Eine besondere Partie stand heute in der Bayernliga Nord an, denn im Oberfrankenderby gegen die SpVgg Jahn Forchheim ging es für Eintracht Bamberg nicht nur um drei dringend benötigte Punkte, sondern auch um einen Sieg zur Sandkerwa, die nach der Partie noch geschlossen besucht werden sollte. Die Motivation in diesem kleinen Oberfrankenderby war daher vor Beginn der Partie dementsprechend hoch, der Dreier sollte her, egal wie. Bei der SpVgg sah dies natürlich nicht anders aus, zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle sollten die Aufgabe im Fuchsparkstadion aber ein Stück schwieriger machen, immer wieder musste Jahn-Trainer Michael Hutzler in den letzten Wochen umstellen, auch vor diesem Duell änderte sich daran wenig. Man konnte also von einer engen und umkämpften Auseinandersetzung zweier Mannschaften ausgehen, die momentan diverse Probleme mit sich herumschleppen und den Start in die neue Spielzeit nicht sonderlich erfolgreich hinter sich gebracht haben.
Im Duell der nominellen Siebener wird Daniel Schäffler (re.) von Forchheims Thomas Roas (li.) nicht hart, aber im Rahmen des Vertretbaren gestoppt.
Hendrik Kowalsky
Das Spiel lief kaum drei Minuten, da war bereits die erste gute Gelegenheit zu notieren, denn nach gutem Ballgewinn von Jahn-Verteidiger Sandro Gumbrecht war es Tim Basener, der mit einem satten Schuss den Bamberger Schlussmann Benedikt Hoh ernsthaft prüfte. Die übliche Abtastphase blieb diesmal weitgehend aus, der besondere Charakter der Begegnung war den Akteuren anzumerken, von Beginn an entwickelte sich eine intensive Auseinandesetzung. Den besseren Eindruck machten dabei aber die ersatzgeschwächten Gäste, die früh pressten und bei Ballgewinn schnell in die Offensive umschalteten, was den anfangs behäbig auftretenden Hausherren durchaus Probleme bereitete. Nur zwei Minuten später wäre es daher beinahe wieder brenzlig geworden, doch gegen den heranrauschenden Thomas Roas konnte FCE-Abwehrchef Mirza Mekic noch gerade eben klären. In der Folge sollte sich das Geschehen dann etwas beruhigen, die Gastgeber fanden nach der Anfangsviertelstunde allmählich besser in die Partie, agierten im Angriffsspiel aber noch zu ungenau und leisteten sich diverse leichte Ballverluste, was dem Jahn die weiterhin die Kontrolle über das Geschehen ermöglichte. Doch auch der SpVgg unterliefen nun leichtere Fehler im Spielaufbau, weshalb sich die Mannschaften in dieser Phase vornehmlich zwischen den Strafräumen neutralisierten. Es sollte bis zur 27. Minute dauern, ehe das nächste Raunen durch das Stadion ging, doch Forchheims Thomas Roas sollte mit seinem guten Freistoß aus 25 Metern den linken Pfosten um Zentimeter verfehlen. Gegen Ende des ersten Durchgangs warteten die knapp 650 Zuschauer weiterhin auf die erste gute Möglichkeit des FC Eintrachts, die Elf von Trainer Norbert Schlegel wirkte auch fortan seltsam gehemmt und gestaltete das Geschehen zwar relativ ausgeglichen, brachte aber so gut wie gar keine gefährlichen Situation in Strafraumnähe zustande. In Spielminute 37 bot sich den weiterhin etwas besser auftretenden Forchheimern dann die bisher größte Chance zum Führungstreffer, nach starkem Einsatz von Tim Basener auf der linken Seite und anschließender Flanke auf den langen Pfosten war es jedoch Dominik Zametzer, der die Hereingabe per Volleyabnahme aus zehn Metern direkt in die Arme von Benedikt Hoh im Kasten des FCE schoss, da war deutlich mehr drin. Die Intensität nahm in den Schlussminuten des ersten Durchgangs nochmal zu, die Eintracht verschob ihre Reihen etwas weiter nach vorne und kam in der 42. Minute dann auch zu seiner ersten sehr guten Gelegenheit. Doch nachdem Bambergs bester Akteur, Daniel Schäffler, den startenden Alassane Kane mit einem feinen Zuspiel in Szene setzte, ging dieser zunächst clever an SpVgg-Schlussmann Tugay Akbakla vorbei, legte sich das Leder dann aber zu weit vor und scheiterte dann aus spitzem Winkel beim Versuch der Ablage in den Rückraum. Dies sollte aber der letzte Aufreger des ersten Durchgangs bleiben und als der hervorragende Schiedsrichter Philipp Götz wenig später zur Halbzeit pfiff, blieb den Zuschauern im Fuchsparkstadion nur die Hoffnung auf einen besseren Auftritt der Gastgeber nach dem Seitenwechsel.
Firat Güngör (re.) überzeugte auf der linken Forchheimer Abwehrseite mit einer zweikampfstarken und hochmotivierten Leistung, in dieser Szene setzt er gegen Maximilian Göbhardt (li.) nach.
Hendrik Kowalsky
Nach dem Wiederanpfiff sollte sich am Spielverlauf erstmal wenig ändern, weiterhin wirkte der Jahn bissiger, presste deutlich besser als der FCE und hatte mit den harmlosen Offensivbemühungen der Hausherren keinerlei Mühe. Allein der Forchheimer Führungstreffer ließ weiterhin auf sich warten, doch in der 53. Minute hätte sich das durchaus ändern können, denn als Senad Bajric erneut Roas fand und dieser von rechts in den Strafraum zog, hatte er aus 13 Metern freie Schussbahn, setzte das Leder jedoch minimal neben den linken Pfosten und verpasste das Führungstor. Sieben Minuten später durften die Blau-Schwarzen dann aber doch jubeln, denn nach einer Freistoßflanke von Firat Güngör stieg Senad Bajric in zwölf Metern Torentfernung hoch, setzte zum Kopfball an und brachte das Leder per Bogenlampe hinter Hoh im Eintracht-Tor zum 1:0 für Jahn Forchheim im Kasten unter! Nach einer Stunde fiel der überfällige Treffer also doch und dadurch musste bei den Hausherren nun etwas passieren, wollte man das Oberfrankenderby nicht verlieren. In der Tat schien die Eintracht durch das Gegentor nun geweckt worden zu sein, die Schlegel-Elf spielte vom Wiederanstoß weg deutlich beherzter nach vorne, erhöhte bald das Risiko und erhöhte spürbar den Druck auf die mittlerweile leicht müde wirkenden Gäste. Torchancen blieben zwar zunächst weiter Mangelware, doch die Körpersprache der Gastgeber war nun eine andere. Der FCE riss das Kommando an sich und kam nun vor allem über die schnellen Außen mit Daniel Schäffler und Nico Haas vermehrt zu gefährlichen Tempovorstößen, an deren Ende noch die Genauigkeit fehlte. Doch je mehr es nun in Richtung Schlussphase ging, desto tiefer stand die SpVgg, die Kräfte der Gäste ließen immer mehr nach, der personelle Aderlass machte sich nun deutlich bemerkbar. Bamberg rannte jetzt an, diverse hohe Bälle segelten nun in die Forchheimer Gefahrenzone, doch Alassane Kane und seine Mitspieler vermochten es nicht, sich klare Einschussgelegenheiten zu erspielen. Doch als sich in der 78. Minute Daniel Schäffler ein Herz nahm und auf der linken Außenbahn seinen Gegenspieler abschüttelte, sollte die Eintracht für ihre Bemühungen belohnt werden, denn Schäfflers anschließende scharfe Hereingabe traf Jahn-Verteidiger Sandro Gumbrecht, der das Leder aus fünf Metern sehr unglücklich zum 1:1 ins eigene Netz abfälschte! Jubel bei der Bamberger Eintracht, die Schlegel-Elf war zurück in der Partie und noch blieb Zeit, vielleicht sogar den Siegtreffer zu erzielen. Folgerichtig spielten die Gastgeber daher weiter nach vorne und schnürten den Jahn nun in seiner eigenen Hälfte ein, ließ bei den weiten Flanken von der Mittellinie aber zumeist die nötige Präzision vermissen. In den Schlussminuten spielte sich das Geschehen dann ausschließlich rund um den Strafraum der SpVgg ab, Forchheim verteidigte mit Mann und Maus und hätte in der 90. Minute durchaus das 1:2 kassieren können. Denn nachdem zunächst der eingewechselte Calvin Sengül nach Freistoßflanke aus zehn Metern am stark parierenden Akbakla scheiterte, stand Alassane Kane zum Abpraller bereit, doch auch diesen fischte der Forchheimer Schlussmann noch aus dem kurzen Eck und hielt damit den Punktgewinn fest. Denn als Eintracht-Abräumer Maximilian Göbhardt in der Nachspielzeit eine Flanke an den Fünfmeterraum um Haaresbreite verpasste und das Spielgerät nicht im Forchheimer Tor unterbringen konnte, beendete Schiedsrichter Götz die Partie und ließ hüben wie drüben enttäuschte Gesichter auf dem Rasen zurück.
Insgesamt geht das Remis durchaus in Ordnung, denn während Forchheim das Spiel eine Stunde lang im Griff hatte und die Eintracht sich im Spielaufbau sehr schwer tat, legten die Gastgeber nach dem Rückstand den Schalter um und kamen zu einigen sehr guten Gelegenheiten, aus denen aber nur ein Treffer heraussprang. Besonders in den Schlussminuten hätten die Gastgeber das Spiel beinahe komplett gedreht und kamen zu mehreren Großchancen, ließen diese aber liegen und müssen sich daher mit nur einem Punkt begnügen. Dass es überhaupt noch dazu kam, ist aber zu einem gewissen Teil auch dem schludrigen Forchheimer Umgang mit seiner Überlegenheit zu verdanken, der Jahn hätte sich schon vor dem Pausenpfiff für seinen starken Auswärtsauftritt belohnen müssen, verpasste aber die mehrmals mögliche Führung und traf letztlich erst nach dem Seitenwechsel, weshalb das Torepolster in der Schlussphase nicht mehr für den Auswärtssieg reichte und die Gäste ihren immer mehr nachlassenden Kräften Tribut zollen mussten. Durch das Unentschieden verpassen beide Mannschaften einen Schritt aus dem unteren Tabellendrittel und stecken vorerst im Mittelfeld der Bayernliga Nord fest, ein Zustand, mit dem die Verantwortlichen beider Mannschaften sicher nur bedingt gerechnet haben. So bleibt letztlich ein durchwachsenes Fazit dieser Begegnung, aus der am Ende verdientermaßen kein Sieger hervorging.
Spielbericht eingestellt am 22.08.2015 23:40 Uhr