Die beiden Serien haben gehalten … Bamberg bleibt als einziges Team der gesamten Liga in der Rückrunde zu Hause noch ungeschlagen und Aschaffenburg hat noch keinen Auswärtserfolg neben Nürnberg II in der Rückrunde feiern können. Mit einer kämpferischen und taktischen sehr guten Einstellung behielt der FC Eintracht Bamberg gegen Viktoria Aschaffenburg verdient die Oberhand und setzt sich ein wenig von der gefährdeten Relegations- und Abstiegszone nach oben ins gesicherte Tabellenmittelfeld ab.
Matthias Fries (re.) kann den Ball mit der Fußspitze gegen Christoph Kaiser (li.) klären.
Gerd Gätzschmann
Kurz nach 14:00 Uhr wurde von Schiedsrichter Lothar Ostheimer eine Partie angepfiffen, die vor allem zum Ende hin sehr hektisch wurde und den Abstiegskampf der Regionalliga Bayern in Reinstform widerspiegelte. Der FC Eintracht Bamberg konnte spielerisch nicht an die sehr gute Leistung in Fürth und gegen Rosenheim während der Woche anknüpfen und von Aschaffenburg wusste man nicht, wo die Mannschaft im Moment nach dem erneuten Trainerwechsel und den ganzen Präsidiumsrangeleien steht. So war es auch nicht verwunderlich, dass in der ersten Halbzeit keine Torchancen am Fließband erarbeitet wurden. In der fünften Spielminute gab es die erste nennenswerte Chance auf Seiten des FC: ein Kopfball von Florian Pickel und der anschließende Nachschuss von Abou Khalil wurden von Aschaffenburgs Torhüter Hinterkopf gut pariert. In den ersten 15 Minuten zeigten vor allem die Gäste aus Unterfranken den durchdachteren Spielaufbau, ohne sich aber zwingende Torchancen herauszuspielen. Bamberg kam anschließend besser ins Spiel. So wurde ein Kopfball aus kurzer Distanz von Florian Pickel gehalten und im Anschluss an die folgende Ecke ging ein Bechmann-Kopfball knapp am Tordreieck vorbei. In der 20. Minute dann der erste Aufreger: Ecke für Bamberg, Deptalla legte den Ball schön für Abou Khalil auf, doch dieser „semmelte“ aus drei Metern freistehend über den Ball beziehungsweise traf diesen fast nicht – eine Monsterchance … SVV-Keeper Hinterkopf konnte statt eines „Hammers“ eine Rückgabe parieren – Pech für den FC! Nun drehte sich die Partie zu Gunsten des FC Eintracht Bamberg, der sich immer größere Feldvorteile und entsprechenden Ballbesitz erspielte. Die Viktoria konnte sich außer ein paar Nadelstichen keine nennenswerten Chancen erarbeiten und es wurde immer deutlicher, warum sowohl die eine als auch die andere Mannschaft in der Regionalliga im Abstiegskampf verstrickt sind. Bamberg machte das Spiel breit und kam verstärkt über die Außen in die Nähe des Aschaffenburger Strafraums. Aus der Abwehr heraus wurde mit langen Bällen in die Spitze operiert – ganz nach dem Motto „Kick-und-Deptalla“ beziehungsweise „Kick-und-Abou Khalil“. Bis dato allerdings erfolglos. In der 28. Minute blitzte auch einmal das Können von A’burgs Stürmer Sprung auf, als er einen Kopfball nicht verwerten konnte – es war die bis dahin einzige gute Möglichkeit der Gäste von der Landesgrenze. In Minute 30 setzte der andere Stürmer, Fiordellisi, der weit unter Form spielte, einen Verzweiflungsschuss aus 35 Metern weit am Gehäuse von FC-Keeper Aller vorbei. Fiordellisi strahlte ansonsten überhaupt keine Gefährlichkeit aus. Auf beiden Seiten flogen die Flankenversuche ins Niemandsland. Gelungene Doppelpasskombinationen und schnelles Kurzpassspiel waren nur auf Bamberger Seite zu verzeichnen. In der 34. Minute mischte dann auch Gästetrainer Abbruzzese mit, der von Schiedsrichter Ostheimer an der Außenlinie ermahnt wurde. Angriffsversuche von Deptalla waren zu schwach, Herl vertändelte den Ball und A’burg konnte so manche Bamberger Unzulänglichkeit nicht nutzen. Zum Ende der ersten Hälfte dann in Minute 38 noch eine Großchance für die Unterfranken: Koukalias setzte sich schön am rechten Flügel durch und flankte nach innen, doch völlig freistehend setzte Sprung seinen Kopfball rechts am Bamberger Tor vorbei. Im Gegenzug fischte Hinterkopf einen Schuss von Bechmann nach einer Ecke aus seinem Gehäuse heraus. Auch der Bamberger Torhüter Aller konnte einen Schuss von Fiordellisi „pflücken“, an dem an diesem Tag das Spiel weitestgehend einfach vorbeilief. Fast mit dem letzten Angriff in Halbzeit Eins setzte der Italiener dann nochmals einen Schuss weit über das BambergerTor in Richtung „12er“-Sportplatz. Mario Aller blieb meist beschäftigungslos. Unter dem Strich zeigten beide Teams in dieser ersten Halbzeit einfach zu wenig Durchschlagskraft und die Zuschauer hofften auf die zweite Hälfte …..
Khalil Abou (vo.) kann den Ball gut gegen Matthias Fries (li.) kontrollieren. Dies war auf dem nassen Geläuf nicht immer einfach.
Gerd Gätzschmann
….. und sie wurden nicht enttäuscht. Das Spiel nahm an Spannung zu – ebenso wie der Druck des Gastgebers. Trainer Kurth hatte in der Halbzeit offensichtlich die richtigen Worte gefunden. Der FC kämpfte nun noch stärker, nahm die Zweikämpfe entsprechend an und fand über den Kampf ins Spiel. Immer wieder über die beiden Außenbahnen wurde die Gäste-Abwehr in Verlegenheit gebracht. Vorlagen von F. Pickel und Bechmann fanden keinen Abnehmer und Abou Khalil sah in der ein oder anderen Szene unglücklich aus. In Minute 52 kam Deptalla im Aschaffenburger Strafraum zu Fall. Doch statt des fälligen Elfmeters erhielt er vom Schiedsrichter ohne zu zögern wegen Schwalbe die Gelbe Karte. Der Ärger war groß. Dann der erlösende Treffer für Bamberg in Minute 55: aus dem Mittelfeld heraus wurde versucht einen Ball ins Sturmzentrum durchzustecken. Aschaffenburgs Verteidiger Sternheimer verlängerte den Ball nach hinten direkt in den Lauf von Florian Pickel. Dieser zog dann aus halblinker Position ab zum viel umjubelnden FC-Führungstreffer. Der FC Eintracht Bamberg war einfach aggressiver und verdiente sich diese Führung voll und ganz. Doch irgendwie war dieses Tor die Initialzündung in die verkehrte Richtung. Die Gäste krochen nun aus ihrem Schneckenhäuschen und taten ihrerseits etwas für ihr Spiel nach vorne. Die nächsten zehn Minuten gehörten eindeutig den blau gekleideten Akteuren. Man hatte fast schon den Eindruck, Bamberg wolle die Führung verwalten und die Gäste nutzten ihre Freiräume. Doch wie in Halbzeit Eins blieb es bei Versuchen und es fehlte die Effektivität. Dies war gut zu erkennen, als in der 60. Minute ein Aschaffenburger Konter lief und drei Stürmer gegen sechs Bamberger Verteidiger einen Angriff aufbauten. Der Rest der Gästetruppe lief im Joggertempo nach vorne. Auch ein A’burger Doppelwechsel in der 62. Minute brachte nicht den gewünschten Erfolg. In den letzten 30 Minuten übernahm dann Bamberg wieder das Kommando und in der 65. Spielminute wurde dem Gastgeber ein Elfmeter vom Schiedsrichter verweigert. Anscheinend fiel der Bamberger Akteur zu theatralisch. In den nachfolgenden Minuten zeigte sich der Bamberger Wenninger von seiner besten Seite. Er gewann fast jeden Zweikampf am Boden und in der Luft und war sehr aktiv im Spielaufbau nach vorne. In einer klasse herausgespielten Aktion wäre auf Bamberger Seite mit „One-Touch-Fußball“ beinahe das 2:0 geglückt. Eine Viertelstunde vor dem Ende wurde ein Wenninger-Schuss aus 17 Metern zur Ecke abgewehrt, ein Kühnlein-Kopfball ging über das Gästetor und ein F. Pickel-Schuss landete aus halbrechter Position in den Armen von A’burgs Torwart Hinterkopf. Die Gäste waren nicht mehr zu sehen und ihre Drangphase war definitiv vorbei – bis auf zwei Möglichkeiten, aber die hatten es in sich. In der 77. Spielminute wurde ein Schuss von Murtic gerade noch von Bambergs Kühnlein geblockt und zur Ecke abgewehrt und bei einem Konter über die linke Seite kam der Ball pfannenfertig nach innen auf den Mittelstürmer, doch es fehlten zum Glück für Bamberg zwei Schritte, um an das Leder heranzukommen. Ansonsten fiel der Fiordellisi-Ersatz Murtic mehr oder weniger durch Reklamieren auf als durch fußballerische Qualität. Nach der Auswechslung des Bamberger Torschützen Florian Pickel übernahm Bechmann die Kapitänsbinde und der FC behielt weiterhin die Oberhand. Ein Schuss aus kurzer Entfernung wurde von Hinterkopf glänzend pariert. In der 88. Spielminute die letzte Chance für die Viktoria: nach einem zweifelhaften Foulspiel wurde den Gästen aus 19 Metern ein Freistoß zugesprochen, der jedoch – getreten von Amrhein – zum Glück für den FC Eintracht knapp am linken Torpfosten vorbeiging. In der Nachspielzeit kam dann die Abstiegshektik auf. Nach einem Foulspiel kurz vor der Bamberger Bank erklärten die FC Eintracht-Verantwortlichen dem Aschaffenburger Spieler Brüdigam, dass so etwas nicht im Sinne des Erfinders wäre. Statt sich aber auf das Fußballspielen zu konzentrieren, waren die Gästespieler der Ansicht, ihre Meinung kundtun zu müssen und haben dabei vergessen, dass sie neben dem FC Eintracht noch einen weiteren Gegner hatten ….. die Zeit! Und die lief gnadenlos runter. Und es wurde immer noch nachgespielt. Schiedsrichter Ostheimer machte keinerlei Anstalten, die Partie abzupfeifen. Ein weiter Bamberger Ball konnte gerade noch von A’burgs Keeper Hinterkopf aufgenommen werden. In der 93. Minute schließlich der unrühmliche Höhepunkt, der vom Schiedsrichter unverständlicherweise nicht geahndet wurde. Bei einem Zweikampf zwischen Aschaffenburgs Murtic und Bambergs Görtler an der Außenlinie wurde der Begriff Zweikampfhärte wohl etwas fehlinterpretiert. Die Reaktion des Gästeakteurs ist in diesem Falle nicht nachzuvollziehen und er wurde zum absoluten Buhmann der Partie, die kurz darauf doch von Schiedsrichter Ostheimer beendet wurde. Görtler wurde noch minutenlang an der Linie behandelt und konnte nur gestützt von Bamberger Betreuern das Stadion verlassen. Dass da tatsächlich etwas gewesen sein muss, zeigte die Schienbeinverletzung des Bamberger Spielers – Abstiegskampf pur im Fuchs-Park-Stadion. Dies zeigte sich auch nach der Partie am Kabineneingang, als ein paar Gästespielern offensichtlich die Nerven durchgingen und sich mit Zuschauern und Bamberger Ordnungskräften sehr „rege“ Diskussionen entwickelten.
Völlig verdient behielt der FC Eintracht Bamberg, vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit, in diesem eminent wichtigen Spiel die drei Punkte zu Hause und setzte sich ein wenig von den Verfolgern ab. Man hat den Abstiegskampf angenommen und ist nun schon seit fünf Spielen ungeschlagen. Da bei Punktgleichheit die direkten Vergleiche herangezogen werden, zählt für den FC Eintracht Bamberg jeder Punkt, denn man würde gegen die Konkurrenten Aschaffenburg, Eltersdorf, Augsburg und Hof wahrscheinlich den Kürzeren ziehen. Bei noch drei verbleibenden Heimspielen (Heimstetten, Seligenporten, Augsburg II) und zwei Auswärtspartien (Rain, Würzburg) sollte man die erforderlichen sechs Punkte noch holen. Denn 46 Punkte müssten ausreichen, um nicht abzusteigen und um die Relegation zu vermeiden.
Viktoria Aschaffenburg geht allerdings sehr sehr schweren Zeiten entgegen. Von den letzten fünf Spielen müssen sie vier Mal auswärts ran, unter anderem bei Bayern München II, Memmingen, Ismaning und llertissen. Ob man diese Herkulesaufgaben bewältigt, wird sich zeigen. Mit einer Leistung wie heute wahrscheinlich nicht. Zusätzlich wirken sich natürlich vereinsinterne Querelen kurz vor dem Saison alles andere als fördernd aus. In der Partie heute in Bamberg ist man als Verlierer vom Platz gegangen, da man die nötige Durchschlagskraft und spielerische Qualität hat vermissen lassen.
Spielbericht eingestellt am 28.04.2013 01:46 Uhr