von Siggi Geupel
Für den vor wenigen Tagen vom Kreisligisten TuS Schauenstein nach Selbitz gewechselten Daniel Herrmann hätte es ein Fußball-Märchen werden können. Zwei Minuten zuvor eingewechselt, erzielte er in der 87. Minute das 2:0 für den Bayernligisten. Doch der Schiedsrichter entschied zu Recht auf Abseits, da Herrmann beim präzisen Querpass von Fabian Elbl den berühmten Schritt zu weit nach vorne gelaufen war. Damit hätten die Hausherren den Deckel auf die Partie gemacht. Auch Elbl und Markus Bächer hatten in der spannenden Schlussphase zwei riesen Chancen liegen lassen, um alles klar zu machen. Es wäre ein „dreckiges 1:0“ oder ein Arbeitssieg geworden. So aber warf Ammerthal in der langen Nachspielzeit noch einmal alles nach vorne und kam zum glücklichen Ausgleich. Nicht unverdient – da die Gäste aus der Oberpfalz in der zweiten Hälfte mehr für die Offensive taten als die Mannen von Sven Lauterbach.
Dem Selbitzer Chefanweiser war die Enttäuschung nach dem Schlusspfiff deutlich anzumerken: „Natürlich waren das heute zwei verlorene Punkte. Wenn du in der 94. Minute den Ausgleich kassierst, dann ist das freilich äußerst unglücklich.“ Nur einen Fehler habe seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit gemacht. Dies sei der Fehler beim Ausgleich gewesen. „Zurzeit ist es bei uns so, dass wir für jeden Fehler mit einem Gegentor bestraft werden“, bilanzierte Lauterbach.
Beide Trams begannen sehr verhalten und belauerten sich die erste Viertelstunde. Die Heimelf besaß im ersten Durchgang die größeren Feldanteile, tat sich aber schwer gegen die sehr tief stehenden Gäste. Ammerthal hatte mit zwei Vierketten einen dichten Abwehrriegel aufgezogen, der vom pfeilschnellen Alexander Braun hervorragend dirigiert wurde. Sollten sich Elbl, Winter und Persigehl einmal mit schnellem Direktspiel durch die Abwehrreihen kombiniert haben, war Braun mit seinem enormen Antritt zur Stelle und klärte die Situation. Für die erste Aufregung sorgte Kapitän Fabian Rauh mit einem präzisen Pass in die Schnittstelle des Ammerthaler Abwehrverbundes, doch Winter traf allein vor dem Torwart den Ball nicht richtig. Kurz darauf setzte Wirth einen Kopfball nach Ecke von rechts neben den Pfosten. Das erste Achtungszeichen für die Gäste setzte der nach vorne geeilte Leikam, der nach einer Bogenlampe von De Biasi frei am linken Fünf-Meter-Raum zu einer Volley-Abnahme kam. Bedrängt von dem mutig aus seinem Tor herauseilenden Yasin Yilmaz, beförderte er das Spielgerät jedoch hoch über das Tor. In der 36. Minute dann doch der verdiente Führungstreffer der Hausherren. Persigehl überlupfte mit genialem Heber die Abwehr der Gäste, Bächer startete im richtigen Augenblick und donnerte das Leder aus vollem Lauf von der Strafraumgrenze ins lange linke Eck – ein herrlicher Treffer, der den Blau-Weißen nicht unbedingt die nötige Sicherheit gab, denn nur zwei Minuten später folgte die dickste Chance der Gäste nach einem langen Flankenball von Ferstl vom rechten Flügel. Mittelfeldmotor Örken nahm das Leder mit der Innenseite aus der Luft, doch Prell-Vertreter Yasin Yilmaz wehrte den Ball aus kurzer Distanz mit tollem Reflex ab.
Die Gäste witterten Morgenluft, waren im zweiten Durchgang das aktivere Team und erzwangen ein ausgeglichenes Spiel. Quasi vom Anpfiff weg erreichte ein langer Ball Wiesener, der am rechten Flügel alleine durch war. Doch Yilmaz war erneut rechtzeitig raus aus seinem Tor und verkürzte den Winkel, Wiesener traf nur das Außennetz. Die Selbitzer Angriffsbemühungen waren jetzt zu halbherzig – man übertrieb das Klein-Klein-Spiel. Symptomatisch hierfür die Szene in der 55. Minute, als man das Leder vier oder fünf Mal im Strafraum auf den vermeintlich besser Stehenden weiter passte, anstatt selber zu schließen. Letztendlich funkte Ferstl energisch dazwischen und klärte die Situation. Ammerthal war nun gleich auf, ohne selbst für große Gefahr zu sorgen. Das Spiel plätscherte ohne große Aufreger bis zur 80. Minute dahin, bis sich Elbl das Leder am linken Flügel eroberte und selbst vorlegte. Allein vor dem Tor schloss er jedoch überhastet ab, anstatt noch weiter auf den Keeper zuzulaufen. Es folgten das eingangs beschriebene Abseitstor und die weitere Großchance von Bächer, der freistehend aus acht Metern am blitzschnell die Arme hochreißenden Gästetorhüter scheiterte. In der 94. Minute rächte sich das Auslassen der Chancen. Eine lange Rechtsflanke verlängerte Wiesner auf den plötzlich am linken Fünfmetereck völlig freistehenden De Biasi, der dem guten Yilmaz keine Chance ließ. Dass bei der Weiterleitung auf den Torschützen irgendwie die Hand eines Gästespielers mit im Spiel war, ist für die Hausherren umso ärgerlicher, aber eher nebensächlich. Denn bei diesem Gegentor stimmte die Zuordnung überhaupt nicht.
Spielbericht eingestellt am 07.09.2013 20:00 Uhr