Am Tag der Deutschen Einheit sollte der SV Memmelsdorf den Würzburger FV zum Kellerduell der Bayernliga Nord empfangen und die immense Bedeutung dieser Begegnung war dementsprechend spürbar. Nach einer äußerst bitteren Niederlage in Aubstadt, die erst in der Schlussminute besiegelt wurde, wollten die Gastgeber nun endlich den ersten Sieg der Saison einfahren und damit den Anschluss an die Relegationsplätze halten. Der WFV hingegen stand vor dieser Partie hauchdünn über dem Strich und war darum bedacht, den Abstand nach hinten zumindest zu halten. Von einer Pflichtaufgabe an der Schmittenau wollte Würzburgs Trainer Christian Graf dennoch nichts wissen, zu oft zeigte der SVM, dass man mit den Konkurrenten um den Klassenerhalt durchaus mithalten kann. Es waren also 90 umkämpfte Minuten ganz im Zeichen des Abstiegskampfes zu erwarten, welche sicher kein fußballerischer Leckerbissen werden würden, dafür aber eine hochemotionale Partie versprachen.
Sebastian Wagner (re.) gewinnt zwar dieses Kopfballduell gegen Kevin Dees (li.), ansonsten beherrschte der WFV aber vor allem nach der Pause die Begegnung.
Hendrik Kowalsky
Die Partie begann zunächst zerfahren, beide Mannschaften neutralisierten sich in den Anfangsminuten weitgehend und operierten zumeist mit hohen Bällen in die Spitze, die zunächst jedoch hüben wie drüben gut verteidigt wurden. Generell scheuten die Akteure auf dem Rasen allzu großes Risiko, wodurch sich das Geschehen, von vielen engen Zweikämpfen geprägt, vor allem im Mittelfeld abspielte. Ein leichtes Plus an Ballbesitz und mehr Zug zum Tor wiesen dennoch bereits nach ein paar Minuten die Gäste auf, die nach einer Viertelstunde dann auch zu ihrer ersten Gelegenheit kamen, doch nachdem Andreas Hetterich eine Freistoßflanke im Strafraum aufnehmen konnte und frei vor SVM-Schlussmann Jürgen Jensch auftauchte, versagten ihm aus sieben Metern die Nerven und er traf nur den linken Pfosten. Vier Minuten später tauchten dann erstmals die Gastgeber gefährlich vor dem Gehäuse des WFV auf, nach schöner Kombination durch das Mittelfeld schoss Sebastian Wagner nach Zuspiel von Thomas Mallette aus 19 Metern aber knapp am linken Pfosten vorbei. In der Folge nahmen die Angriffsbemühungen der Gäste langsam zu, Würzburg legte offensiv eine Schippe drauf und erzwang durch frühes Pressing diverse Ballverluste in den Reihen der Memmelsdorfer, konnte diese aber zunächst nicht ausnutzen. Die Hausherren beschränkten sich nun mehr und mehr auf defensive Stabilität und fanden kaum noch den Weg zum Würzburger Strafraum, weshalb sich das 0:1 langsam andeutete. In Minute 33 sollte es dann passieren, nach einem Fehlpass auf Höhe der Mittellinie schalteten die Gäste schnell um, Fazdel Tahir setzte den rechts durchstartenden Michael Dellinger gekonnt in Szene und dieser nutzte die Gelegenheit, indem er frei vor SVM-Schlussmann Jensch aus 14 Metern und halbrechter Position ins lange Eck traf! Würzburg ging also in Führung und daran sollte sich bis zur Halbzeitpause auch nichts mehr ändern, denn in den verbleibenden Minuten tat sich aufgrund diverser Verletzungspausen nichts mehr und so ging es pünktlich beim Stand von 0:1 in die Kabinen.
Der SVM mühte sich zwar, wie hier in Person von Daniel Staudt (li.) im Duell mit Würzburgs Andreas Hetterich (re.), letztlich bezog man dennoch eine deutliche Heimpleite und muss weiter auf den ersten Dreier der Spielzeit warten.
Hendrik Kowalsky
Mit Wiederbeginn der Partie bekamen die knapp 100 Zuschauer ein leicht verändertes Bild zu sehen, denn die Hausherren störten den Würzburger Spielaufbau nun deutlich früher und versuchten, den Druck auf die Gäste zu erhöhen. Diese veränderte Strategie sollte sich aber bald als Fehler erweisen, denn in der 53. Minute kam Würzburg plötzlich über mehrere Stationen an den Memmelsdorfer Strafraum heran und eher zufällig landete der Ball direkt vor den Füßen von Simon Heim, der aus 18 Metern einfach mal abzog und das Leder wunderschön im linken Eck zum 0:2 versenkte! Dieser Treffer schien eine Vorentscheidung zu sein, denn in der Folge war die Verunsicherung in der sehr jungen Memmelsdorfer Truppe förmlich greifbar, leichte Abspielfehler häuften sich und der WFV hatte kaum Mühe, Ball und Gegner nun laufen zu lassen. Nach einer knappen Stunde wechselte Memmelsdorfs Trainer Hans-Jürgen Heidenreich doppelt aus und setzte damit alles auf eine Karte, doch in der 63. Spielminute besorgte Würzburgs Hetterich mit einem Drehschuss aus zwölf Metern das dritte Würzburger Tor und machte damit endgültig den Deckel drauf. Die Gastgeber hatten sich nun aufgegeben und es sollte sogar noch schlimmer kommen, denn nur zwei Minuten später war es Patrick Hofmann, der nach Flanke in den Strafraum das Auge für den einlaufenden Simon Heim hatte, der seine Ablage aus zwölf Metern flach im linken Eck zum 4:0 aus Würzburger Sicht unterbrachte. Viel sollte nun nicht mehr passieren, die Gäste verwalteten in den verbleibenden 25 Minuten ihren hohen Vorsprung und taten nicht mehr allzu viel, während die Hausherren vornehmlich mit sich selbst beschäftigt waren und kurz vor Abpfiff noch Kapitän Daniel Krüger verloren, der wegen Meckerns nach einigen zumindest zweifelhaften Entscheidungen des Schiedsrichters mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde. Dies sollte aber die letzte Szene sein und wenige Augenblicke ertönte der Schlusspfiff, der einen Abend zum Vergessen für den SV Memmelsdorf besiegelte.
Letztlich ist der Sieg für Würzburg natürlich verdient, war man doch eine Stunde lang die überlegene, ruhigere und effizientere Mannschaft und hat sich dafür auch belohnt. Doch wirklich überragend mussten die Gäste auch nicht spielen, denn Memmelsdorf machte ihnen das Leben nach dem 0:1 doch spürbar leichter und offenbarte wieder mal, woran es derzeit hapert. Steht man defensiv meist ganz gut und kann bei ausgeglichenem Spielstand auch mithalten, verkraftet die junge und unerfahrene Elf von Trainer Heidenreich Rückschläge überhaupt nicht und fällt in der Folge förmlich auseinander. Dies ist neben der fehlenden Reife einiger Nachwuchsspieler sicherlich auch dem gänzlich fehlenden Selbstbewusstsein anzulasten, doch punktemäßig wirkt sich diese mentale Schwäche ganz dramatisch aus, denn der Abstand zu den Relegationsrängen wächst immer weiter an. Die vielen Abgänge vor der Saison konnte man an der Schmittenau bisher nicht auffangen und so darf die Frage gestellt werden, ob man in Memmelsdorf auch in der nächsten Saison noch Bayernliga-Fußball sehen kann. Zu wünschen ist es diesem sympathischen Verein allemal und man sollte den Stab über die Akteure auf dem Rasen auch noch nicht brechen, aber die Zeit drängt so langsam und bis zur Winterpause gilt es wohl, vor allem den Abstand zu den Relegationsplätzen möglichst gering zu halten.
Spielbericht eingestellt am 04.10.2014 11:17 Uhr