von Rudi Dümpert
Der TSV Aubstadt beendete seine dritte Saison in der Bayernliga Nord mit einem 2:0-Sieg gegen die SpVgg Ansbach und hat damit im Jahr eins nach der Vizemeisterschaft sein Soll erfüllt, den vor der Saison als Ziel ausgegebenen einstelligen Tabellenplatz neun mit 52 Punkten erreicht. Und er zeigte seinen Anhängern eine Halbzeit lang ein Fußballspiel der feinen Sorte mit zwei Toren wie aus dem Bilderbuch. Dass sie es im zweiten Durchgang etwas langsamer angehen ließen, das lag an den besonderen Umständen und an einem Gegner, der lange sehr gut dagegen gehalten, aber einfach keine Mittel gefunden hatte, gegen die inzwischen durchgewirbelte Viererkette einen Treffer zu erzielen.
Die besonderen Umstände waren die Tabellenplätze der beiden Kontrahenten, an denen sich nichts mehr ändern konnte. Und es lag an der Abschiedsstimmung, die über dem Aubstädter Sportplatz lag. Zum letzten Mal im TSV-Trikot spielten nach acht Jahren Kapitän Daniel Werner und zum letzten Mal für ein Jahr (Pause) Christian Wachmer. Die Ansbacher gingen vom Anpfiff weg so aggressiv und zweikampfstark zu Werke, als wollten sie jedem beweisen, dass sie dieses Spiel gewinnen wollten. Das gelang aber in der Rückrunde keiner Mannschaft in Aubstadt. In der TSV-Aufstellung fehlten Leicht (Hochzeit), Grell (Trauzeuge), Noack (verletzt), und schon nach drei Minuten musste auch noch Abwehrrecke Julius Benkenstein (Leiste) verletzt raus.
Das genügte, um noch mehr zusammenzurücken und sich ins Spiel reinzukämpfen. Dies gelang noch leichtfüßiger, als Christian Wachmer zum Ausstand sein Einstandstor für diese Saison zum 1:0 (13.) gelungen war. Nach einem tollen Flankenlauf von Außenverteidiger „Ulf“ Kirsten und feiner Kombination über ihn und Max Schebak an der Torauslinie bediente dieser den „Wachi“ so präzise, dass dieser nur noch den Fuß hinhalten musste. Das 2:0 sieben Minuten später war nicht weniger schön in der Entstehung. Christoph Rützel eroberte den Ball im Mittelkreis und suchte per langen Ball den kürzesten Weg direkt zu Manuel Hümmer. Und wie der die Kugel 50 Meter weiter vorne vor dem Ansbacher Tor in der Luft annahm und gleichzeitig um Marc Suttor herumwickelte, war schon allererste Sahne. Ein Bodenkontakt, und schon war er drin im kurzen Eck – 2:0 – auch Hümmers erstes Saisontor.
So einen Vorsprung gibt Aubstadt, egal in welcher Besetzung, nicht mehr her. Bis zur Halbzeit war es ein lebhaftes, intensives Fußballspiel mit einem Gegner, der bestens gerüstet scheint für die Relegation. TSV-Coach Josef Francic sorgte schon zwei Minuten nach Wiederbeginn durch den Wechsel Bäcker für Wachmer dafür, dass sein flexibelstes Multitalent „Wachi“ großen Beifall nur für sich bekam. Auf seinen Kapitän Daniel Werner mochte er da noch nicht verzichten. Die Mittelfranken kamen eine gute Viertelstunde lang nämlich noch einige Male gefährlich vor den Aubstädter Strafraum – in ihn hinein kaum einmal.
Selbst ihr Top-Goalgetter Bastian Herzner machte keinen Stich im engeren Gefahrenbereich. Ihre Chancen spielten die Gäste nicht geduldig genug aus, waren im Abschluss aus der Distanz entweder zu ungenau oder fanden in TSV-Keeper Valentin Roth ihren Meister. Mit einer Riesenparade entschärfte er einen Herzner-Schuss, der in die Triangel gepasst hätte. So lang anhaltenden Beifall wie in der 75. Minute gab es in Aubstadt seit Oliver Merkls Abschied nicht mehr. Da holte Francic seinen Käptn Werner vom Feld, und der Schiri hatte viel Gespür für die Situation, als er den Umarmungen bestimmt drei Minuten einräumte. Und es war ein Gänsehaut-Feeling, als sich alle Zuschauer, ob jung oder alt, von ihren Bänken und Stühlen erhoben und ihrem Daniel die Ehre erwiesen. Als Max Schebak (76.) seine Konter-Großchance nicht reingebracht hatte, wurde endgültig aus dem Fußball- ein Ballbesitz-Spiel der Aubstädter, weil auch die Ansbacher inzwischen kapituliert hatten.
"Wir haben sehr gut angefangen. Dann ist genau das gekommen, was wir verhindern wollten", meinte der SpVgg-Coach Andreas Heid, ehemaliger Torhüter des TSV 1860 München in der 1. und 2. Bundesliga. "Was dann kam, darf nicht unser Maßstab für die Relegation sein."
Spielbericht eingestellt am 25.05.2015 10:58 Uhr