von Rudi Dümpert
Wenn der Trainer der Gastmannschaft bei der Pressekonferenz die Sportanlage und die Fans des Gastgebers lobt, dann weiß jeder Bescheid. Michael Hutzler lobte an seiner Mannschaft „eigentlich alles heute. Ich bin rundum zufrieden.“ Höchstens, dass sie bei der Chancenverwertung zu großzügig gewesen sei, setzte er noch einen drauf und rührte in der Wunde, die der Tabellenführer Jahn Forchheim den Gastgebern soeben zugefügt hatte. „Wir sind eben zurzeit nicht in der Verfassung, dass wir dieser Spitzenmannschaft Paroli bieten könnten“, machte es Co-Trainer Oliver Merkl noch gnädig mit seiner Kritik, räumte aber ein, dass es in allen Mannschaftsteilen gefehlt habe, besonders aber an der mannschaftlichen Geschlossenheit. Gewiss darf man gegen so einen auf allen Positionen topbesetzten Gegner verlieren, auch 0:5 und daheim. Was die 350 Zuschauer aber betrübte, war, dass dieses Ergebnis auch in dieser Höhe völlig in Ordnung ging, dass es auch zweistellig hätte werden können und dass das Aufbäumen und die Mittel der Abschter so begrenzt waren, dass sie gerade eine Torchance hatten – die freilich den Anschluss zum 1:2 und einen Ruck durch die Mannschaft hätte bringen können.
So aber waren drei Szenen symptomatisch, die erste ausschlaggebend für diesen rabenschwarzen Samstag von Aubstadt. Es waren vielleicht 20 oder 30 Sekunden gespielt, da löste der erste Ballkontakt der Platzherren das 0:1 aus. Kapitän Daniel Werner griff reflexartig mit der Hand zum Ball, als der zum ersten Mal in seinen Strafraum flog. Den Elfer versenkte Thomas Roas zum 0:1. „Das hat uns natürlich in die Karten gespielt“, sah Hutzler die Bedeutung dieser Szene. Da dachte man bei den Aubstädtern, dass es nun vorbei sei mit den Genickschlägen. Da war er wieder. Und schon war sie wieder da, die Verunsicherung, und weg das Selbstvertrauen, das man sich mit dem 1:0-Sieg in Erlangen geholt zu haben glaubte.
Apropos Selbstvertrauen – Szene Nummer 2: Forchheim hatte nach- und durch Mergim Bajrami das 0:2 (18.) draufgesetzt, problemlos durch die viel zu breite Schnittstelle in der Kette und über den Innenpfosten beim Abschluss. Dann diese Möglichkeit für den TSV (31.), mit dem Anschlusstor beim ersten gefährlichen Eindringen in den Jahn-Strafraum wieder ins Spiel zurück zu kommen. Was hätte ein selbstbewusster Julian Grell vor einem Vierteljahr mit diesem Anspiel von Trunk gemacht, nachdem er Hayri Özdemir hatte ins Leere grätschen lassen? Ins Tor geschossen. Er schob aber Ball und Verantwortung zu Christoph Rützel weiter und der am Tor vorbei.
Ob es aber wirklich noch einmal spannend geworden wäre gegen diesen wie entfesselt, kombinationssicher und selbstbewusst aufspielenden Gegner? Der nächste Genickschlag folgte eine Minute später, als Sascha Bäcker, noch einer der Unerschrockensten, verletzt raus musste. Oliver Merkl beteuerte, seine Spieler in der Halbzeit noch einmal wach gerüttelt zu haben. Das wollte er sicherlich. Mit der Wachheit, der in Sekundenbruchteile entscheidenden geistigen Frische, wurde es aber immer schlechter. Mit der Leichtigkeit wie in einem Vorbereitungsspiel gegen einen unterklassigen Gegner fielen die Tore 3 und 4 der Gäste binnen zwei Minuten. Roas verwertete ein Zuspiel von Selmani mühelos zum 0:3 (54.) und Seybold den von Roas servierten Ball zum 0:4. Die Köpfe bei den Grabfeldern waren unten, Aufbäumen sieht anders aus.
Kommen wir zur Szene 3, nicht mehr entscheidend, aber auffallend. Rechtsverteidiger Patrick Kirsten wirkte mit den Gedanken woanders, nur nicht bei Mergim Bajrami, der auf ihn zu-, an ihm vorbei-, auf- und davonlief und TW Christian Mack keine Chance ließ – 0:5 (81.). Mag sein, dass jeder Einzelne beim TSV sein Bestes geben wollte. Wie ein funktionierendes Uhrwerk, bei dem die Rädchen ineinander greifen, ein Team, in dem sich jeder für jeden rein haut, war das nicht. „Wir kommen da wieder raus“, versprach Oliver Merkl trotzig. Am Samstag geht´s nach Weiden, zum Tabellenzweiten.
Spielbericht eingestellt am 19.08.2014 14:24 Uhr