Tabellenletzter, nur vier Punkte aus den ersten zehn Spielen und zwei herbe Heimklatschen (0:3 und 2:5) in den beiden vorherigen Spielen - die Lage des 1.FC Sand war wahrlich nicht rosig. Und ausgerechnet heute kam der sich im Aufwind befindende FC Eintracht Bamberg zum Derby ins Seestadion. Trotz der positiven Tendenz aus den letzten drei Spielen, die man ohne Niederlage überstand, konnte auch die Truppe von Norbert Schlegel nicht sorgenfrei nach Unterfranken reisen. Platz Zehn nach ebenso vielen Spielen - insgeheim hatte man sich im Lager des hochgehandelten FC Eintracht wohl mehr erhofft. Doch nach einem knappen Drittel der Saison müssen sowohl der FC Eintracht als auch die Gastgeber vom 1.FC Sand zugeben, dass sie ihren Ansprüchen hinterherhinken. Umso wichtiger deshalb, mit einem Sieg im heutigen Duell die ersten Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Bei diesem Vorhaben sollte auf Seiten der Heimelf Last-Minute-Neuzugang Markus Schnitzer helfen, der in der Innenverteidigung auflief. Dabei traf Schnitzer auf Nicolas Görtler, der bei den Gästen in seinem ersten Startelfeinsatz in dieser Saison an der Seite von Alassane Kane für Tore sorgen sollte.
Flügelflitzer im Duell: Thorsten Schlereth vom 1.FC Sand spitzelt den Ball an Bambergs Nico Haas vorbei.
Simon Ruß
Bereits nach wenigen Augenblicken drang Sands einzige Spitze Dinis Ribeiro in den Gästestrafraum ein, sein Schuss sprang dem grätschenden Mirza Mekic an die Hand - und schon forderte die Heimelf vehement Elfmeter, Schiri Stefan Klerner ließ das Spiel aber weiterlaufen. Ein rasanter Beginn - mit dem das Spiel in der Folge nicht mithalten konnte. Beide Mannschaften neutralisierten sich weitgehend im Mittelfeld, Sand verteidigte aggressiv und ließ so keinen geordneten Spielaufbau beim FCE zu. Offensiv setzte die Eigner-Elf auf Konter über ihre schnellen Außen Sven Wiczorek und Thorsten Schlereth. Durch einen dieser überfallartigen Gegenangriffen kamen die Sander auch zu ihrer nächsten Chance, doch mit letztem Einsatz konnten Keeper Matthias Kühhorn und Verteidiger Lucas Schraufstetter den Abschluss des durchgebrochenen FCS-Stürmer Dinis Ribeiro blocken. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt wirkte Norbert Schlegel auf der Gästebank mehr als unzufrieden, seine Truppe produzierte erst nach einer halben Stunde den ersten eigenen Torschuss. Sinnbildlich nach einer Ecke, aber der freistehende Ex-Sander Maximilian Göbhardt platzierte seinen Kopfball zu mittig. Kurz darauf dann auch die erste Großchance für die Violetten, Nicolas Görtler bediente Nico Haas auf rechts, der den Ball aber aus 15 Metern über den Kasten von Simon Mai donnerte. Das war es dann aber auch wieder mit der Bamberger Offensiv-Herrlichkeit: Zwar zeigte man sich um Spielkontrolle bemüht, viel zu oft unterliefen den Gästen aber Fehler im Spielaufbau, so dass man mehrfach in schnelle Gegenangriffe des 1.FC Sand lief. So boten sich dem Tabellenletzten noch vor der Pause zwei gute Möglichkeiten, um in Führung zu gehen: Zunächst wurde ein Ribeiro-Schuss nach starker Vorbereitung von Thorsten Schlereth geblockt, dann schob eben jener Schlereth den Ball nach einem Konter über Sven Wieczorek aus zehn Metern knapp am Gästetor vorbei. 0:0 zur Pause - vor allem der 1.FC Sand musste sich nach dem Auslassen seiner Möglichkeiten ärgern, ohne eigenes Erfolgserlebnis in die Kabinen zu gehen.
Die Großchance von Sands Sturmspitze Dinis Ribeiro blocken FCE-Keeper Matthias Kühhorn und Verteidiger Lucas Schraufstetter mit vereinten Kräften.
Simon Ruß
Dass man auf Bamberger Seite mit der ersten Hälfte kein bisschen zufrieden war, sah man auch daran, dass der FCE deutlich länger in der Kabine blieb als die Heimelf. Anscheinend herrschte viel Gesprächsbedarf bei Norbert Schlegel - und seine lange Ansprache zeigte Wirkung. Viel präsenter agierten die Violetten nun, vor allem über die Außenbahnen erzeugten die Domstädter viel mehr Druck als in den ersten 45 Minuten. Gerade zwei Zeigerumdrehungen waren vergangen, da strich ein abgefälschter Gradl-Schuss nach einer Flanke von Andre Jerundow knapp am Sander Tor vorbei. Und auch Lucas Schraufstetter zeigte seine Qualitäten beim Flanken, seine Hereingabe vor rechts bugsierte Nicolas Görtler mit links aber über den Kasten. Der FCE schien Oberwasser zu gewinnen - doch die gute Phase nach der Pause erwies sich nur als kurzes Strohfeuer. Zwar ging es weiterhin meistens in Richtung Heimtor, der nächste Abschluss der Gäste - ein Volleyschuss von Strohmer - ließ aber bis in Minute 73 auf sich warten. Die Violetten fanden einfach kein probates Mittel, um die kompakte Defensive der Sander um den bärenstarken Markus Schnitzer zu überwinden. Da aber auch der FCS offensiv nicht zwingend agierte, ging es torlos in die letzten zehn Minuten. Doch dann ging es Schlag auf Schlag - zunächst war die Eigner-Truppe an der Reihe: Nach einem Angriff über links gelangte eine Ribeiro-Flanke über Umwege zu Marc Fischer, der am langen Pfosten wartete, doch anstatt sofort abzuschließen, schlug Fischer noch einen Haken und wuchtete die Kugel über den Kasten von Matthias Kühhorn. Was für eine Chance für das Schlusslicht, es blieb aber keine Zeit zum Hadern auf Seiten der Sander, denn im Gegenzug bediente Alassane Kane den eingewechselten Timo Strohmer, dessen abgefälschten Schlenzer FCS-Keeper Simon Mai gerade so über den Kasten lenken konnte. Spät, aber nicht zu spät nahm die Partie noch richtig an Fahrt auf. Doch mitten in der entscheidenden Phase leistete sich der FCE (erneut) einen Ballverlust, über Markus Schnitzer und Pascal Stahl landete der Ball auf links bei Sven Wieczorek, der freistehend in den Strafraum eindrang. Seinen knallharten Linksschuss konnte Keeper Matthias Kühhorn mit beiden Fäusten stark parieren, der Ball flog aber an die Brust von Pascal Niersberger und hüpfte von dort über die Linie. Was für ein Zufallstor, doch genau dieses Glück hatte sich der 1.FC Sand mit seinem couragierten Auftritt in den vorherigen 85 Minuten verdient. Und auf einmal war auch der FCE wieder aufgewacht, keine Minute nach dem Führungstreffer wackelte die Abwehr der Sander gewaltig, nach einem Eckball landete der Ball am langen Pfosten, Oliver Seybold schob den Ball aber aus kurzer Distanz am Tor vorbei. Die folgenden Minuten überstand der FCS aber souverän und hielt die Gäste bei mehreren Eckbällen in deren Hälfte. Und da auch der indisponierte Daniel Schäffler den letzten Ball im Strafraum kläglich verstoppte, blieb es beim knappen 1:0.
Nach dem Schlusspfiff war der Jubel auf Seiten der Sander riesig, endlich wurde der erste Heimsieg in der neuen Saison unter Dach und Fach gebracht. Endlich konnten die Schwarz-Weißen die Rote Laterne abgeben, mit nun sieben Punkten wurde auch der Abstand auf die direkten Nicht-Abstiegs-Plätze auf fünf Punkte verkürzt. Zwar hängt der FCS noch immer seinem rabenschwarzen Saisonstart mit zunächst sechs Niederlagen hinterher, der Anschluss ans hintere Mittelfeld konnte mit dem heutigen Sieg aber hergestellt werden. Im hinteren Mittelfeld ist auch - völlig überraschend - der heutige Gegner platziert. Von vielen Experten im vorderen Drittel erwartet, schien der FC Eintracht Bamberg in den letzten Wochen den Erwartungen langsam gerecht zu werden, die heutige Niederlage wirft die Schlegel-Truppe nun aber wieder weit zurück. Nicht nur das 0:1 an sich, sondern vor allem die Art und Weise des Zustandekommens lässt die Verantwortlichen des FCE ratlos zurück: Völlig verdient verlor man gegen ein aufopferungsvoll kämpfendes Schlusslicht aus Sand, das dem Favoriten in Einsatz und vom Kampf her überlegen war. Mit dieser Einstellung ist der Eigner-Elf in den nächsten Wochen mehr zuzutrauen als der heute eroberte Tabellenplatz 17. Bereits nächtsten Freitag bietet sich dem FCS im schweren Auswärtsspiel bei der SpVgg Weiden die Möglichkeit, dem nächsten Favoriten ein Bein zu stellen. Der FC Eintracht dagegen hat nun zwei Wochen Zeit, die heutige Niederlage zu verdauen, erst am 26.09 steht die Reise zum bisherigen Tabellenführer aus Eichstätt an.
Spielbericht eingestellt am 11.09.2015 23:33 Uhr