Die SpVgg Bayreuth hat in dieser Saison schon oft genug bewiesen, warum man klarer Tabellenführer der Bayernliga Nord ist. Eine sehr hohe Qualität in allen Mannschaftsteilen, teilweise optimale Umsetzung des taktischen Systems und viel Cleverness zeichneten die Mannschaft von Heiko Gröger in dieser Saison bisher aus. Insofern war die Favoritenrolle vor dem Duell in Memmelsdorf klar verteilt, stecken die Hausherren doch weiterhin im Abstiegskampf und hoffen noch auf den Klassenerhalt, ohne den Umweg Abstiegsrelegation nehmen zu müssen. Dennoch standen die Vorzeichen für ein enges Duell günstig, schließlich zeigten die Gastgeber zuletzt eine gute Form auf und blieben in den vergangenen fünf Partien ungeschlagen, wodurch sie nochmal den Anschluss an das hintere Mittelfeld der Tabelle finden konnten. SVM-Trainer Bernd Eigner war sich der Außenseiterrolle vor Beginn der Partie aber dennoch bewusst, weshalb er von seinen Jungs vor allem Spielfreude und Einsatzwillen forderte, ob und wofür die Umsetzung dieser Ziele reichen würde, sollte sich nach dem Spiel herausstellen. Man konnte also eine attraktive Begegnung auf gutem Niveau erwarten, in welcher beide Mannschaften den Weg nach vorne suchen würden.
Bayreuths Manuel Hiemer (li.) war einer der auffälligsten Akteure des designierten Aufsteigers, hier kann er Markus Saal (re.) aber nur mit unfairen Mitteln stoppen.
Hendrik Kowalsky
Die Partie begann ohne Abtastphase, es ging von Anfang an mit hohem Tempo und tollen Zweikampfduellen los. Die Gastgeber übertrugen ihre Motivation sehr gut auf das Spielfeld und zogen vom Start weg ein sehr hohes und aggressives Pressing durch, womit die Gäste aus Bayreuth anfangs kaum zurecht kamen. Wenig überraschend entstand die erste Torchance der Partie dann auch aus einem Ballgewinn des SVM im Mittelfeld und tatsächlich sollte diese Gelegenheit auch direkt zum ersten Treffer des Tages führen: Nachdem Peter Koch einen von der Bayreuther Defensive nicht weit genug geklärten Ball erkämpfen und mit der Brust zu Daniel Krüger ablegen konnte, ließ sich der Memmelsdorfer Offensivakteur nicht lange bitten und nagelte das Leder aus gut 20 Metern Torentfernung direkt unter die Latte zum 1:0 für den Außenseiter! Eine bis zu diesem Zeitpunkt schon verdiente Führung, die Hausherren investierten unglaublich viel in die Partie und wirkten in der Anfangsphase deutlich entschlossener als die Gäste. Warum die SpVgg Bayreuth aber klarer Tabellenführer ist und bisher so viele Punkte einfahren konnte, zeigte die Elf von Trainer Heiko Gröger aber nur zwei Minuten später, indem Eduard Root einen Eckball von Manuel Hiemer aus acht Metern ohne Probleme im Tor des SVM zum schnellen Ausgleich unterbringen konnte! Es ging also Schlag auf Schlag in der Anfangsphase, die rund 300 Zuschauer bekamen eine tolle Partie zu sehen und in dem bisher eingeschlagenen Tempo ging es auch in der Folge weiter. Sechs Minuten nach dem Ausgleich hätten die Hausherren beinahe erneut vorlegen können, nach einem schnellen Gegenangriff und einem schönen Sololauf von Krüger fischte SpVgg-Schlussmann Andreas Sponsel Krügers Schuss auf das linke Eck aus gut 23 Metern Torentfernung aber noch aus dem Eck. In der 18. Minute sorgte dann erneut eine Standardsituation für Gefahr im Memmelsdorfer Strafraum, denn nachdem Hiemer zunächst mit einem Lupfer aus neun Metern nach einem Eckball am Querbalken scheiterte, nahm Perparim Gashi den Abpraller aus sechs Metern per Seitfallzieher direkt, sein Versuch konnte aber auf der Linie geklärt werden. Nach gut 20 Minuten sollte sich das Geschehen dann aber ein wenig beruhigen, wenig überraschend konnte das Tempo der Anfangsphase nicht dauerhaft gehalten werden, in dieser Phase der Partie besannen sich die Mannschaften auch etwas mehr auf eine konzentrierte Defensivleistung und waren nun erstmal um die Stabilität in der eigenen Hälfte bemüht. Mit der Zeit kamen vor allem die Gäste besser ins Spiel und gestalteten das Geschehen nun ausgeglichener, sie kamen zu mehr Ballbesitz und ließen das Leder oftmals schön über mehrere Stationen laufen. Nach einer halben Stunde hätte sich diese Leistungssteigerung auch schon fast ausgezahlt, Mino Kaysers Treffer aus zwölf Metern verweigerte Schiedsrichter Marcel Geuß wegen Abseits aber zu Recht die Anerkennung. In der Schlussviertelstunde des ersten Durchgangs waren die Spielanteile dann beinahe vollends ausgeglichen, beide Mannschaften standen nun defensiv gut und gingen offensiv deutlich weniger Risiko, es war offensichtlich, dass hüben wie drüben der zweite Gegentreffer vermieden werden sollte. Dies gelang den weiterhin sehr zweikampfstarken Hausherren auch fast bis zum Pausenpfiff, aber eben nur fast. Denn als in der 44. Spielminute Gashi den bis dato unauffälligen Bayreuther Spielführer Alexander Schreckinger rund 30 Meter vor dem Tor in Szene setzte, schoss dieser nach kurzem Antritt aus knapp 25 Metern einfach mal aufs Tor und ließ Memmelsdorfs Torhüter Sascha Haupt mit seinem strammen Schuss ins linke Eck keinerlei Abwehrchance! Die Gäste schlugen also kurz vor der Halbzeit nochmal eiskalt zu und machten aus drei Chancen zwei Tore, diese Effizienz ist einer der Gründe, weshalb die Altstadt in der nächsten Saison wohl Regionalligafußball zu sehen bekommen wird. In der verbleibenden Zeit bis zur Pause passierte dann nichts mehr, weshalb Schiedsrichter Geuß auch nach kurzer Nachspielzeit abpfiff und damit einen äußerst unterhaltsamen ersten Durchgang beendete.
Der eingewechselte Lukas Biskup (re.) verfolgt den ballführenden Stefan Kolb (li.), Biskup zeigte nach seiner Hereinnahme eine gute Leistung.
Hendrik Kowalsky
Die zweite Halbzeit begann ebenso ausgeglichen wie der erste Durchgang endete, ein frühes Tor schien nicht absehbar. Dennoch sollte es bereits in der 50. Minute wieder im Kasten des SVM klingeln und in dieser Situation bewiesen die Gäste, wie hoch die Qualität ihres Kaders ist: Nach einer Ballstaffette über mehrere Stationen im Mittelfeld, schickte Eduard Root letztlich den agilen Michael Eckert auf dem rechten Flüg mit einem artistischen Direktpass auf die Reise, welcher völlig alleingelassen auf SVM-Schlussmann Haupt zulief und diese Chance dann aus zwölf Metern mit einem Flachschuss ins lange Eck auch zum 3:1 für die SpVgg Bayreuth verwerten konnte. Dieser Treffer sah nach einer Art Vorentscheidung aus, wohl kaum einer der anwesenden Zuschauer konnte sich in diesem Moment noch etwas anderes als einen Auswärtssieg vorstellen. Doch Memmelsdorf ließ sich nicht hängen und intensivierte seine Offensivbemühungen weiter, wodurch sie zu diesem Zeitpunkt trotz zwei Toren Rückstand die spielbestimmende Mannschaft waren. In der 57. Minute bekam erneut Krüger im Trikot der Hausherren eine Chance aufgelegt, nach Ablage von Stefan Menz verfehlte er das linke Eck von der Strafraumgrenze aber um einen halben Meter. Sechs Minuten später bekamen die Gastgeber dann links neben dem Bayreuther Strafraum einen Freistoß zugesprochen und tatsächlich sollte dieser den SVM nochmal heranbringen: Nachdem die Defensive der Gäste offensichtlich schlief, konnte Johannes Wolfschmidt den von Peter Koch scharf vors Tor getretenen Freistoß aus Nahdistanz volley im Kasten des Bayernliga-Spitzenreiters unterbringen und damit neue Hoffnung aufkeimen lassen! Eine knappe halbe Stunde blieb dem Underdog also noch, um zumindest einen Punkt mitzunehmen und sich für eine bis dahin starke und hochmotivierte Leistung zu belohnen. Tatsächlich konnte Bayreuth keinen Gang mehr hochschalten und verlegte sich von Minute zu Minute mehr auf das Verteidigen des eigenen Tores, was phasenweise zu Powerplay-ähnlichen Situationen in der Hälfte der Gäste führte. Die Altstadt bekam nicht mehr die nötige Konsequenz in ihr Angriffsspiel und musste den aufopferungsvoll kämpfenden Hausherren nach und nach das Feld überlassen. Doch da die Abwehrreihe der Gäste in dieser Phase insgesamt sicher stand, ließ sie erst in der 79. Minute eine klare Torgelegenheit für den SVM zu, welche Koch nach feinem Zuspiel des eingewechselten Lukas Biskup aus etwa 13 Metern aber vergab, da sein Schuss zu zentral kam und Sponsel im Kasten der SpVgg damit vor keine größeren Probleme stellte. In den letzten Minuten wurde es dann naturgemäß hektischer, die Gäste spielten hier und da auf Zeit und ließen die Uhr clever herunterlaufen, während sie mögliche Kontersituationen nicht gut ausspielten und sich somit fast durchgehend in der eigenen Hälfte wiederfanden. Die Hausherren hatten mit diesem dichten Abwehrbollwerk jedoch große Probleme, sie versuchten es kurz vor Schluss viel mit hohen Bällen, welche jedoch meist in der großgewachsenen Verteidigung der Gäste verendeten. Somit sollten die Bemühungen der Memmelsdorfer letztlich keine Belohnung mehr finden und als dann auch die Nachspielzeit abgelaufen war, pfiff Schiedsrichter Geuß die Partie schließlich ab und ließ die völlig ausgepumpten Memmelsdorfer Akteure mit frustrierten Gesichtern zurück.
Am Ende ist der knappe Dreier für die Bayreuth nicht gänzlich unverdient, zeigte man doch nach dem frühen Rückstand eine gute Reaktion und bewies vor allem beim dritten Tor, welch große spielerische Klasse in der Gröger-Elf steckt. Dennoch hätte sich beim designierten Regionalliga-Aufsteiger auch niemand über ein Unentschieden beschweren dürfen. Nach dem 3:1 sah alles nach einer klaren Angelegenheit für die Gäste aus, doch anscheinend schalteten die Spieler in der Folge einen Gang zurück und ließen Memmelsdorf dadurch wieder aufkommen. Nach dem 2:3 verloren die Altstadt-Akteure dann jeglichen Offensivdrang und ließen sich zeitweise am eigenen Strafraum einschnüren, was natürlich große Gefahr birgt. In den letzten Minuten brachten die Bayreuther ihre knappe Führung aber doch halbwegs solide über die Runden und können sich dadurch über hart erkämpfte drei Punkte und einen weiteren Schritt in Richtung Viertklassigkeit freuen. Der SV Memmelsdorf kann stolz auf seine Leistung und die Umsetzung des Matchplans sein, kaufen können sie sich davon aber leider nicht viel. Verdient wäre der Punktgewinn für die Eigner-Elf allemal gewesen, fast eine ganze Stunde lang waren sie die bessere, aktivere und mutigere Mannschaft. Letztlich reichte es aber nicht mehr zum Ausgleich und dieses fehlende Tor symbolisiert dann auch den Unterschied zwischen dem SV Memmelsdorf und der SpVgg Bayreuth. Durch die Punktverluste der unmittelbaren Konkurrenz hat sich in der Tabelle aber nicht viel getan, weshalb man beim SVM vor allem das Positive aus der Begegnung mit dem Ligaprimus mitnehmen sollte. Dann kann es auch mit dem direkten Klassenerhalt klappen, das Potenzial und Leistungsvermögen hat die junge Elf aus dem Schmittenau-Stadion allemal.
Spielbericht eingestellt am 12.04.2014 22:29 Uhr