Nach zwischenzeitlichen elf Punkten Rückstand auf die Gallier aus Großbardorf, konnte der heimische WFV mit einem Sieg an der Mainau den unterfränkischen Konkurrenten überholen. Im letzten Spiel des Jahres gelang dies am Ende auf Grund Würzburger Kaltschnäuzigkeit.
In die Elf von Christian Graf, in der nur die Langzeitverletzten Jonas Dirksen und Marcella Asta fehlten, rotierte wieder Wojtek Droszcz hinein, nachdem er nach seiner Rotsperre zuletzt auf der Bank Platz nehmen musste. Dort saß zunächst auch Fazdel Tahir, bester Torschütze des WFV, zusammen mit Patrick Hofmann.
Die Großbardorfer reisten mit dem besten Sturm der Liga an. Alexander Mantlik (bisher 14 Tore) begann als Stoßstürmer vor Kapitän Manuel Leicht (10). Im Team von Hansjürgen Ragati fehlte allerdings Andre Rieß, der auch schon immerhin sechs Treffer erzielen konnte.
Beide Teams gingen mit identischem System (4-2-3-1) in die Partie.
Der umtriebige Benjamin Schömig (mi.) wird hier von TSV-Akteur Markus Kirchner (li.) verfolgt.
Sebastian Werner
Beide Teams gingen hochmotiviert in die richtungsweisende Partie und versuchten sich zunächst Respekt zu verschaffen. Schiedsrichter Simon Marx musste schon in den Anfangsminuten seine Pfeife häufiger betätigen als ihm wohl lieb war. Die ständigen Nickeligkeiten ließen keinen rechten Spielfluss aufkommen, so dass gelegentliche Fernschüsse, wie der von Benjamin Schömig (2.), zu Beginn das probateste Mittel zu sein schienen. Nach einem Foul an Schömig gelang dem WFV überraschend die Führung.
Linksverteidiger Eray Cadiroglu zirkelte den fälligen Freistoß unhaltbar ins untere Eck des Graßbardorfer Tores. Freisinger sah den Ball spät und konnte den Ball nicht mehr aus dem Eck fischen. Die Führung kam der Spielweise der Heimelf sehr entgegen. Die Graf-Elf zog sich in der Folge zurück und überließ dem TSV die Spielkontrolle. Mit langen, oft diagonal geschlagenen Bällen - zumeist auf den jungen Maximilian Ullrich - versuchte der WFV nun, über Konter Nadelstiche zu setzen. Großbardorf hingegen war um den gepflegten Ball bemüht und wollte die Zellerauer über die Außen knacken. Zum Teil sah das Kombinationsspiel der Rhöner auch ansehnlich aus, allerdings gelang es der Mannschaft von Hansjürgen Ragati nicht, in Tornähe zu gelangen. Die Viererkette des WFV stand bombenfest und auch die beiden Sechser Kevin Dees und Benjamin Schömig verrichteten zuverlässig ihren Job und sorgten sogar gelegentlich für Entlastung. Die beste Gelegenheit für die "Gallier" hatte Kapitän Leicht, der mit seinem Linksschuss in der 38. Minute Würzburg Keeper Grunz zu einer Glanzparade zwang. Ansonsten hielt das Bollwerk der Würzburger problemlos.
Kopfballduell zwischen Großbardorfs Stefan Piecha (li.) und Würzburgs Andreas Zehner (re.).
Sebastian Werner
Großbardorf kam mit mehr Elan aus der Kabine und schaltete nochmal einen Gang hoch. Doch auch zu Beginn der zweiten Hälfte endete die TSV-Herrlichkeit spätestens am Sechzehner der Zellerauer. Auf der Gegenseite zeigte Cadirgolu mal wieder seine Gefährlichkeit nach Standards. In der 53. Minute entschärfte Klaus Freisinger seinen Freistoß aus spitzem Winkel nur mit Mühe. Wenig später setzte Wojtek Droszcz zu einem starken Solo an und bediente Andreas Zehner, der von links in den Strafraum eindrang. Statt den Ball auf die Eck zu schieben, schoss der "Zehner" den Ball aber hart und hoch, so dass Freisinger zur Ecke parieren konnte. Nach dieser kurzen Offensivphase der Gastgeber übernahm aber der TSV wieder das Kommando und schnürte den WFV nun in deren Hälfte ein. Trotz fehlender Großchancen war die Präsenz der Gäste vor dem Tor von Jan-Peter Grund aber langsam erdrückend. Unter Mithilfe des ansonsten starken WFV-Schlussmanns fiel dann der verdiente Ausgleich. Bei einer Flanke von links kam Grunz aus seinem Kasten, faustete den Ball aber direkt vor die Füße von Goalgetter Alexander Mantlik. Dieser konnte sich sicher und flach zum Ausgleich einschießen. Die Freude über das 1:1 hielt bei den Grünen aber nicht lange. Als Andreas Zehner von rechts in den Strafraum eindrang, kam es zu einem Zweikampf an der Strafraumgrenze. Beide Spieler sprangen in den Zweikampf und Schiedsrichter Marx entschied auf Strafstoß für den WFV, eine zumindest zweifelhafte Entscheidung. Benjamin Schämig war es egal. Sicher verwandelte er den Elfmeter im rechten Eck. Während nun Großbardorf mit Wut im Bauch den direkten Weg zum Tor suchte, wollte der Würzburger FV über einen Konter den Sack zumachen. Nach einer starken Aktion von Patrick Hofmann und folgender Flanke war der eingewechselte Michael Dellinger in der Mitte etwas zu überrascht und konnte den Ball nicht Richtung Tor bugsieren. Die WFV-Deckung hatte in der Endphase wieder alles im Griff und besaß hinten vor allem die Lufthoheit. Großbardorf fand kein probates Mittel mehr, um den Zellerauer Abwehrriegel zu knacken. Kurz vor dem Ende hätte sogar der eingewechselte Fazdel Tahir mit seinem Schuss alles klar machen können.
Die Niederlagenserie gegen die Großbardorfer (zuletzt vier Spiele in Folge) wurde beendet, die eigene Siegesserie bei Heimspielen weiter ausgebaut. Entscheidend für den Sieg der Hausherren war die starke Defensivleistung und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor der Gäste. Zu wichtigen Zeitpunkten (früh im Spiel und direkt nach dem Ausgleich) schlugen die Zellerauer eiskalt durch Standardsituationen zu. Durch den Sieg im Derby ist der WFV nun sogar vorbei am TSV auf Platz Vier gesprungen. Zum zweiten Platz fehlen nur noch sechs Punkte. Wichtiger für Coach Graf dürften aber die mittlerweile 18-Punkte-Vorsprung auf die Gefahrenzone der Liga sein. Diese junge WFV-Truppe zeigt Leidenschaft und Kämpferherz. Mit dieser Einstellung dürfte es der Mannschaft gelingen, eines ihrer Saisonziele zu erreichen: die Fans wieder auf ihre Seite zu bringen und auf ihre Unterstützung bauen zu können. Auch der Einbau von Spielern aus der zweiten Reihe scheint Graf, ehemaliger Jugendcoach, glänzend zu gelingen. Hansjürgen Ragati wird froh sein, dass seine zum Teil kranken oder angeschlagenen Spieler nun endlich in die Winterpause gehen können. Doch selbstverständlich hätte er im letzten Spiel noch gerne Punkte mitgenommen. Dass dies nicht klappte führte der enttäuschte Trainer auch auf die seiner Meinung nach indiskutable Schiedsrichterleistung zurück.
Spielbericht eingestellt am 30.11.2013 19:43 Uhr