von Siegfried Geupel
Ängstlich wie das Kaninchen vor der Schlange agierte die SpVgg Selbitz im ersten Durchgang des Abstiegsendspiels gegen den ASV Neumarkt und lag folgerichtig bereits zur Halbzeit nahezu aussichtslos mit 0:2 zurück. Erst nach den beiden Einwechslungen von Miloslav Certik als zweite Spitze und Felix Strootmann im rechten Mittelfeld erwachte die Heimelf. Doch nach gutem und druckvollem Beginn nach der Pause verfiel die Heimelf in alte Strickmuster. Die vielen lange und unpräzise nach vorne gespielten Bälle wurden ein leichtes Spiel der Gästeabwehr.
Neumarkt spielte alles andere als ein sicherer Absteiger und brachte die sichtlich verunsicherte Heimelf mit gut zu Ende gespielten Kontern über die pfeilschnellen Essoh Nomel und Tristan Watson immer wieder in Bedrängnis. Symptomatisch für den derzeitigen Zustand der Lauterbach-Schützlinge war der Treffer zum 0:3, als dem aufopferungsvoll kämpfenden Nico Busse der Ball mit einer rustikalen Attacke am linken Flügel abgejagt wurde und der letzte Selbitzer Verteidiger beim Tempogegenzug wegrutschte. Der frei durchgebrochene Nomel hatte allein auf weiter Flur gegen den machtlosen Sascha Prell im Selbitzer Tor keine Mühe, das Ergebnis auf 3:0 in die Höhe zu schrauben und das Spiel endgültig zu entscheiden. Danach passierte so gut wie nichts mehr, weil sich die Heimelf ihrem Schicksal ergab und die Gäste das Ergebnis sicher verwalteten.
Schon zu Beginn zeigte sich das Manko der Hausherren, die sehr engagiert begannen, spätestens aber am gegnerischen Strafraum mit ihrem Latein am Ende waren. Zu ideenlos und viel zu harmlos zeigten sich die Blau-Weißen im Angriff. Einzig Busse im defensiven Mittelfeld und Andres Geupel auf der rechten Außenbahn brachten Linie ins Spiel. Die Gäste witterten früh Morgenluft und hebelten die Heimelf bereits in der 9. Minute ein erstes Mal aus. Watson und Nomel rissen die Selbitzer Vierkette mit einem Angriff über links auseinander. Gottlob ließen die beiden farbigen Angreifer jegliche Vollstrecker-Qualitäten vermissen. Nur drei Minuten später hatte sich die Abwehrkette der Hausherren nicht richtig verschoben. Dadurch war die linke Seite komplett entblößt. Watson behielt den Überblick und passte in den Lauf von Lang. Der frühere Club-Spieler ließ sich diese Chance nicht nehmen und traf mit einem platzierten Schuss in die lange Ecke. Selbitz geriet in den Folgeminuten ins Taumeln, war völlig von der Rolle und hatte Glück, dass Neumarkt nicht schon früh den Deckel auf die Partie machte. Erst in der 29. Minute beschwor die Heimelf erstmals Gefahr herauf, als der erneut auf sich allein gestellte Markus Bächer zwischen zwei Gegenspielern mit der Fußspitze ans Spielgerät gelangte. Der gute Andrei Urai konnte den Lupfer gerade noch mit den Fingerspitzen über das Tor lenken. Nur zwei Minuten später sollte die Vorentscheidung fallen durch einen Sonntagsschuss aus gut 30 Metern. Benedict Blaser hielt aus einem Getümmel im Mittelfeld einfach mal drauf und erwischte Sascha Prell zu weit vor seinem Tor. Der Heber senkte sich genau unter die Latte. Damit was das Selbitzer Schicksal eigentlich schon besiegelt. Prell verhinderte mit einem tollen Reflex das 3:0 in der 33. Minute, als erneut Lang auf halbrechter Position frei vor ihm auftauchte. Der Selbitzer Angriff blieb weiter ein laues Lüftchen. Der von Bächer am rechten Strafraumeck mit einem Dribbling schön in Szene gesetzte Sebastian Hermann verfehlte die lange Ecke um Haaresbreite und Kuhnleins Kopfball nach Freistoß von Geupel aus dem rechten Halbfeld senkte sich über die Latte.
Die Halbzeitführung der Gäste ging völlig in Ordnung. Erst im zweiten Durchgang war ein Selbitzer Aufbäumen zu erkennen. Mit Certik als Anspielstation im Sturmzentrum ergaben sich nun auch Chancen, doch die körperlich und mental überlegenen Gäste ließen sich nicht sonderlich beeindrucken. Lediglich vier Torchancen waren der Lohn für die Bemühungen der Hausherren. Sie sollten jedoch allesamt nichts einbringen. So entschärfte Urai Gablers Schuss aus dem Rückhalt nach Kopfballablage von Certik (54.), Kuhnleins Schlenzer aus halblinker Position verfehlte die lange Ecke und Busses beherzter Volley-Schuss von der Strafraumgrenze zischte über das Tor. Es folgte ein weiterer Konter der Gäste, bei der Stefan Ermer Glück hatte, dass sein Foul am durchgebrochenen Watson nicht als Notbremse ausgelegt wurde. Mit „Gelb“ war er sehr gut bedient.
Bächers Kopfball in der 69. Minute hätte nochmal ein Weckruf für die Hausherren sein können, doch der bis in die Haarspitzen motivierte Urai wickelte den Ball gerade noch um den Pfosten. Es folgte die Szene zum dritten Gengentor der Gäste, das alle Selbitzer Hoffnungen zunichte machte. Selbitz schien an diesem Tag wie gelähmt. Lediglich Prell, Geupel, Busse und der eingewechselte Certik waren hellwach. Zu wenig gegen einen Gegner, der zu allem bereit war und das Funkeln in den Augen hatte, um ein Abstiegsendspiel zu gewinnen. Allen voran Andrei Urai im Gästetor, der seine Vorderleute lautstark anstachelte. So geht Abstiegskampf.
Spielbericht eingestellt am 27.04.2014 21:58 Uhr