhler den Gassenhauer von Xavier Nidoo auflegte, hatte seine Berechtigung: „Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer.“ Vielleicht meinte er auch nur den Weg zu einem Unentschieden, „mit dem ich nach den telefonischen Absagen vor dem Spiel auch zufrieden gewesen wäre“, wie Josef Francic befand. Um aber sofort anzufügen: „Nach unserem 1:0 natürlich nicht mehr.“
Aubstadt stand nach dem Seitenwechsel zunächst zwar weiterhin unter Druck. Die Konter sahen nun aber schon viel gefährlicher aus. Und der über den ungeheuer lauf- und einsatzfreudigen Max Schebak brachte die zu dem Zeitpunkt sehr glückliche TSV-Führung. Seine Flanke rammte Christoph Rützel mit einer solchen Entschlossenheit mit dem Schädel per Aufsetzer unter die Latte, dass ihn keine zehn Gäule davon hätten zurückhalten können. Und die Abschter spielten auf einmal wie aus einem Guss, suchten ihr Heil völlig richtig in der Flucht nach vorne (Trunk und Schebak hatten das 2:0 am Fuß), mussten natürlich noch einige Male bedenklich zittern. Aber „an einem Tag wie diesem“ richtete Fortune die Waage zur ausgleichenden Gerechtigkeit wieder einmal zurecht: Für Eichstätt und für Aubstadt. Das Ergebnis: Glücklich? Ja! Verdient? Na ja!
Spielbericht eingestellt am 20.09.2015 09:47 Uhr