Die große Frage vor dem Spiel war: Wie viel Verstärkung bekommen die beiden Teams aus dem Bundesliga-Kader, wenn sowohl der Club als auch das Kleeblatt am selben Tag spielt? Diesen Vergleich gewannen die Gäste klar: Während bei den Nürnbergern mit Roussel Ngankam und Noah Korczowski zwei Spieler aus dem erweiterten Erstliga-Kader auf dem Platz standen, fanden sich beim kleinen Kleeblatt mit Tom Mickel, Florian Trinks, Kingsley Onuegbu und Ilir Azemi vier Profis im Aufgebot wieder. Vor allem die beiden Letztgenannten waren am Ende die entscheidenden Faktoren.
Sinan Tekerci grätscht vergeblich nach Herbert Pauls Pass in die Spitze.
Andreas Bär
Denn es dauerte nicht einmal zwei Minuten, bis Ilir Azemi mit einem nicht ganz alltäglichen Treffer sein Team in Führung brachte. Er versuchte es aus gut 20 Metern in zentraler Position einfach mal mit einem Fallrückzieher – und der Ball flog hoch, er flog weit und er flog hinter dem völlig überraschten FCN-Torwart Benjamin Uphoff zum 0:1 in die Maschen. Der perfekte Start für die Gäste, die sich anschließend vor allem auf das Verteidigen konzentrierten. In der Offensive konnten die Fürther im ersten Durchgang kaum für Akzente sorgen, da das Aufbauspiel nicht funktionierte. Der Club wirkte aggressiver und war die tonangebende Mannschaft, fanden allerdings gegen den recht sicher stehenden Fürther Abwehrverbund keine adäquaten Mittel – Chancen blieben daher Mangelware. Marek Mintal scheiterte in der 28. Minute an SpVgg-Schlussmann Tom Nickel, dann boten sich den Cluberern erst wieder gegen Ende des ersten Durchgangs zwei gute Möglichkeiten. Doch Sebastian Gärtners Freistoß aus knapp 20 Metern ging über den Kasten (42.), zwei Minuten später traf er aus guter Position nach einer Hereingabe von Michael Heinloth den Ball nicht richtig.
Florian Ballas köpft das Leder aus der Gefahrenzone.
Andreas Bär
Auch nach Wiederanpfiff taten sich die Platzherren schwer. Vieles wirkte zu umständlich, die zündende Idee fehlte. Die beiden Spitzen Mintal und Rosinger konnten kaum in Szene gesetzt werden, sie fanden nicht ins Spiel – nur bei zwei Fernschüssen durch Rosinger, die jeweils das Tor verfehlten (48./66.), und einem zu hoch angesetzten Kopfball von Mintal in der 63. Minute kam halbwegs Gefahr vor dem Fürther Tor auf. Anders auf der Gegenseite: Die Gäste überließen den Nürnbergern über weite Strecken zwar das Spiel, blieben aber stets gefährlich, vor allem wegen der beiden lauffreudigen Angreifer, die sich immer wieder ins Mittelfeld fallen ließen und sich dort ihre Bälle holten oder festmachten. In der 69. Minute schickte Onuegbu seinen Partner auf der linken Seite, Patrick Schikowski, doch dem ging allein vor dem Tor die scheinbar die Luft aus und sein Versuch landete in den Armen des Nürnberger Torwarts. Doch schon drei Minuten später fiel die Entscheidung: Onuegbu wurde in abseitsverdächtiger Position freigespielt, dann lief er gemeinsam mit Azemi allein gegen Innenverteidiger Korczowski auf das gegnerische Tor zu, im Strafraum legte der FCN-Verteidiger Azemi – der Schiedsrichter gab Elfmeter, eine vertretbare Entscheidung. Onuegbu verwandelte kühl. In der Schlussviertelstunde kam der kleine Club dann zu seinen besten Chancen. Doch im Abschluss fehlte es an der letzten Konsequenz, so waren eine Korczowski-Direktabnahme (76.) und zwei Versuche des eingewechselten Antonio-Mirko Colak in der 80. und 90. Minute allesamt kein Problem für Greuther-Torwart Tom Mickel. Und als er einmal geschlagen war – Christopher Theisen hatte nach einer Rücklage des aktiven Fabien Scheffer aus zehn Metern abgezogen – war Tuomas Rannankari auf der Linie zur Stelle. So blieben die Fürther erstmals im neuen Jahr ohne Gegentreffer und konnten einen verdienten Derbysieg feiern.
Durch die Niederlage verpasst es der kleine Club Punkte auf Spitzenreiter 1860 München II (0:0 gegen Augsburg II) gut zu machen. Nun warten drei Auswärtsauftritte in den kommenden zehn Tagen auf die Truppe von Interimscoach Dieter Nüssing. Für die Fürther war der Derbysieg nach drei Niederlagen zum Jahresauftakt der zweite Erfolg in Serie, wodurch sich die Himsl-Schützlinge wieder ein kleines Polster zwischen sich und die Abstiegsränge verschaffen konnten. Darauf kann man sich aber keineswegs ausruhen, immerhin haben die Grün-Weißen mit 29 Partien die meisten in der Liga absolviert - die Konkurrenz kann also noch in Nachholspielen punkten.
Spielbericht eingestellt am 31.03.2013 20:32 Uhr