Die Vorzeichen waren ungewohnt. Erstmals seit vielen Jahren gingen die Nullfünfer wieder als zumindest leichter Favorit in das Derby mit den Kickers. Während Schweinfurt mit einer bis dato fast fehlerlosen Saison auf Platz eins steht, haben die Würzburger Kickers turbulente Wochen hinter sich. Dennoch ging auch der FWK, der seit dem Trainerwechsel ungeschlagen ist, mit breiter Brust in die Partie – nach zuletzt zwei Siegen in Serie.
FC 05-Trainer Viktor Kleinhenz veränderte seine Startformation im Vergleich zum 1:1-Unentschieden am letzten Spieltag gegen Viktoria Aschaffenburg auf drei Positionen. Kapitän Kristian Böhnlein musste genauso wie Fabio Bozesan und Patrick Hofmann erstmal auf der Bank Platz nehmen. Dort saß übrigens auch erstmals der erst unter der Woche verpflichtete Ex-Profi Thomas Meißner, dessen Spielfreigabe noch rechtzeitig zum Derby eintraf. Von Beginn an durften dafür Joshua Endres, Michael Dellinger und Leonard Langhans ran. Kickers-Trainer Martin Lanig vertraute der identischen Formation, die beim 4:0-Sieg in Bamberg startete.
Tim Kraus läuft Lauris Bausenwein ab.
Alexander Rausch
Die Party begann erwartungsgemäß. Der FWK, der wie schon die letzten drei Spiele in einem 3-5-2 spielte, stand defensiv kompakt. Spitzenreiter Schweinfurt dagegen trag von Beginn an dominant, äußerst strukturiert und mit viel Offensivdrang auf. Nach einer Abtastphase hatten die Gäste die erste gute Chance des Spiels. Nach einem gelungenen Angriff über den rechten Flügel zog Leonard Langhans von der Strafraumkante ab. Der Flachschuss des Ex-Kickers-Spielers landete ganz knapp neben dem Würzburger Tor. Die Kickers zeigten sich fast die gesamte erste Hälfte harmlos in den durchaus vorhandenen Umschaltmomenten. Das Schweinfurter Spiel, das zwischendurch auch merklich abflachte, nahm zum Halbzeitende noch einmal Fahrt auf.
In der 41. Minute jubelten die 800 mitgereisten Schnüdel bereits. Aber nur kurz. Der Unparteiische Assad Nouhoum pfiff den Treffer von Sebastian Müller aufgrund einer Abseitsstellung zurück. Auf der Gegenseite jubelten dann fast die Gastgeber. Ein Schuss aus spitzen Winkel von Kickers-Zehner Moritz Hannemann klatschte auf die Oberkante der Latte. Mit einem Schreckmoment für Würzburg endete die erste Hälfte. Nach einem Eckball ließ sich der FWK völlig offen auskontern. Der stark aufspielende Tim Kraus stoppte allerdings FC 05-Youngster Lauris Bausenwein, der schon in der gegnerischen Hälfte auf und davon in Richtung Kickers-Tor schien.
Kevin Fery sah nach 68 Minuten die Gelb-Rote Karte. Eine harte Entscheidung.
Alexander Rausch
Nach dem Seitenwechsel bot sich zunächst weiterhin ein ausgeglichenes Spielgeschehen. Würzburg zeigte sich ein wenig aktiver als in Hälfte eins. Schweinfurt dagegen war ein wenig auf der Suche nach der Struktur im Angriffsspiel. Torabschlüsse blieben erst einmal Mangelware. In der 68. Minute ereignete sich dann eine folgenschwere Aktion im Spiel. Schweinfurts heutiger Kapitän Kevin Fery sah nach einem taktischen Foul an Moritz Hannemann im Mittelfeld Gelb-Rot. In Überzahl übernahmen die Kickers mehr und mehr das Kommando. Neun Minuten vor Ende der regulären Spielzeit fand die Lanig-Elf dann nach einem blitzsauberen Angriff die Lücke im Schweinfurter Defensivverbund. Hannemann schickte den zwölf Minuten zuvor eingewechselten Benyas Junge-Abiol steil, dessen Querpass vollendete Kickers-Torjäger Benjamin Girth dann zum umjubelten 1:0 (81.).
Entschieden war das unterfränkische Derby damit freilich noch nicht. Die fast 7.000 Zuschauer sahen eine wilde, hoch spannende Schlussphase, in der die Gäste gleich mehrfach die Chance auf den Ausgleich ungenutzt ließen. In der 84. Minute bestrafte FC-Joker Patrick Hofmann beinahe eine arg verunglückte Rückgabe des für den verletzten Tim Kraus eingewechselten Elija Härtl zu Keeper Vincent Friedsam, der dann gerade noch Patrick Hofmanns Schuss an den Pfosten lenkte (84.).
Friedsam sollte in den Folgeminuten noch zum Derby-Helden werden. In der siebten Minute der Nachspielzeit kam der mittlerweile eingewechselte Ex-Zweitliga-Abwehrspieler Thomas Meißner nach einer Böhnlein-Ecke zum Kopfball – Friedsam hielt mit einem Wahnsinns-Reflex. Geklärt war die brenzlige Situation damit noch nicht. Michael Dellinger kam nochmal zum Kopfball, der dann von Kickers-Mittelfeldmann Fabian Wessig von der Linie gekratzt wurde. Um kurz vor 21 Uhr war dann Schluss.
Ekstatischer Jubel: Benjamin Girth feiert seinen Treffer vor der Kickers-Kurve.
Alexander Rausch
Die Kickers bleiben unter Martin Lanig weiter ungeschlagen und dürfen jetzt den neunten Derbysieg über Schweinfurt in Folge feiern. Die Nullfünfer bleiben weiterhin Tabellenführer. Der Vorsprung auf die Kickers ist aber (bei einem Spiel weniger) auf nur noch drei Punkte geschmolzen.
Spielbericht eingestellt am 19.10.2024 11:46 Uhr