Die Vorzeichen waren auf dem Papier klar, Memmelsdorf zeigte sich zu Hause im bisherigen Saisonverlauf nicht gerade als Macht, erst einen Heimsieg konnte der SVM im Schmittenau-Stadion verbuchen. Auch insgesamt lief es bisher nicht sonderlich gut und so fand man den SVM stets im unteren Tabellendrittel. Die Gäste von Jahn Forchheim hingegen spielten bisher eine gute Saison, sie kamen gut in die Spielzeit und belegten vor dem Anpfiff einen starken vierten Platz. Doch so eindeutig, wie die Begegnung rein vom Tabellenstand her klang, war es nicht. Erst am Donnerstag musste die SpVgg im Pokal antreten, die Forchheimer Offiziellen versuchten die Partie in Memmelsdorf noch auf Sonntag zu verlegen, scheiterten mit diesem Vorhaben jedoch am Memmelsdorfer Veto. Es blieb also abzuwarten, wie die Gäste mit dieser Belastung zurechtkommen würden, weshalb man sich auf eine spannende Bayernliga-Begegnung freuen konnte.
Forchheims Benjamin Kaufmann (re.) wird hier unfair von SVM-Stürmer Markus Saal (li.) behindert. Die Partie verlief ansonsten sehr fair.
Hendrik Kowalsky
Das Spiel begann recht gemächlich, beide Mannschaften konzentrierten sich zunächst auf eine gesicherte Defensive. Die Gäste aus Forchheim kamen jedoch etwas besser ins Spiel und konnten sich mehr Ballbesitz und ein leichtes Übergewicht im Mittelfeld erspielen, zu Torchancen reichte es aber noch nicht. In der siebten Minute kamen die Gäste dann zu ihrer ersten Gelegenheit, doch als der Ball nach einem Freistoß von Kevin Woleman ohne Berührung durch den Memmelsdorfer Strafraum rauschte, konnte Georg Neudecker am langen Pfosten das Leder nicht mehr verwerten und schoss aus Nahdistanz SVM-Schlussmann Sascha Haupt an. Das Spiel nahm nun offensichtlich den erwarteten Verlauf, Forchheim zeigte die bessere Spielanlage, während Memmelsdorf vor allem kämpferisch dagegen hielt und mit schnellen Zuspielen in die Spitze Nadelstiche setzen wollte. Nur sechs Minuten später war dieses Mittel dann auch wie aus dem Nichts erfolgreich, denn nachdem der zentral steil geschickte Markus Saal zunächst aus etwa 16 Metern noch vergab, konnte der auf dem rechten Flügel mitgelaufene Memmelsdorfer Kapitän Stefan Menz den Abpraller aus etwa zwölf Metern zum 1:0-Führungstreffer verwerten! Die Gastgeber konnten mit ihrer ersten Torchance also direkt in Führung gehen, die SpVgg Forchheim war nun natürlich gefordert. Drei Minuten später kamen die Gäste erneut zu einem Freistoß nahe am Strafraum der Hausherren, doch Dilan Kumpirs Freistoß vom linken Flügel rauschte ohne Berührung knapp am rechten Pfosten vorbei ins Toraus. Generell kam Forchheim vor allem durch Standardsituationen gefährlich vor das Tor der Memmelsdorfer, die in dieser Phase auch zu oft Freistöße durch unnötige Fouls verursachten. Bisher blieben sie jedoch ungenutzt und mitten in die erste starke Phase der Gäste konnten die Gastgeber durch einen Konter auf 2:0 erhöhen: In Minute 22 entstand aus einer weiteren Standardsituation der Gäste der schnelle Gegenstoß der Hausherren, Sebastian Wagner bekam das Leder am Mittelkreis zugespielt und schickte Simon Ruß mit einem ganz starken Pass, diesen nahm Ruß am Strafraum auf und schloss mit einem starken Flachschuss unhaltbar für SpVgg-Keeper Rüdiger Beck eiskalt ab. Was für ein Spielverlauf, die Gäste machten das Spiel, doch die Treffer in der Schmittenau erzielten die Lokalmatadoren. Forchheim steckte jedoch nicht auf und spielte weiter nach vorne, sie stemmten sich gegen den Rückstand. Drei Minuten nach dem Tor hatte die SpVgg dann die Chance zur schnellen Antwort, doch Sebastian Schäferleins Schuss, nach schönem Zuspiel von Maximilian Göbhardt, wurde noch leicht abgefälscht und verpasste das Tor daher um einen guten Meter. In der Folge verlor das Spiel ein wenig an Tempo, die Gäste dominierten zwar das Spielgeschehen und kamen auch weiterhin zu vielen Standardsituationen, doch der SVM stand bei diesen nun besser und ließ kaum etwas zu. Offensiv war von den Memmelsdorfern nun aber verständlicherweise auch weniger zu sehen, sie versuchten ihren 2:0-Vorsprung zu halten und lauerten auf Kontersituationen. Diese blieben jedoch aus und so passierte so gut wie nichts Nennenswertes mehr bis zum Pausenpfiff, der dann auch ziemlich pünktlich durch Schiedsrichter Simon Marx ertönte.
Stefan Herl (re.) kommt gegen Forchheims Oliver Seybold (li.) einen Schritt zu spät, ansonsten zeigte er aber eine starke Leistung.
Hendrik Kowalsky
Die zweite Hälfte begann ähnlich wie die erste, Forchheim dominierte die Partie, tat sich jedoch gegen aufopferungsvoll kämpfende Memmelsdorfer sehr schwer. In der 52. Minute war es wiedermal ein Freistoß für die Gäste, der für Gefahr sorgte, doch Wolemans Freistoß von der rechten Seite verlängerte Kaufmann aus etwa 14 knapp denkbar knapp über das Tor von Sascha Haupt. Entlastung gab es für Memmelsdorf in dieser Phase kaum, lediglich ein Schuss aus rund 25 Metern von Ferdinand List war in der 58. Minute zu notieren. In der 63. Minute kamen die Gäste dann zu ihrer bisher größten Chance, doch nach einem weiten Ball scheiterte Oliver Seybold mit seinem Flachschuss aus rund 13 Metern in Richtung des linken Torecks am glänzend parierenden SVM-Torhüter Haupt. Die anschließende Ecke kam von rechts dann gut getreten herein und fand in Sebastian Schäferlein auch einen Abnehmer, doch sein Kopfball auf das kurze Eck wurde auf der Linie geklärt. Nur zwei Minuten später fiel der überfällige Anschlusstreffer dann aber doch, allerdings durch einen Memmelsdorfer: Manuel Müller wollte einen weiten Ball klären, dabei rutschte ihm das Leder aber über den Spann, wodurch die Kugel äußerst unglücklich ins eigene Netz zum Anschlusstreffer für den Jahn Forchheim kullerte. Die Gäste waren also dran, der Treffer verpasste ihnen natürlich noch einen weiteren Motivationsschub, sie drängten nun auf den Ausgleich. Doch mitten in diese Druckphase hinein schlugen die Memmelsdorfer zum dritten Mal eiskalt zu, indem sie einmal mehr einen Konter stark ausspielten: Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld wurde Johannes Wolfschmidt auf dem rechten Flügel steil geschickt und nachdem er den Ball perfekt an die Strafraumgrenze zurücklegte, rauschte Wagner heran und schloss ganz cool mit einem Flachschuss ins rechte Eck ab. Der SV Memmelsdorf konnte also schnell den alten Abstand wiederherstellen und schockte die Gäste mit bis dato nahezu perfekter Chancenauswertung. Noch wollte Forchheim sich aber nicht geschlagen geben, doch es schien einfach nicht klappen zu wollen. Eine Minute vor dem Ende sorgte dann eine scheinbar ungefährliche Situation für den späten Anschlusstreffer: Andreas Hartmann wollte einen weiten Ball in die Memmelsdorfer Spielhälfte zum Torwart zurückköpfen, doch bevor dieser das Leder aufnehmen konnte, spritzte Adem Selmani dazwischen, weshalb Sascha Haupt etwas zu spät kam und ihn foulte. Schiedsrichter Marx hatte keine Wahl und entschied zu Recht auf Elfmeter, welchen Maximilian Bauernschmitt sicher ins linke Eck zum 2:3-Anschluss aus Forchheimer Sicht verwandelte. Noch war die Begegnung nicht vorbei und der Jahn versuchte nun natürlich seine letzten Reserven zu mobilisieren, aber Memmelsdorf schien an diesem Tag einfach die nötige Konsequenz vor dem Tor zu besitzen, denn direkt nach dem Anschluss konnte Memmelsdorf abermals einen Konter verwerten. Der stark aufspielende Simon Ruß bekam das Leder im Mittelfeld zugespielt und setzte Maximilian Großmann am linken Strafraumeck ein, dieser ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und an einem Tag, an dem aus Memmelsdorfer Sicht fast alles klappte, schoss er das Leder mit einem fulminanten Direktschuss aus 16 Metern flach ins lange Eck zum 4:2-Endstand. Ein toller Abschluss einer lange Zeit spannenden Partie, denn kurz darauf hatte Schiedsrichter Marx genug gesehen und beendete das Spiel.
Am Ende steht ein sicherlich glücklicher, aber nicht unverdienter Heimerfolg für den SV Memmelsdorf zu Buche. Die Hausherren zeigten sich heute offensiv von ihrer besten Seite, beinahe alle Chancen konnten verwertet werden, zudem fielen die Tore auch stets zum richtigen Zeitpunkt, wodurch man der SpVgg Forchheim heute den Zahn zog. Defensiv stand man recht sicher und kämpfte aufopferungsvoll für den ersehnten zweiten Heimsieg der Saison. Die Gäste müssen sich heute vor allem ihre individuellen Defensivfehler vorwerfen lassen, denn spielerisch sah es eigentlich ordentlich aus. Die Belastung des Pokalspiels schien die Mannschaft gut verkraften zu können, doch es sollte wohl einfach nicht sein. Letztlich ist die Niederlage für Forchheim kein Beinbruch, man steht in der Tabelle weiterhin gut dar und kann dennoch mit der Mannschaftsleistung halbwegs zufrieden sein. Für den SV Memmelsdorf sind die drei Punkte natürlich überlebenswichtig, man konnte einen großen Schritt aus dem Tabellenkeller heraus machen und darf sich daher sehr über diesen Heimsieg freuen, zumal die Begegnung mit Forchheim natürlich auch einen gewissen Derbycharakter hat. Positiv muss man erwähnen, dass die Partie trotz des spannenden Spielverlaufs absolut fair verlief und dem Schiedsrichtergespann somit einen angenehmen Nachmittag ermöglichte.
Spielbericht eingestellt am 06.10.2013 05:57 Uhr