Ein weiteres wichtiges Spiel im Abstiegskampf - dazu der drittletzte Heimauftritt der Viktoria in dieser Saison. Personell und kräftemäßig gebeutelt musste die schwere Aufgabe in Angriff genommen werden. Neben Fnan Tewelde fehlten auch Marcello Fiorentini und Markus Horr verletzungsbedingt. Die Gäste aus Frohnlach wollten ihre derzeit überragende Form zur Schau stellen, um vielleicht doch noch ein gewichtiges Wort im Abstiegsrennen mitreden zu können.
Von Beginn an hat die Viktoria nur wenig zu bestellen. Tayfun Özdemir (vorne) war in toller Spiellaune und stellte Steffen Bachmann vor einige Probleme.
Georg Meyer
Die Frohnlacher wollten offensichtlich vom Start weg zeigen, dass ein Tabellenletzter auch guten Fußball spielen kann. Die Truppe von Stefan Braungardt kam wie ein angestochener Zuchtbulle aus dem Gatter und fiel förmlich über die bemitleidenswerte Viktoria her. Der Druck, den die Gäste vor allem über die Außenpositionen Özdemir und Schmitt ausübten, war unglaublich. Die wieder einmal umformierte Hintermannschaft der Viktoria bekam keine Luft zum Atmen, an eigene Offensivaktionen war in der Anfangsphase nicht zu denken. Die erste richtig klare Möglichkeit hatte dann auch der Gast in der sechsten Spielminute. Kristian Böhnlein führte den Ball auf halblinker Position, ging zur Grundlinie durch und legte mustergültig quer. Der am Elfmeterpunkt völlig freistehende Dominik Schmitt war ob der Defensivmängel der Viktoria wohl zu verdutzt und haute das Leder über die Querlatte. Für den Moment waren die Aschaffenburger mit einem blauen Auge davongekommen, nur wenig später sollte jedoch der nächste Frohnlacher Schwinger kommen, diesmal mit schwereren Auswirkungen. Der enorm quirlige Tayfun Özdemir, der in der Anfangsphase Katz und Maus mit der Viktoria-Defensive spielte, kam am linken Strafraumeck an den Ball und ließ sich nicht zwei Mal bitten - sein Flachschuss schlug im rechten unteren Eck des Tores von Maximilian Hinterkopf ein (7.). Die völlig verdiente frühe Führung verlieh den Frohnlachern in der Folge nur noch weiter Flügel, es war Einbahnstraßenfußball allererster Güteklasse. Alles lief nun über Özdemir und seinen Kollegen auf der linken defensiven Seite, Kristian Böhnlein. Eine weite Flanke Özdemirs landete eigentlich punktgenau im Laufweg des heranstürmenden Schmitt, dieser war allerdings den berühmten halben Schritt zu spät und verpasste (10.). Was war eigentlich mit der Aschaffenburger Offensive? Nun, sie fand schlicht nicht statt, Peter Sprung und Giulio Fiordellisi hingen völlig in der Luft, mussten sich ihre Bälle tief in der eigenen Hälfte holen. Bei einer dieser Aktionen ging der Schuss beinahe nach hinten los, als Peter Sprung an der Mittellinie die Kugel leichtfertig wieder hergab. Den entstandenen Raum nutzten die Gäste eiskalt aus und kamen zu einem weiteren Schuss aus aussichtsreicher Position, den Christian Brandt allerdings knapp neben das Tor setzte (17.). Nur sieben Minuten später aber konnten die Braungardt-Schützlinge bereits wieder jubeln. Nach einem verlorenen Kopfballduell des völlig indisponierten Denis Löhr schnappte sich Dominik Schmitt das Leder und vollendete per Flachschuss aus etwa 20 Metern ins linke Eck (24.). Unglücksrabe Löhr wurde nur wenig später unter höhnischem Beifall des Publikums ausgewechselt - eine Unsitte der Aschaffenburger Fans, die ihrer Mannschaft damit einen Bärendienst erwiesen. Kurz vor der Pause wurde die Partie dann hitziger und es kam zu einigen Nickeligkeiten. Sowohl Peter Sprung als auch Markus Brüdigam ließen sich in unnötige Wortgefechte mit Gegenspielern und dem Schiedsrichter verwickeln. Die Gemüter konnten sich wenig später abkühlen, wütend stapften die Viktorianer zur Pause in die Katakomben.
Kristian Böhnlein (Nr.23) lieferte eine Riesenpartie ab, bekämpft hier Daniel Cheron.
Georg Meyer
Nach Wiederanpfiff bot sich den Zuschauern nun ein anderes Bild. Die Viktoria nahm alle Kräfte zusammen und stemmte sich gegen die Niederlage, aber wohl vor allem gegen den drohenden Gesichtsverlust. Dabei waren den Hausherren stets die schweren Beine anzumerken, die Mannschaft spielte nach den vielen englischen Wochen am physischen Anschlag. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kamen dann auch endlich die ersten guten Offensivaktionen zustande. In der 57. Minute blitzte einmal durchaus ansehnliches Kombinationsspiel auf, als Giulio Fiordellisi einen feinen Doppelpass mit Sturmpartner Peter Sprung initiierte. Aus halblinker Position kam Fiordellisi mit der Picke zum Abschluss, doch Rainer Hausner im Kasten der Frohnlacher klärte den Ball zur Ecke. Letztlich fanden die Aschaffenburger aber kein wirkliches Mittel, um den hervorragend eingestellten Gästen entscheidend weh zu tun. Mit der Hereinnahme des Flügelflitzers Nico Koukalias ging aber ein sichtbarer Ruck durch das Team, die Angriffe liefen nun deutlich strukturierter ab. In der 68. Minute konnte sich auch Peter Sprung endlich einmal entscheidend in Szene setzen. Nach einer tollen Flanke von Daniel Cheron stieg der Routinier am höchsten und verfehlte sein Ziel per Kopf nur denkbar knapp. Den Hausherren war hier in Sachen Einsatz und Willen kein Vorwurf zu machen, ganz im Gegensatz zur lethargischen ersten Hälfte. Doch körperlich musste man dem vergangenen Mammutprogramm immer mehr Tribut zollen, dies zeigte sich vor allem in der Passpräzision und läuferischen Arbeit gegen den Ball. Ganz anders die Gäste, immer wieder konnten sie durch ihr aggressives Pressing schnelle Ballgewinne verzeichnen. Und dann ging es zumeist blitzschnell, angetrieben vom Kapitän Bastian Renk wurden häufig die Außenpositionen gesucht, gegen Özdemir und Schmitt war heute aus Sicht der Aschaffenburger kein Kraut gewachsen. Die Partie plätscherte im weiteren Verlauf ein wenig dem Schlusspfiff entgegen, die Gäste mussten nicht mehr, die Hausherren konnten nicht mehr. Auch wenn Giulio Fiordellisi in der Schlussphase noch zu der ein oder anderen aussichtsreichen Situation kam, muss man doch konstatieren, dass die Frohnlacher über die komplette Spielzeit die offensiv kreativere, aggressivere und defensiv solidere Mannschaft war. Der Schlusspfiff war dann eine Art Erlösung für die völlig enttäuschten Viktorianer. Mit hängenden Köpfen suchten sie den sofortigen Weg in die Kabine.
Aufgrund der Ergebnisse in den anderen Stadien ist dieser Samstag mit der von den Aschaffenburger Verantwortlichen formulierten These "gebrauchter Tag" noch deutlich zu milde umschrieben. Durch die enttäuschende Heimniederlage findet man sich nun auf dem 17. Rang wieder, lediglich zwei Punkte beträgt das Polster auf den ersten direkten Abstiegsrang. Auch auf die heutigen Gäste aus Frohnlach hat man nur noch acht Punkte Vorsprung. Es wird also höchste Zeit, eine Erfolgsserie ähnlich der der Frohnlacher zu starten. Bereits am kommenden Dienstag hat die Viktoria die Chance, damit anzufangen. Im vorletzten Heimspiel der Saison gastiert dann der SV Heimstetten am Schönbusch.
Spielbericht eingestellt am 20.04.2013 18:35 Uhr