Mitte der zweiten Halbzeit herrschte Ruhe auf den Bänken. Fast ein wenig wie Sommerfrischler hatten es sich Gerd Schimmer und Stefan Braungardt unter dem schützenden Dach im Schatten der Auswechselbank bequem gemacht. Die Beine ausgestreckt, verfolgten sie offenbar entspannt dem Geschehen auf dem Kunstrasen. Zwei Trainer, die es offenbar aufgegeben hatten, dem Spiel ihrer Teams eine entscheidende Wende zu geben. 1:1 hieß es da - gut 25 Minuten vor dem Ende. Ein Resultat, das auch nach dem Schlusspfiff noch Bestand hatte. Und auch wenn sowohl der Don-Bosco- als auch der VfL-Übungsleiter später wieder in ihrer Coaching-Zone standen, hin und her tigerten und auf den Platz gestikulierten, in der Hoffnung, doch aus dem einen noch drei Punkte zu machen - der Moment der Ruhe nach etwas mehr als einer Stunde war symptomatisch. Mehr als ein Unentschieden war an diesem Mittwochabend für beide nicht drin.
"Das 1:1 geht in Ordnung", fand Gerd Schimmer nach dem Schlusspfiff und lag damit genauso richtig, wie sein Gegenüber Stefan Braungardt, der meinte, dass "man sich auch mal mit einem 1:1 begnügen muss", wenn es einem nicht gelänge, die Überlegenheit, die er vor allem vor der Pause von seiner Elf gesehen hatte, in eine Führung umzusetzen.
Fast wie bei einem Ringkampf beharken sich Felix Strobler (li.) und Jannik Schmidt.
Marco Heumann
Am nähesten dran, den Führungsauftrag zu erfüllen, waren Yannik Teuchert und Christos Makrigiannis. Erstgenannter traf fünf Minuten vor der Pause mit einem fulminanten 20-Meter-Kracher nur den Pfosten, denn auch der Ex-Bamberger gut 30 Minuten zuvor nach einem Zuspiel von Sebastian Wagner anvisiert hatte. Zwei Großchancen, die zeigten, wo vor dem Wechsel die große Stärke der Gäste lag. Immer wieder jagten sie der DJK im Aufbauspiel die Bälle ab und schalteten blitzschnell in den Angriffsmodus um. Vor allem Christopher Autsch als Teil der Doppelsechs sowie Sebastian Wagner und Christos Makrigiannis setzten ihre Mitspieler immer wieder gut in Szene. Dabei kam der Mannschaft von Stefan Braungardt aber auch zu Gute, dass Christoph Kaiser und Co im Mittelfeld einfach keinen Zugriff auf die Partie bekamen. Nicht umsonst bemängelte Gerd Schimmer, dass die Seinen vor der Pause "nur Begleitschutz" geleistet hätten. Vor allem in der Zentrale klafften riesige Lücken, die dazu führten, dass sich Christos Makrigiannis immer wieder unbedrängt aufdrehen und Richtung Don-Bosco-Tor marschieren konnte. Dabei hatte der Gegner, wie schon beim 2:1 in Eltersdorf am vergangenen Wochenende, auf eine 4-2-3-1 mit eineinhalb Sechsern gesetzt. Aber die Abstimmung zwischen Felix Strobler, der weiter vorne agieren sollte, und Christoph Kaiser stimmte meist nicht. Zumal dem Routinier deutlich anzumerken war, dass er nach seinem Kreuzbandriss und mehreren Monaten Pause noch lange nicht in Bestform ist. Da auch die Außenbahnen nicht immer gut nach innen absicherten, boten sich den Frohnlachern, die eigentlich abwartend agieren wollten, unerwartet viel Raum, den sie spielerisch durchaus ansehnlich nutzten. Was fehlte war lediglich die Effizienz. Mit Sebastian Wagner und Alexander Eckert kehrten beim VfL zwei erfahrene Akteure ins Team zurück. Sie ersetzten Maximilian Weinreich und Lukas Pflaum. Marcel Burkard rückte aus der Innenverteidigung auf die linke Außenbahn, wo er sich mit Johannes Wolfschmitt eines der wichtigsten Duelle des Abends lieferte. Immer wieder war der aus Memmelsdorf gekommene Rechtsfuß der Zielspieler für Abschläge oder lange Bälle. Immer wieder musste er ins Kopfballduell mit Marcel Burkard. Immer wieder zog er dabei den Kürzeren. Weswegen es ein wenig unverständlich erschien, warum der 24-Jährige nicht auch bei Standards für Johannes Wolfschmitt vorgesehen war. Schon der erste Eckball machte klar, dass diese Entscheidung vermutlich eine falsche war. Markus Fischer nahm nach 27 Minuten Maß und fand den Kopf des Ex-Memmelsdorfers. Die zu diesem Zeitpunkt überraschende Führung für die Hausherren, die aus dem Spiel heraus zu keiner einzigen Chance gekommen waren. Lange sollte das 1:0 aber nicht Bestand haben. Nach einem Einwurf auf Strafraumhöhe schalteten die Frohnlacher schnell. Sebastian Wagner kam gut 20 Metern vor dem Tor an den Ball und schoss. Nicht scharf, aber mit viel Effet, aber in jedem Fall keinesfalls unhaltbar. Der verdiente Ausgleich!
Sebastian Wagner mit einem eleganten Trick gegen Felix Strobler (hinten).
Marco Heumann
Ein Remis, das auch die zweiten 45 Minuten überstand. Auch wenn sich der Spielfilm ein wenig änderte. Gerd Schimmer hatte auf die schwache Vorstellung in der Offensive reagiert. Aus dem 4-2-3-1 wurde ein 4-4-2 mit Raute. Christoph Kaiser - dem es einfach an Kraft und Frische fehlt - und der wirkungslose Maximilian Hoffmann durften in der Kabine bleiben. Ein Oldie und ein Youngster kamen. Markus Schnitzer rückte nach links außen und Henrik Schwinn feierte mit gerade einmal 17 Jahren sein Landesliga-Debut als zweiter Stürmer. "Die beiden haben Schwung in unsere Aktionen gebracht", stellte Gerd Schimmer nach Spielschluss fest. Markus Schnitzer gelang nach gut 55 Minuten gar der erste Schuss aus dem Spiel heraus aufs VfL-Tor. Aber ansonsten passierte weiterhin nur wenig. Kombinationsspiel? Nahezu völlig Fehlanzeige. Stattdessen wurde mit weiten Bällen - oft geschlagen von Markus Fischer, der jetzt als Sechser agierte - versucht, Einwürfe oder Ecken zu ergattern. Nach denen wurde es jedoch einige Male gefährlich. Vor allem in der 84. Minute, als Markus Schnitzer die beste Chance hatte, für Don Bosco aus einem drei Punkte zu machen. Nach einem Eckball kam er mit dem Rücken zum Tor stehend an den Ball, versuchte es mit einem Fallrückzieher und zwang den Hünen im VfL-Tor, Jonas Hempfling, zu einer Glanzparade. Aber auch die Gäste blieben stets gefährlich. Zwar agierten sie weniger dominant als in Durchgang Eins und konnten die Laufbereitschaft der ersten Hälfte nicht bis zum Schlusspfiff halten, aber die schnellen Umschalt-Kombinationen sorgten immer wieder für Chancen und Unsicherheiten in der DJK-Defensive. Jedoch nicht für den erlösenden Treffer. Was vielleicht auch daran lag, dass Mittelstürmer Tevin Mc Cullough nach 45 Minuten mit einer Oberschenkelzerrung in der Kabine bleiben musste. Ohne ihn fehlte ein echter Stoßstürmer. Lukas Pflaum, der eingewechselt wurde, ist eher ein Mann für die Außenbahn als eine Neun. Die hatten übrigens auch die Gastgeber nur auf dem Papier. Zwar stand Dominik Schütz mehr als 70 Minuten auf dem Platz. Aber der Torjäger der Vorsaison bot - nachdem er am Wochenende in Eltersdorf endlich einmal überzeugen konnte und auch getroffen hatte - eine weitere enttäuschende Leistung. Kaum Ballkontakte und Laufbereitschaft. Das Spiel lief komplett an ihm vorbei.
Den 24-Jährigen aus seinem Tief zu holen, dürfte eine der Haupt- und gleichzeitig eine Mammutaufgabe der kommenden Wochen für Trainer Gerd Schimmer sein. Ohne Tore - auch wenn es fünf Euro ins Phrasenschwein kostet - kann man nun einmal keine Spiele gewinnen. Davon weiß auch Stefan Braungardt zu berichten. Seinem Team ist es bisher noch nicht gelungen, zwei Treffer in einer Partie zu erzielen. Die Chancen dazu waren auch am Mittwochabend da. Verwertet wurden sie aber - wieder einmal - nicht! Stürmer dringend gesucht - ließe sich die Problemzone beider Mannschaften beschreiben. Lösung? Ungewiss! Stürmer, vor allem solche, die einer der beiden Mannschaften sofort weiterhelfen würden, sind schwer bis unmöglich zu finden! Ohne Tore jedoch werden sowohl der VfL als auch Don Bosco wohl dauerhaft im Keller der Liga bleiben. Entspannte Momente, wie der am Mittwochabend nach gut einer Stunde, dürften dann Seltenheitswert haben.
Spielbericht eingestellt am 05.08.2015 23:24 Uhr