von Rudi Dümpert
„Man sieht sich bekanntlich zwei Mal im Leben.“ Mit dieser Androhung beendete der neue Ammerthaler Trainer Andreas Speer die ausführlichste Spielanalyse, die je von einem Gästetrainer bei der Pressekonferenz in Aubstadt gemacht wurde. Ansonsten hatte er an seiner Mannschaft aber auch einiges zu beanstanden und an den Aubstädtern zu loben, „weshalb dieser Sieg auch in dieser Mindesthöhe in Ordnung geht.“ Mitgeholfen hatten die Seinen durch mehrere „Vergehen“, bei deren Unterlassung es womöglich eine enge Kiste geworden wäre. Als sie mit dem Rücken zur Wand standen und nach zwei Platzverweisen mit aller Macht auf den Ausgleich drängten, bedrängten sie die arg wackelnde Abwehr der Aubstädter und beschämten ihre Kreativabteilung, die mit allem Platz der Welt beim Überzahlspiel nichts anzufangen wusste.
Dabei zeigte die Mannschaft des aus dem Urlaub zurückgekehrten Trainers Josef Francic mindestens vier verschiedene Gesichter in diesem Spiel: Das souveräne Gesicht, als sie mit der größten Aubstädter Heimspiel-Selbstverständlichkeit in Führung ging. Das schlampig-großzügige Gesicht, als sie nach dieser Führung versäumte, mit zwei, drei Hochkarätern diese Führung vorentscheidend auszubauen. Das umständlich-hilflose Gesicht, als sie in einfacher und dann sogar doppelter Überzahl die größten und allergrößten Chancen versemmelte oder in die von der geschrumpften Zweierkette gestellte Abseitsfalle tappten. Und schließlich das lernfähige Gesicht, als sie („Ich hab´ ihnen das Spiel von Fuß zu Fuß rein gebrüllt“ – O-Ton Francic) endlich die Riesenräume nutzten und, wenn auch sehr spät, mit einem Konter den Sack zumachten. Bis dahin hätte der gesundheitlich angeschlagene Marc Fernando schon in der ersten Halbzeit für mehr Ruhe sorgen können, als er Jan Fischer und Patrick Harmel umkurvte, am Torwart, aber auch am Tor vorbeischob. Zu der Zeit spielte Aubstadt noch sehr gut, „wir“, so Trainer Speer, „zu ängstlich und zaghaft“. Da hatte Julian Grell nach einem Spielzug wie vom Reißbrett das 1:0 vorgelegt. Als Christian Köttler ganz hinten Daniel Leicht ganz vorne sich lösen sah, schickte er ihn mit einem langen Ball allein aufs Ammerthaler Tor zu. Tormann Kevin Schmidt rammte ihn per Notbremse vor dem Strafraum um und sah Rot. Womit das Spiel auf einmal kippte. Zum einen war der zweite Keeper Sommerer ein sehr, sehr guter. Zum anderen begann da schon jeder Ammerthaler zehn Prozent mehr zu rennen und jeder Aubstädter die Verantwortung an seinen Nebenmann weiter zu schieben. Noch zwei vergebenen Chancen von Leicht (zu weit abgedrängt) und Köttler (unbedrängter Kopfball daneben), und die Halbzeitführung war für den Aufwand viel zu niedrig ausgefallen.
Nach Wiederbeginn schien der TSV-Express den Schlafwagen angehängt zu haben. Dass die DJK einen Mann weniger an Bord hatte, beruhigte erst, hemmte und behinderte dann das gewohnte TSV-Angriffsspiel. Ammerthal wurde erst gleichwertig, dann überlegen. Und wer weiß, was noch dabei rausgekommen wäre, hätte Volkan Örken nicht kurz nach seiner ersten (überzogenen) Gelben Karte gemeckert. Die verbliebenen acht Oberpfälzer Feldspieler machten den Rest des Spiels zur Zitterpartie für die Grabfelder, die völlig von der Rolle schienen. „So was trainiert man nicht, das ist Kopf gesteuertes Fehlverhalten“ fand Francic mildernde Worte für seine Mannschaft. Die sich um ein Haar, anstatt mit drei oder vier Toren davon zu ziehen, den Ausgleich eingefangen hätte: Als Matthias Ferstl nur noch einen Meter bis zur Linie hatte und als Rafael Wodniok einen Freistoß aufs kurze Eck setzte. Beide Male rettete Torwart Christian Mack bravourös. Erst kurz vor dem Abpfiff nutzte Julian Grell den gefühlten zehnten torverdächtigen Konter zum 2:0. „Das war längst überfällig und logisch“, sah´s Andreas Speer. „Aubstadt hat uns körperlich alles abverlangt.“ Und Josef Francic: „Es war ein schweres Spiel. Wir hätten es leichter haben können. Seien wir aber nicht pingelig. Wir haben unsere Hausaufgabe vor dem Derby gemacht.“
Spielbericht eingestellt am 25.08.2013 11:56 Uhr