von Stephan Landgraf
Schon der Blick in die Augen der Spieler, als sie nach dem Aufwärmen zurück in die Kabinen gingen, ließ es erkennen: Der FC Amberg war hochkonzentriert und fokussiert, die SpVgg SV Weiden etwas lockerer und entspannter. Und vielleicht genau diese Lockerheit wurde der Mannschaft von Trainer Christian Stadler zum Verhängnis. Denn die Gastgeber, die am Samstag vor 2200 Zuschauern im Schanzl-Stadion das Oberpfälzer Bayernliga-Derby mit 3:0 (1:0) für sich entschieden, waren nicht um drei Tore besser. Sie waren nur entschlossener und wollten den Sieg partout erzwingen. Genau das hatte der Weidener Coach von seinen Akteuren vor der Partie gefordert. Umsetzen konnten es diese jedoch nur in einer Phase der Partie: in den letzten 15 Minuten der ersten Hälfte und in den ersten zehn Minuten der zweiten. „Amberg wollte den Erfolg mehr als wir“, gestand dann Stadler nach dem Schlusspfiff einer keineswegs hochklassigen Begegnung ein. „Das müssen wir aufarbeiten. Wenngleich uns diese Niederlage nicht umwerfen wird. Schon am nächsten Wochenende werden wir gegen Eltersdorf Wiedergutmachung leisten“, versprach der 40-Jährige. Und wie es das Schicksal, sollte es dieses im Fußball denn wirklich geben, wollte, waren zwei ehemalige Weidener, die nun in Amberg kicken, an den beiden vorentscheidenden Situationen beteiligt: Michael Plänitz und Benjamin Werner. Nach der frühen 1:0-Führung der Gastgeber durch Lukas Dotzler, der nach einem Fehlpass von Weidens Marijo Pavlovic und der fehlenden Entschlossenheit der SpVgg SV-Abwehr das Leder aus knapp zehn Metern volley unter die Latte hämmerte (6.), hatten die Platzherren bis zur 14. Minute das Match im Griff. Als nach einem Kopfball-Duell zwischen Klaus Herrmann und Ambergs Spielertrainer Timo Rost Letzterer benommen vom Feld musste, es nochmals versuchte, aber dann schließlich doch wegen einer später diagnostizierten Gehirnerschütterung mit dem Sanka ins Krankenhaus gebracht wurde, verloren die Gastgeber zunehmend die Spielkontrolle. Die SpVgg SV kombinierte nach einer schwachen Anfangsphase mit vielen Fehlpässen und Stockfehlern immer gefälliger und setzten die Vilsstädter unter Druck. Wirklich zwingende Chancen wurden jedoch nicht herausgearbeitet. Bis auf eine: Als in der 52. Minute Sven Kopp ein Missverständnis in der FCA-Defensive ausnutzte, den Ball Richtung Gehäuse schlug, hatten die SpVgg SV-Anhänger den Torschrei schon auf den Lippen. In allerletzter Sekunde rutschte jedoch Michael Plänitz in den Schuss und klärte auf der Linie. „Hätten wir den Ausgleich kassiert, dann wäre das Spiel wohl auf der Kippe gestanden“, gab der Amberger Kapitän nach der Partie unumwunden zu. „Unterm Strich wollten wir allerdings den Sieg mehr als die SpVgg SV. Wir haben einen starken Willen gezeigt“, resümierte Ambergs Spielführer. Bestes Beispiel dafür war das 2:0 durch den Ex-Weidener Benjamin Werner: Bei einem Freistoß von Sebastian Müller kam der Amberger Angreifer irgendwie im Strafraum an den Ball und lenkte ihn in die Maschen. Dass dabei SpVgg SV-Torhüter Dominik Forster eine nicht unbedingt glückliche Figur machte, lag sicherlich auch daran, dass im Fünf-Meter-Raum viel los war und er auch hart angegangen wurde. „Irgendwie habe ich den Kopf an den Ball bekommen. Es war sicherlich kein Handspiel“, beschrieb Werner diesen Moment. „Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben. Wir haben im Mittelfeld die entscheidenden Zweikämpfe gewonnen und nur wenige Möglichkeiten der SpVgg SV zugelassen. Für uns war das ein enorm wichtiger Erfolg, jetzt haben wir den Anschluss nach vorne wieder hergestellt“, sagte der FCA-Angreifer, dessen 2:0 die Entscheidung im Oberpfalz-Derby bedeutete. Müllers 3:0, sein Freistoß von der rechten Seite flog in der 83. Minute an Freund und Feind vorbei und zappelte plötzlich im Netz, war nicht mehr als Ergebniskosmetik gegen ein Weidener Team, das zwar alles versuchte, aber die nötige Konsequenz vermissen ließ.
Der Ex-Amberger David Ernemann, der für die Stadler-Truppe als linker Verteidiger erneut eine starke Leistung bot, brachte es dann auch nochmals auf den Punkt: „Wir sind ab der sechsten Minute einem Rückstand hinterher gelaufen. Danach stand Amberg tief und wir konnten keinen Druck aufbauen. Dann kassieren wir das doofe Ding vom Benny Werner und das Spiel war gelaufen“, so der Abwehrspieler, der mit seinem Auftritt verständlicherweise zufrieden sein konnte. „Über meine Seite ist von Amberg nicht viel gekommen. Aber das interessiert mich nicht. Wir haben als Mannschaft verloren, weil wir im Kollektiv nicht das abgerufen haben, was wir wirklich können“, sagte der 23-Jährige. Johannes Kohl, von 2008 bis 2012 Innenverteidiger in Amberg, kam dieses Mal gegen seinen Ex-Klub zwar nicht zum Einsatz, analysierte aber das Derby treffend und knackig: „Amberg hat zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht und war uns kämpferisch überlegen. Von uns kam zu wenig. Es fehlte der letzte Einsatzwille“, gab er unverblümt zu. Untermauert wurde seine Aussage durch Andres Wendl, der ebenfalls schon für die Vilsstädter gekickt hatte und in der 75. Minute durch Johannes Scherm ersetzt wurde: „Diese Niederlage ist ärgerlich und tut weh, weil es sie nicht gebraucht hätte. Wir haben unser gewohntes Spiel einfach nicht gespielt und bekamen die Quittung dafür. Aber runterziehen wird uns das nicht.“
Spielbericht eingestellt am 08.09.2013 11:19 Uhr