Nur zehn Punkte aus 30 Partien, abgeschlagenes Tabellenschlusslicht, unklare Personalsituation: Der SV Memmelsdorf und sein Trainer Rolf Lamprecht ist um seine derzeitigen Lage sicherlich nicht zu beneiden. Doch die zuletzt verkündeten Neuzugänge für die kommende Spielzeit sowie der Aufwärtstrend der Zweiten Mannschaft im Kampf um den Bezirksliga-Klassenerhalt scheinen Hoffnung zu geben, dass es nach dieser völlig verkorksten Spielzeit wieder aufwärts gehen kann. Noch aber läuft die Bayernliga-Saison und rechnerisch ist man ja noch nicht abgestiegen, weshalb Lamprecht vor Beginn der Partie von seiner Mannschaft auch einen dementsprechenden Auftritt sehen wollte. Leidenschaftlich wolle man die Partie gegen den TSV Aubstadt angehen, viel investieren und dann seine Möglichkeiten nutzen. Die Gäste sahen dies natürlich anders, in Abwesenheit von Trainer Josef Francic hatte Co-Trainer Oliver Merkl das Kommando und stellte sein Team auf einen Gegner ein, der nichts zu verlieren hat und es dem jenseits von Gut und Böse rangierenden TSV schwerer machen würde, als man es vielleicht erwarten könnte.
Dabei investierten die Hausherren von Beginn an deutlich mehr in die Partie, Sebastian Wagner (li.) läuft hier Jens Trunk (re.) davon.
Hendrik Kowalsky
Die typische Abtastphase zu Beginn der Partie sollte dieses Duell nicht bereithalten, stattdessen wurde das Tempo vom Anpfiff weg hochgehalten. Die Hausherren hatten sich offensichtlich etwas vorgenommen und spielten vor allem über die schnellen Außen Thomas Mallette und Johannes Spath direkt nach vorne, wo mit Alassane Kane ein lauf- und kampfstarker Mittelstürmer in Szene gesetzt werden sollte. Aubstadt hingegen sah sich das Ganze erstmal etwas ruhiger an, war um konsequente Abwehrarbeit bedacht und versuchte bei Ballgewinn, schnell umzuschalten, das letzte Zuspiel fand anfangs jedoch zumeist nicht den Adressaten. Die erste gute Torchance bot sich den Hausherren dann nach einer knappen Viertelstunde, denn nach kurzer Ecke auf Thomas Mallette setzte sich der trickreiche Rechtsaußen am Strafraumeck stark durch und flankte scharf vors Tor. Diese Hereingabe konnte aber geblockt werden, den Abpraller setzte Mallette dann aus zehn Metern knapp über den Querbalken des TSV-Gehäuses. In der Folge schienen dann auch die Gäste mehr in die Offensive zu investieren und fanden nun auch öfters die sich bietenden Räume in der Defensive der Gastgeber, doch die laufstarken Memmelsdorfer hatten meist ein Bein dazwischen und verhinderten so wirklich nennenswerte Chancen des TSV. Nach einer halben Stunde ließ das Tempo dann erstmals ein wenig nach, den befürchteten Sommerkick zweier Teams, für die es praktisch um nichts mehr geht, bekamen die gut 100 Zuschauer dennoch nicht zu sehen. Zumindest den Gastgebern war der Wille und die Einsatzfreude durchaus anzusehen, bei Aubstadt war gerade im Spiel gegen den Ball Luft nach oben vorhanden. Die Hausherren hatten daher relativ klare Feldvorteile, scheiterten aber auch mit der einen oder anderen Standardsituation an der fehlenden Genauigkeit im Abschluss. So auch in der 40. Minute, als ein diagonal in den Strafraum gespielter Freistoß von Sebastian Wagner an Freund und Feind vorbei knapp neben den linken Pfosten ins Toraus rauschte. Da es in den letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs keine weitere gute Torchance zu sehen gab, blieb es damit zur Halbzeitpause torlos und so durfte man gespannt sein, in welche Richtung die unterhaltsame Partie im zweiten Abschnitt gehen würde.
Memmelsdorfs Kapitän Daniel Krüger (li.) konnte im zentralen Mittelfeld viele Duelle für sich entscheiden, Martin Thomann (re.) kann ihm hier dennoch enteilen.
Hendrik Kowalsky
Im zweiten Durchgang bot sich ein ähnliches Bild wie vor dem Seitenwechsel, Memmelsdorf hatte mehr von der Partie, ging mit Einsatz und Leidenschaft forsch zu Werke und versuchte, mit schnellen Direktpässen zum Erfolg zu kommen. Dieser ließ aber noch auf sich warten, denn weiterhin fehlte die letzte Entschlossenheit, das Leder über die Linie zu drücken und sich für den Aufwand zu belohnen. In der 57. Minute sollte es dann aber passieren, nach einem Eckball von rechts flog das Leder unkontrolliert durch den Strafraum der Gäste, Aubstadt konnte nicht richtig klären und so erreichte das Spielgerät Philipp Grasser am langen Pfosten, der die Unsortiertheut des TSV ausnutzte und aus sieben Metern zum 1:0 für den SV Memmelsdorf traf! Das Tor lag zwar nicht unbedingt in der Luft, verdient war es angesichts des mutigen Auftritts der Gastgeber aber dennoch. Durch den Rückstand schien Aubstadt aufgewacht, denn in der Folge legten die Gäste eine gute Schippe drauf, wollten sofort antworten und kamen nur zwei Minuten nach dem Gegentor zu einer Großchance auf das 1:1. Nachdem sich Daniel Leicht am linken Strafraumeck gut behaupten und scharf vor das Tor passen konnte, versagten Julian Grell aus acht Metern aber die Nerven und er setzte das Leder an den linken Pfosten. Dennoch investierte die Merkl-Elf nun deutlich mehr, der Kampfgeist der im bisherigen Saisonverlauf so gefestigt auftretenden Aubstädter Mannschaft schien geweckt und so verlagerte sich das Geschehen nun immer mehr in die Hälfte der Gastgeber. Mehrere Halbchancen boten sich den Gästen nun in schneller Abfolge, den Torschrei auf den Lippen hatte man aber nicht, weshalb es vorerst beim 1:0 bleiben sollte. Als es in die Schlussphase ging, musste der TSV das Risiko natürlich erhöhen und so pressten sie nun bereits am gegnerischen Strafraum auf die Memmelsdorfer Defensivreihe. Dadurch boten sich dem SVM aber nun Räume zum Kontern, die diese anfangs noch nicht gut ausnutzten. In der 86. Minute aber war es dann der bis dahin mit viel Eifer kämpfende Alassane Sane, der einen Ballverlust der Gäste an der Mittelinie erzwang und das Feld nun vor sich hatte. Er stürmte auf Christian Mack im Tor der Gäste zu, die Verteidiger kamen nicht mehr hinterher und aus 13 Metern behielt er dann die Nerven, schob flach an Mack vorbei zum 2:0 ein und entschied die Partie damit! Ein starkes Tor von Kane, der im Laufe der Partie ordentlich einstecken musste, sich am Ende aber auch persönlich belohnen konnte. Damit war die Begegnung natürlich gelaufen, die Gastgeber konnten nach wochenlanger Durststrecke endlich wieder feiern und nachdem es in der Schlussphase noch ein paar Frustaktionen der Gäste sowieso Revanchefouls der Hausherren zu sehen gab, sollte nach dreiminütiger Nachspielzeit der Schlusspfiff von Schiedsrichter Andreas Heidt ertönen.
Letztlich geht das 2:0 für den SV Memmelsdorf absolut in Ordnung, denn die Lamprecht-Elf ging von Beginn an viel Tempo, erspielte sich gute Torchancen und war vor allem in den Zweikämpfen überlegen. Der TSV Aubstadt spielte spürbar gehemmt, offensichtlich gingen einige Akteure mit der falschen Einstellung ins Spiel und diese fehlenden Prozente äußerten sich in Nachlässigkeiten auf dem Spielfeld, die beide Tore der Gastgeber begünstigten. Mit nun weiterhin 42 Punkten bleiben die Gäste zwar vier Spiele vor Saisonende auf einem ordentlichen zehnten Tabellenplatz, die fehlende Motivation wird man beim TSV dennoch thematisieren müssen, ansonsten dürften die letzten Spieltage noch ein paar böse Überraschungen bereithalten. Der SV Memmelsdorf hingegen konnte den vor der Partie möglichen, rechnerisch feststehenden Abstieg fürs Erste vermeiden, durch die Niederlage Neudrossenfelds den Rückstand auf den letzten Relegationsrang sogar auf fünf Punkte verkürzen. Angesichts der für den SVM nur noch drei ausstehenden Partien dürfte der Abstand aber zu groß sein, um ernsthaft nochmal an der Relegation schnuppern zu dürfen. Doch man bewies Größe, zeigte, dass man sich nicht hängen lässt und gerade der eine oder andere junge Akteur konnte sein Können unter Beweis stellen. Im Hinblick auf die kommende Saison kann dieser Erfolg daher durchaus mehr Wert haben, als es auf den ersten Blick ersichtlich wird, die Resultate wird man in den kommenden Monaten sehen dürfen.
Spielbericht eingestellt am 02.05.2015 21:27 Uhr