Die Selbitzer freilich konnten alles andere als in Bestbesetzung antreten: Auf der Trainerbank vertrat Peter Reifenrath den urlaubenden Coach Sven Lauterbach und dessen ebenfalls urlaubenden Assistenten Kristian Schmidt. Urlaubsbedingt ebenfalls nicht an Bord: Giorgio Arancino, Andreas Geupel und Nico Busse. Verletzungsbedingt nur auf der Bank Platz nahm Sebastian Wirth. Auf der anderen Seite musste Heiko Gröger neben Lorenz Hofmann auch auf den zuletzt bärenstarken Bastian Horter (Knöchel) verzichten. Überraschend an Bord war dagegen Manuel Hiemer nach seiner verletzungsbedingten Pause. Auch der angeschlagene Tobias Ulbricht (Schulter) konnte mitwirken.
Schmerzhafte Ballmitnahme für Stefan Kolb - zumal er das Spielgerät gleich an Fabian Rauh verliert.
Andi Bär
Im Gegensatz zu den Vorjahren, als die Selbitzer im Oberfrankenderby gegen die Altstädter zumeist brilliant mitspielten, und nicht selten die überlegene Mannschaft waren, hatten die Frankenwäldler dieses Mal (fast) nicht den Hauch einer Chance. Zu dominierend war die individuelle Qualität der Hausherren, die in nahezu allen Belangen über nahezu die komplette Spielzeit überlegen waren. Einige Male mussten die erneut zahlreich erschienen Altstädter Anhänger dennoch bangen: Dann aber war Andreas Sponsel im SpVgg-Tor hellwach. Dessen Gegenüber, Sascha Prell, avancierte zum stärksten Selbitzer Akteur, sorgte dafür, dass es am Ende nur ein standesgemäßes Ergebnis und kein Debakel wurde. Glück hatte Prell nach 18 Minuten, als der vor dem Pausentee nie zu bremsende Stefan Kolb nach Hiemers Zuckerpass nur die Querlatte anvisierte, von der aus das Leder ins Feld zurücksprang. Fünf Minuten später war er machtlos: Schreckinger bediente Kolb mustergültig mit einem Pass in die Schnittstelle der sehr hoch aufgerückten Selbitzer Viererkette. Kolb scheiterte zwar an Prell, rückte aber nach, tanzte den Schlussmann aus und ließ sich auch vom einrückenden Rico Raithel nicht mehr entscheidend stören. Bitter für die Gäste: Eine Minute vorher hatte Kevin Winter den Führungstreffer auf dem Schlappen, doch Andreas Sponsel parierte hellwach. Es folgten einige pomadige Minuten: Die Altstadt blieb im Offensivspiel stumpf, da man zu umständlich agierte und Selbitz fehlten die Mittel, um die SpVgg-Hintermannschaft ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Drei Minuten vor dem Pausentee dann doch noch die große Chance. Nach Schreckingers Ballverlust fasste der ansonsten blass gebliebene Markus Bächer das Leder aus 18 Metern ab, Andreas Sponsel konnte der Spielgerät erst im Nachfassen vor dem auf den Abstauber lauernden Ricardo Persigehl entschärfen.
Christopher Kuhnlein kommt vor Alexander Schreckinger ans Leder.
Andi Bär
Nach der Pause ging es ratz-fatz: Selbitz drückte kurzzeitig auf den Ausgleich, im Gegenzug bediente Stefan Kolb seinen Sturmpartner Tobias Ulbricht, der den Ball im Liegen und bedrängt in die Maschen wuchtete (49.), neun Minuten später entschieden die Altstädter die Partie just in dem Moment, als die Selbitzer ins Spiel zu kommen schienen. Sponsel hatte mit einem 16-Meter-Schuss von Winter keine Probleme (56.), Kuhnlein - der den Vorzug vor Strootmann erhielt und kaum zu sehen war - visierte drüber (57.). Im Gegenzug war es soweit: Mino Kayser bediente Manuel Hiemer absolut sehenswert. Der nach überstandener Knieverletzung überraschend wieder kickende Spielmacher wuchtete das Leder humorlos aus gut 20 Metern unhaltbar in den Winkel. Der Rest war Formsache. Die Altstädter bewiesen, dass mit dem nötigen Tempo im Passspiel auch die Tormöglichkeiten herausgespielt werden, Selbitz beschränkte sich auf Schadensbegrenzung. Mit Perparim Gashi bauten die Altstädter noch einmal neuen Druck auf. Nur eine Minute nach seiner Einwechslung visierte er das Außennetz an, wenige Zeigerumdrehungen später zielte er besser und sorgte für den Endstand. Einer der schönsten Spielzüge der Partie endete beim stark reagierenden Sascha Prell. Nach feinem Doppelpass mit Perparim Gashi bediente Alexander Schreckinger Julian Pötzinger, dessen 16-Meter-Abnahme Prell mit dem Fuß klärte.
Mit dem Lokalderby beim ASV Hollfeld und dem nächsten Oberfrankenderby gegen den SV Memmelsdorf (in Weismain) hat die Altstadt vielleicht schon die Möglichkeit, entscheidende Zähler auf die Verfolger gutzumachen. Die Euphorie jedenfalls ist schier grenzenlos: Die leidensfähigen Anhänger skandierten gegen Selbitz nach einer Stunde erstmals "Aufstieg, Aufstieg"-Rufe. Davon kann Selbitz nur träumen. Die Trauben im Frankenwald hängen in dieser Saison tief. Im Heimspiel gegen die DJK Ammerthal hoffen die Selbitzer, nach zwei sieglosen Spielen wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Dann auch wieder in (fast) bester Besetzung. Mit Rico Raithel steht der nächste Urlauber zu Buche.
Spielbericht eingestellt am 31.08.2013 00:15 Uhr