von Rudi Dümpert
Der TSV Aubstadt hätte ums Haar seine nagelneuen, schwarzen Sommer-Trikots mit einer Niederlage eingeweiht. Der Tabellendritte, Jahn Forchheim, war für den Fünften der Bayernliga Nord der erwartet starke Gegner, der dem Spielverlauf der zweiten Halbzeit nach eigentlich den Sieg verdient gehabt hätte. Die erste Halbzeit verlief indes weitestgehend ausgeglichen. Beide Teams hatten allem Anschein nach – zunächst – so viel Respekt voreinander, dass es lange dauerte, bis das Spiel Fahrt aufnahm und sich eine halbe Stunde erst mal gar nichts in den Strafräumen tat. Es waren 34 Minuten gespielt, ehe einer der beiden Torhüter mal eine richtige Aufgabe bekam. Und es war der Forchheimer 39-jährige Keeper Rüdiger Beck, für den sie gleich unlösbar war. „Rechtzeitig effizient spielen“, war die Forderung von TSV-Coach Josef Francic nach dem Festival verpasster Chancen im Derby. Es war in der Tat die erste Aubstädter Chance. Marc Fernando nahm eine Vorlage auf, umspielte den Tormann und schob den Ball Richtung leeres Tor. Hayri Özdemir kratzte ihn noch von der Linie. Aber da war Christoph Rützel nachgerückt, ließ seelenruhig zwei Verteidiger vorbeigrätschen und schob diese einzige große Chance zum 1:0 über die Linie. Forchheims Antwort: Nach einer langen Diagonalflanke setzte der August-Neuzugang Oliver Seybold (aus Eltersdorf) den Ball volley an den Außenpfosten. Und zwei Minuten vor der Halbzeit erzielte ein anderer Neuer beim Jahn, Dominik Zametzer, den Ausgleich. Hätte er aber nie, wäre da nicht die Sache mit dem unnötigen Kropf gewesen. Denn nicht die von ihm anvisierte Richtung führte seinen 25-Meter-Schuss ins Tor, sondern die von Daniel Werner ungewollt abgefälschte. Torwart Mack hatte keine Abwehrchance, war schon ins andere Eck unterwegs. So unglücklich dieser Ausgleich zum psychologisch so ungünstigen Zeitpunkt zustande kam, so glücklich verliefen dann die zweiten 45 Minuten für die Gastgeber. Glücklich deshalb, weil bei ihnen so um die volle Stunde herum gar nichts mehr ging, während die Forchheimer zur Hochform aufliefen. Für den TSV-Schlussmann Christian Mack war mehrfach Gelegenheit geboten, seine derzeit glänzende Verfassung unter Beweis zu stellen. Er sollte tatsächlich zum Vater dieses Unentschiedens werden. Die Mannschaft von Trainer Michael Hutzler wurde immer stärker, er selber immer verrückter vor Ärger über die ausgelassenen Chancen. Entweder verzettelten sich seine Angreifer im TSV-Abwehrdickicht oder sie zögerten zu lange mit dem Abschluss. Oder Christian Mack brachte sie zur Verzweiflung, wenn doch mal was bis zum Tor durchging. Der Druck auf das Aubstädter Tor nahm Ausmaße an, wie man sie in Aubstadt nur vor einem Jahr schon mal erlebt hatte: Gegen Forchheim beim 2:4. Francic mochte nicht bestätigen, ob es Anordnung von ihm oder Intuition der Mannschaft selber war: Jedenfalls hefteten sie noch ein Glied an die Vierer- zur Fünferkette und bauten davor eine Viererkette auf, die die letzten Schnittstellen zu machte. Ein Mittelfeld existierte nicht. Trotzdem musste Mack noch einige Male glänzen: Bei einem 15-Meter-Schuss von Ferdinand List (64.) und einem Zehn-Meter-Schuss von Oliver Seybold (88.), den viele schon drin gesehen hatten. „Wir hatten uns vorgenommen, anders als gegen Eltersdorf zwei starke Halbzeiten zu spielen“, beschrieb Hutzler, nachdem er sich 20 Minuten lang herunter gekühlt hatte. „Das ist uns eigentlich auch geglückt. Deshalb kein Vorwurf an die Mannschaft. Mit der Leistung bin ich zufrieden. Zum Fußball gehören aber auch Tore.“ Und Francic: „In der ersten Halbzeit standen wir sehr kompakt. Der Gegner ist besonders in der zweiten Hälfte mehr gelaufen als wir in der Gesamtheit. Es waren nämlich drei, vier Spieler stehend k.o., was bei den Verletzungs-, Krankheits- und Urlaubsunterbrechungen auch kein Wunder ist. Forchheim ist ein echtes Spitzenteam. Den Punkt haben wir durch Glück und eine geschlossene kämpferische Mannschaftsleistung geholt.“ Manchmal, siehe Derby, wird der Lohn auch später nachgereicht.
Spielbericht eingestellt am 08.09.2013 11:23 Uhr