Meisterfeier, Vereinsrekorde, Regionalliga, "Zahl, was du willst"-Spiel, Neuzugänge… Für reichlich Gesprächsstoff war im Bayreuther Lager im Vorfeld der Partie gegen die Regensburger Reserve gesorgt. Die Feierlichkeiten und die neue Regionalligasaison warfen förmlich ihre Schatten schon voraus. Aber halt, da war ja noch was? Stimmt, einen Sieg musste die „Oldschdod“ hierfür noch einfahren, um auch rein rechnerisch, den Aufstieg, an dem schon lange keiner mehr zweifelt, vorzeitig einzutüten. „Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen“, setzte auch SpVgg-Coach Heiko Gröger vorab klare Prioritäten. Im Vergleich zum 4:0-Sieg gegen Fronlach, durfte man die Schwarz-Gelben aber vor einer prächtigen Kulisse wieder weitaus offensiver erwarten. Hoch stehen, eher pressen und Druck auf den Gegner ausüben, lautete die Vorgabe des Trainers. Verzichten musste der zum Saisonende scheidende Altstadt-Coach dabei allerdings auf die Grippe erkrankten Perparim Gashi und Lorenz Hofmann sowie dem weiterhin verletzten Matthias Heckenberger. Der angeschlagene Bastian Horter nahm vorerst auf der Bank Platz. Ansonsten vertraute der zum Saisonende scheidende Altstadt-Trainer seiner Startelf aus dem Frohnlach-Spiel.
Recht unbeeindruckt von dem ganzen Trubel zeigten sich schon vorab die Gäste aus Regensburg, die dem Tabellenführer bereits im torlosen Hinspiel ein Unentschieden abtrotzten. Nach einer Serie von sieben ungeschlagenen Partien und dem sicheren Klassenerhalt, konnten die Oberpfälzer schließlich mit breiter Brust und ohne Druck in die Begegnung mit dem designierten Meister gehen. Gästecoach Ilija Dzepina stellte seine Elf vorab auf vier Positionen um: die teilweise mit Drittliga-Erfahrung ausgestatteten Schmid, Müller und Stadler sowie Tosun rutschten für Bauer, Sauter, Arkadas und Aosman in die Startelf.
Wenn es in der ersten Hälfte gefährlich wurde, dann war meist der dribbelstarke Altstädter Mino Kayser (re.) beteiligt.
Thomas Nietner
Zwar zeigte sich die Heimelf in den ersten Spielminuten recht bemüht, die Vorgaben ihres Trainers umzusetzen, jedoch fand der designierte Meister nicht so recht in die Partie. Zwar standen die Gastgeber hoch, versuchten früh zu pressen und verlagerten das Spielgeschehen in die Hälfte der Gäste, doch diese zeigten sich hiervon sichtlich unbeeindruckt. Durch gute Ballverarbeitung und sicheres sowie schnelles Passspiel konnten sie sich meist mühelos aus der Pressingsituation befreien. Die Oberpfälzer versteckten sich zudem keineswegs in der Wagnerstadt, spielten ihrerseits nach vorne und traten wie angekündigt selbstbewusst auf. Der Tabellenführer tat sich schwer, die taktisch klug agierenden Gäste entscheidend unter Druck zu setzen und Tempo in seine Angriffaktionen zu bringen. Da die läuferisch starke Jahn-Reserve bei Ballverlust meist rechtzeitig hinter den Ball kam und sich ordnen konnte, fanden die Altstädter kaum eine Lücke in der Gästeabwehr. Wenn etwas Bewegung in die Aktionen der Altstädter kam, dann weil sich der dribbelstarke und anfangs auffällige Mino Kayser am linken Flügel durchsetzen konnte. Auch Gästecoach Ilija Dzepina blieb die einzige Schwachstelle in seiner Abwehr hinten rechts nicht verborgen. Ansonsten stand jedoch die Jahn-Hintermannschaft um die Kapitän Matthias Dürmeyer und Benjamin Karg sicher. Die beiden Altstadt-Stürmer Stefan Kolb und Luka Brlenic fanden daher kaum statt. Vielmehr waren es die Gäste, die mit laufender Spielzeit mehrmals gefährlich vor dem SpVgg-Gehäuse auftauchten. Die beste Möglichkeit hatte hierbei Benedikt Schmid, doch sein Schuss strich knapp am Pfosten vorbei. Ein Warnschuss, der die Heimelf jedoch nicht wachrüttelte. SpVgg-Coach Heiko Gröger tobte daher aufgrund der schläfrigen Darbietung seiner Spieler an der Außenlinie. Zu wenig Biss und Entschlossenheit zeigte der Gastgeber bis dahin. Die Führung der Gäste in der 33. Spielminuten überraschte angesichts des Spielverlaufs nicht unbedingt, sondern hatte sich irgendwie angekündigt. Nachdem Serkan Sönmez unbedrängt flanken konnte, netzte Marius Müller per Flugkopfball ein. Doch auch nach dem Gegentor fanden die Bayreuther keine Idee gegen die vielbeinige Jahn-Abwehr. Stattdessen fing man sich kurz vor der Halbzeitpause noch einen weiteren Konter ein. Erneut war es der aufgerückte Marius Müller, der diesen mustergültig mit einem gezielten Schlenzer unter die Latte abschloss. Dir Altstädter waren geschockt. So hatte man sich den Nachmittag wahrlich nicht vorgestellt.
Keinen leichten Stand hatte heute auch der Altstädter Torjäger Stefan Kolb.
Thomas Nietner
Nach einer lautstarken Halbzeitansprache von Trainer Heiko Gröger kamen die Gastgeber schon wesentlich aggressiver und entschlossener aus der Kabine. Vor allem die eingewechselten Bastian Hiemer und Tobias Ulbricht sorgten für frischen Schwung nach dem Seitenwechsel. Während Hiemer das spielerische Element am Flügel belebte, konnte man nun dank Tobias Ulbricht die Bälle länger in der Spitze halten. Dem eingewechselten Stürmer war auch die erste gefährliche Aktion in der Altstädter Druckphase nach Wiederanpfiff vorbehalten. Während in der ersten Hälfte eher die linke Angriffseite der Altstädter für Impulse sorgte, war es nun der rechte Flügel. Auch weil Jahn-Trainer Ilija Dzepina den bis dahin stärksten Altstädter Mino Kayser auf der linken Seite durch die Einwechslung des zweikampfstarken Martin Sautner den "Zahn gezogen" hatte. Nachdem die Gäste aber auch den ersten Sturmlauf des zukünftigen Regionaligisten unbeschadet überstanden hatten, konterten sie wie bereits in der ersten Hälfte wieder brandgefährlich. Nur eine Glanztat von SpVgg-Keeper Andreas Sponsel gegen den durchgebrochenen Thomas Kurz hielt sein Team weiter im Rennen. Auch wenig später gegen Thorben Stadler und Marius Müller reagierte er erneut bravourös. Auf der Gegenseite war es dagegen meist Tobias Ulbricht, der für Torgefahr sorgte. Aber zu selten erhielt auch er wie Sturmkollege Stefan Kolb verwertbare Vorlagen seiner Mitspieler. Die Altstadt agierte auch im zweiten Abschnitt einfach vor dem Tor oft zu umständlich, so dass man die beiden Sturmspitzen nur selten in Szene setzen konnte. Auch über Standards blieb man meist ungefährlich. Sicherlich auch ein Verdienst der beiden starken Regensburger Innenverteidiger Benjamin Karg und Matthias Dürmeyer. Die Torchancen, die sich dem Tabellenführer aber dann dennoch boten, wurden allerdings allesamt vergeben. Auch das Glück war heute eben nicht auf Altstädter Seite. Mehr als der Anschlusstreffer durch Stefan Kolb sprang nicht mehr heraus. Zwar war die Begegnung danach wieder offen und die Gastgeber erhöhten nochmals den Druck, aber gegen Spielende fehlte es letztendlich auch an der notwendigen Präzision im Angriff. Zum ersehnten Ausgleich sollte es daher nicht mehr reichen.
Auch wenn die SpVgg Bayreuth durch die erste Heimniederlage der Saison den ersten Fleck auf ihrer bis dahin "weißen Weste" erhielt, hat sich an der Ausgangslage vier Spieltag vor dem Saisonende nichts geändert. Zwar verpasste es die Gröger-Elf, durch den gleichzeitigen Forchheimer 2:1-Erfolg in Hollfeld den Aufstieg und die Meisterschaft endgültig einzutüten. Am krönenden Abschluss dieser Saison zweifelt dennoch keiner mehr, auch wenn sich der Tabellenführer heute einem gleichwertigen und spielerisch überzeugendem Gegner nicht unverdient beugen musste. Vier Matchbälle haben die Bayreuther schließlich noch. Einen davon sollten sie sicherlich schon bald verwandeln. Vielleicht schon nächste Woche bei der DJK Ammerthal. Die Spieler und ihr Anhang trauerten jedoch der vergebenen Chance hinterher. "Es wäre heute einfach alles so schön gewesen: gutes Wetter, Heimspiel, prächtige Kulisse, Meisterfeier", brachte es Stürmer Tobias Ulbricht auf den Punkt. Die Meistershirts bleiben daher mindestens noch eine Woche im Karton, der Aufstiegssekt weiter im Kühlschrank.
Für Gästecoach Ilija Depina war der "Überraschungscoup" beim Tabellenführer ein weiterer Hinweis darauf, dass sein Team auf einem guten Weg ist. Sowohl spielerisch als auch läuferisch ließ seine junge Elf kaum Wünsche offen und hätte die Begegnung sogar noch eher entscheiden können. Spielstarke Gegner liegen der Jahn-Reserve offenbar. Da trifft es sich gut, dass schon im nächsten Spiel mit dem Tabellendritten FC Amberg ein weiteres ambitioniertes Team auf den Siebtplatzierten wartet.
Spielbericht eingestellt am 26.04.2014 21:41 Uhr