Dabei wartete eine echte Mammutaufgabe auf die Mannen von Viktoria-Trainer Werner Dreßel, denn die Hausherren mussten auf eine Reihe von wichtigen Stammkräften verzichten. Der Kapitän, Markus Horr, fehlte aufgrund seines Bänderrisses ohnehin wochenlang, weiterhin mussten Fnan Tewelde, Markus Brüdigam und Daniel Cheron auf der Tribüne Platz nehmen. Sie wurden ersetzt durch Florian Haith, Michael Ulbricht und Nico Koukalias. Hinzu kam die Hypothek der schwarzen Serie, mit nur einem Pünktchen aus den letzten vier Pflichtspielen - inklusive der herben 0:4-Auswärtspleite in der letzten Woche in Rosenheim. Eine Trotzreaktion sollte also her, um den bedrohlich näherkommenden Abstieg abzuwenden. In einer solchen Situation helfen wohl nur noch die altbekannten Tugenden.
..sah sich aber stets mehreren Bewachern gegenüber, die Nürnberger Verteidiger gewannen in der Anfangsphase deutlich mehr Zweikämpfe.
Georg Meyer
Doch von Kratzen, Beißen und Spucken war zunächst nichts zu sehen, denn der Club legte los wie die sprichwörtliche Feuerwehr und schnürte die Aschaffenburger bereits früh in der eigenen Hälfte ein. Die Nürnberger Überlegenheit drückte sich dementsprechend in der Eckballstatistik aus, welche bereits nach zehn Minuten vier Eckbälle für den 1. FCN auswies. Maximilian Hinterkopf im Aschaffenburger Tor musste in dieser Phase immer hellwach sein und alles aus sich herausholen, was ihm beim Schuss von Roussel Ngankam aus etwa zehn Metern in der fünften Spielminute noch sehr gut gelang, den er zur Ecke abwehren konnte. In der siebten Minute hingegen zeigte Hinterkopf - wohl angesteckt von seinen Vorderleuten - dann aber bereits eine erste Unsicherheit, als er eine weite Flanke aus dem rechten Halbfeld unterlief. Glücklicherweise aus Sicht der Viktoria verpassten die Nürnberger Stürmer aber knapp. Im folgenden waren die Nürnberger jedoch nicht mehr konsequent genug und konnten sich trotz deutlichem Ballbesitzübergewicht und besseren Zweikampfwerten keine zwingenden Chancen mehr erarbeiten. Die Viktoria stand derweil weiter tief und hoffte auf Konter, mit denen sie die fehlende Konsequenz der Nürnberger getreu dem Motto "Machste keinen, kriegste einen" bestrafen wollte. In der 17. Minute hätten sich die Hoffnungen der Aschaffenburger dann fast erfüllt, als Simon Schmidt nach einem Ballgewinn sofort Peter Sprung schickte, dessen Schuss aus 30 Metern aber zu schwach war. Doch die Viktoria hatte nun Blut geleckt und traute sich mehr zu. Folglich kam sie in der 20. Minute dem Tor wesentlich näher. Doch Koukalias Schuss aus spitzem Winkel, eingeleitet durch einen weiteren Konter, zischte knapp am langen Giebel vorbei. Diese beiden Chancen der Viktoria waren aber offenbar noch immer nicht gefährlich genug, um die Gäste aus ihrer zwischenzeitlichen Lethargie zu reißen und für mehr Konsequenz und Zielstrebigkeit im Spiel nach vorne zu sorgen. So hatte dann auch der Aschaffenburger Publikumsliebling Giulio Fiordellisi die nächste Chance, als sein Schuss aus 25 Metern in der 22. Minute das Tor nur knapp verfehlte. Für die Nürnberger schien dies wie ein Weckruf gewesen zu sein, endlich schneller den Abschluss zu suchen. In der 25. Minute spielten sie dann den heute stets ballsicher agierenden Antonio Colak frei, der aber allein vor Hinterkopf scheiterte. Jede wirklich gefährliche Aktion lief nun über Colak, der in der 32. Minute einen Kopfball aus acht Metern noch knapp über das Tor setzte, bevor er, kurz vor der Pause und ebenfalls per Kopf, den Ball aus sechs Metern ins Tor wuchtete - Hinterkopf war ohne jede Abwehrchance (44.). Wenige Sekunden nach dem Tor gab Schiedsrichter Johannes Hartmeier den Aschaffenburgern 15 Minuten Zeit, diesen Schlag zu verarbeiten, als er beide Mannschaften mit dem Halbzeitpfiff in die Kabinen schickte.
Niko Koukalias, aufgrund der vielen Verletzungen neu in die Mannschaft gerückt, versucht hier, sich Christopher Theisen vom Leib zu halten.
Georg Meyer
Zu Beginn der zweiten Hälfte hielt sich das spielerische Niveau der Partie in überschaubaren Grenzen. Man hatte den Eindruck, dass die Hausherren wirklich alles versuchten, allein die Mittel zur Umsetzung fehlten. So hatte dann auch der Club die erste Möglichkeit der noch jungen zweiten Halbzeit. Antonio Colak - wer auch sonst - behauptete einen schier endlos langen Ball in Strafraumnähe und fiel dann künstlerisch wertvoll zu Boden (50.). Während Colak noch damit beschäftigt war, den aus seiner Sicht fälligen Strafstoß einzufordern, ging die Szene weiter und Christopher Theisen versuchte, den Abpraller noch aufs Aschaffenburger Tor zu spitzeln. Doch statt den Ball traf der Nürnberger den Kopf des Schlussmannes Maximilian Hinterkopf, dieser konnte nach einer kurzen Behandlungspause aber unbeschadet weitermachen. Die Gäste machten in der Folge weiterhin Dampf, kamen immer wieder zu guten Gelegenheiten, ohne allerdings richtig konsequent zu sein. So tankte sich Michael Heinloth in der 55. Minute mustergültig auf der rechten Seite durch, seine etwas zu hoch angesetzte Flanke verfehlte jedoch Freund und Feind. Aschaffenburgs Trainer Werner Dreßel sah sich nun gezwungen, das Beste aus seiner spärlich besetzten Bank herauszuholen und brachte den kreativen Routinier Marcello Fiorentini, Michael Ulbricht musste für ihn das Feld räumen (60.). Doch auch Fiorentini schaffte es nicht, die Zügel in die Hand zu nehmen, stattdessen kamen die Gäste zu weiteren Möglichkeiten, ihre Führung weiter auszubauen. In der 62. Minute war es Christopher Theisen, der nach einem Freistoß zum Kopfball hochstieg, diesen aber viel zu zentral platzierte - letztlich kein Problem für den engagierten Hinterkopf. Nun begann die hitzige Phase dieses Spiels, Auslöser war ein hartes Einsteigen in die Beine des Aschaffenburgers Philipp Hörst. Die Aufregung war groß, denn der Schiedsrichter beließ es bei einer Ermahnung. Dem Aschaffenburger Stürmer Giulio Fiordellisi musste diese Entscheidung offensichtlich missfallen haben, er schimpfte wie ein Rohrspatz - Gelb für ihn (66.). Einen gewissen Hallo-Wach-Effekt kann man dieser Aktion im Nachhinein aber nicht absprechen, denn nur eine Minute später hatten die Hausherren die größte Chance des Spiels. Peter Sprung war es, der eine Flanke von der rechten Seite genau auf seinen Schädel serviert bekam - doch Uphoff im Kasten der Nürnberger schien über mehr als nur die üblichen zwei vorderen Extremitäten zu verfügen und parierte klasse. Dreßel warf nun alles in die Waagschale, brachte mit Adnan Murtic seine letzte Offensivoption (69.). Doch es half nichts, die Nürnberger waren am heutigen Tag einfach die reifere und effektivere Mannschaft und kamen fünf Minuten später zum 0:2. Christopher Theisen zog von der linken Strafraumecke einfach mal beherzt drauf, sein Schuss fand den zentral postierten Colak, dieser verlängerte mit einem nicht zu identifizierenden Körperteil ins lange Eck (74.). Die Entscheidung war somit gefallen, die Hausherren brachten einfach nicht mehr die Moral auf, hier noch entscheidend gegenzuhalten. In der 82. Minute fiel sogar noch das 3:0 für die Gäste - wieder war Colak nicht zu bremsen. Eine Flanke von rechts nahm er zunächst per sehenswertem Seitfallzieher an, Hinterkopf parierte, doch dem Nachschuss Colaks konnte er dann auch nichts mehr entgegenbringen. Wenig später war pünktlich Schluss, es blieb beim verdienten, aber etwas zu hohen Auswärtssieg für die Nürnberger.
Somit rutscht die Viktoria immer tiefer in den Abstiegsstrudel, nur noch drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz. Keine wirklich guten Voraussetzungen für das ehrgeizige Projekt Dreßels, mit jungen und hungrigen Spielern den Super-GAU zu verhindern. Die Nürnberger hingegen werden eine beschwingte Rückfahrt genossen haben, konnte man doch den Anschluss an die Tabellenspitze wieder herstellen, nur noch fünf Punkte beträgt der Rückstand auf den FV Illertissen.
Spielbericht eingestellt am 06.04.2013 21:07 Uhr