von Rudi Dümpert
Wer von den Zuschauern bei diesem Spiel bereit war, die erste halbe Stunde des Abtastens, Kommenlassens und Sortierens mit derselben Geduld zu ertragen, wie sie die Mannschaft des TSV Aubstadt für diesen technisch beschlagenen und mit einige Hochkarätern besetzten Gegner aufbrachte, der wurde für den überwiegenden Rest des Spiels fürstlich entlohnt: Mit feinen Kombinationen und phasenweise Hochglanz-Fußball. Und mit einem hochverdienten 3:0-Sieg des TSV Aubstadt gegen den SSV Jahn Regensburg II, der auch ein 6:2 hätte sein können und den Gastgebern die letzten drei theoretisch für den Klassenerhalt nötigen Punkte bescherte. Für den Trainer der Gäste, Ilija Dzepina, war es ein „Aufzeigen unserer Grenzen. Wir haben lauter technisch begabte Fußballer. Aber heute haben wir unsere Grenzen aufgezeigt bekommen. Aubstadt hat uns nicht Fußball spielen lassen und selber glänzend gespielt.“ Da strahlte der Aubstädter Coach Josef Francic über beide Backen. „Ja, das war zwischendurch mal so, wie ich mir das vorstelle.“ Diese ereignislose erste halbe Stunde gehörte zu seinen taktischen Vorstellungen. „Die haben mit Tayfun und Gajic und noch anderen ein paar Riesen-Fußballer in der Mannschaft, die man erstmal in Griff bekommen muss und gegen die man nichts anbrennen lassen darf. Rückstände werden in dieser Liga selten aufgeholt, das wissen nicht nur wir. Deshalb hat uns das 1:0 gut in die Karten gespielt.“ Christoph Rützel hatte bis dahin mit einem Freistoß und einer Flanke vor dem Jahn-Tor zwei Abnehmer gefunden. Aber der Kopfball von Köttler (13.) ging ebenso knapp daneben wie der von Leicht (20.). Davor und danach zunächst noch viele Stockfehler und Fehlpässe, wobei sich beide Teams nichts nahmen. Dann dieser Lichtblick von Martin Thomann, der aus 25 Metern halbrechts einfach mal abzog, weil keiner anspielbar war. Und er tat dies so trocken, ansatzlos und platziert, dass selbst Keeper Alexander Heep nicht damit rechnete und zu spät kam für den Ball, der im kurzen Eck einschlug. Das 1:0, ein Tor fast aus dem Nichts. Und wenig später die Ausgleichschance für den SSV, doch Benjamin Kargs Kopfball (30.) landete an der Latte. Womit das Fußballspiel erst richtig eröffnet war. Und wieder nur wenig später stand es schon 2:0. Leicht – Grell – Leicht hieß die Kombination und Heep war ein zweites Mal geschlagen. Und in der Folge wären die Gäste ums Haar wieder im Spiel zurück gewesen. Erst fischte Torwart Christian Mack (36.) einen Riesen-Freistoß aus dem Winkel. Und noch in derselben Minute landete der Kopfball von Matthias Dürmeyer schon wieder an der Latte des TSV-Gehäuses. Der Aubstädter Vorsprung zur Halbzeit war somit um ein Tor zu hoch. Aber dieses Glück verdiente man sich schon bald nach Wiederbeginn. Da knallte Benkensteins Kopfball an die SSV-Querlatte (48.) und Arkadas Tayfun kratzte den Kopfball von Thomann von der Linie, als Heep schon geschlagen war. Der Schlussmann bekam fortan noch jede Menge Arbeit und Möglichkeiten, sein großes Können zu demonstrieren, unter anderem als Jens Trunk nach toller Kombination den Abschluss suchte und er schon geschlagen schien. Dann kam der Freistoßtrick des TSV-Jahres. Josef Francic wehrte jedwedes Lob fürs Einstudieren ab. „Wir haben so viel geübt und nix ist gelungen. Da hab` ich beim Abschlusstraining gesagt, ich geh´ mal nei, probiert selber was aus. Sie haben das Training um eine halbe Stunde überzogen und das kam dabei heraus.“ Rützel, Trunk und Thomann machten das so schnell, dass die Regensburger gar nicht so schnell schauen und schalten konnten und den Zuschauern das Fußball-Herz lachte. Aubstadt spielte in dieser Phase Zauber-Fußball wie aus dem Lehrbuch und löste Francic´ Versprechen ein, dass die Zuschauer was zu sehen bekommen würden. Die Regensburger trugen ihren Teil dazu bei, hatten aber in Sachen Kampfgeist und Zweikampfverhalten absolut nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen außer ein paar wirklich unnötigen Frustfouls gegen Spielende. „Wir haben gegen ihre überragenden Leute überragend reagiert“, lobte Francic seine Truppe. „Laufbereitschaft, Spielfreude, kompakt stehen: Es hat alles gepasst heute.“
Spielbericht eingestellt am 27.04.2015 21:13 Uhr