Verstecken wollte sich Petr Skarabela dabei nicht: Zwar bot er mit Neuzugang Abdel Abou Khalil nur eine Sturmspitze auf, aber die offensiv ausgerichtete Viererkette im Mittelfeld sollte die nötige Entlastung bringen. Im Defensivverbund setzte er tatsächlich - wie auch schon in der Vorbereitung - auf Mirza Mekic als einzigen Sechser und einen engmaschigen Deckungsverbund. Auf der anderen Seite beorderte Dieter Nüssing für den gesperrten Bernd Rosinger den wuseligen Sinan Tekerci an vorderste Front und brachte Christopher Theise als zweiten Mittelfeldabräumer neben Sebastian Gärtner.
Der anfangs sehr auffällige Markus Mendler (weiß) im Duell gegen Johannes Bechmann.
Andi Bär
Die Norisstädter versuchten in Bamberg, ähnlich wie auch schon gegen Frohnlach, mit einem schnellen Tor auf die Siegerstraße einzubiegen. Ein wie sich zeigen sollte probates Mittel, den Deckungsverbund der Violetten nachhaltig zu erschüttern. Schon nach vier Minuten brachte Florian Pickel mit einem auf dem holprigen Boden tückischen Rückpass seinen Keeper Mario Aller in allerhöchste Bedrängnis. Der wieselflinke Markus Mendler bedrängte den FC-Schlussmann, dessen verunglückte Abwehr bei Marek Mintal landete: Dessen Direkabnahme aus 18 Metern verfehlte knapp das Gehäuse. Fünf Minuten später durften die Clubberer dann doch jubeln. Im Mittelfeld versuchte Joe Bechmann seinen Körper zwischen Ball und Gegenspieler zu bringen, verzettelte sich dabei und verlor, ausrutschender Weise, das Spielgerät an Profileihgabe Markus Mendler. Der pfeilschnelle Dribbler ließ sich nicht lumpen, setzte zu seinem feinen Sololauf an und vollstreckte aus 18 Metern mit einem platzierten Schuss - die Bamberger Grundordnung stand auf der Kippe. Doch nicht nur das Bamberger Konzept war durch den frühen Führungstreffer des FCN ins Wanken geraten. Nach einem Schlag mussten die Gäste schon früh ihren linken Offensivmann Roussel Ngankam ersetzen, Antonio Colak rückte für Tekerci ins Sturmzentrum, Tekerci selbst eine Position nach hinten. Die spielerische Komponente blieb auf beiden Seiten auf mäßigem Niveau. Abou Khalil vertändelte das Leder nach einem Bilderbuchkonter über Florian Pickel zu einfach und Manuel Bihr wusste ihn in aussichtsreicher Position abzulaufen (25.). Apropos Khalil: Der Neuzugang des FCE präsentierte sich schon vor der Pause als belebendes Element, seine fußballerischen Anlagen waren schon da zu erahnen, obwohl er als einzige Spitze völlig in der Luft hing und quasi kaum verwertbare Anspiele aus dem mit viel zu großem Respekt auftretenden Mittelfeld bekam. Fast im Gegenzug hätte Antonio Colak den Sack zumachen können. Der kroatische U21-Nationalspieler, derzeit in einem Leistungsloch befindlich, tauchte nach gewonnenem Zweikampf alleine vor Mario Aller auf, sein leicht abgefälschter Schlenzer ins lange Eck flatterte um Haaresbreite am Kasten vorbei (27.). Glück hatten die Hausherren, dass ein geblockter Mintal-Schussversuch aus spitzem Winkel nicht im, sondern auf dem eigenen Tornetz landete (37.). Was beide Mannschaften sonst boten, war auf alles andere als hohem Niveau angesiedelt. Der Club baute nach starkem Beginn immer mehr ab, die Bamberger Abwehr fand zu ihrer Sicherheit zurück, während das Offensivspiel der Heimmannschaft bis zum Pausentee mehr oder minder nicht stattfand.
Mirza Mekic tackled Mergim Neziri.
Andi Bär
Mit der Einwechslung von Alexander Deptalla nahm das Bamberger Spiel in Hälfte Zwei an Fahrt auf. Zwar blieb die Nürnberger Abwehr weiterhin im Bilde, aber die Offensivbemühungen der Heimelf waren nur weit strukturierter und effektiver. Das einzige echte Ausrufezeichen setzte dabei aber Joe Bechmann mit einem Freistoß, dessen fatale Wirkung die Clubberer aus ihrem Rhythmus brachte. Der Freistoßhammer des torgefährlichen Defensivmannes traf Club-Pechvogel Sinan Tekerci mit voller Wucht: Für den quirligen Offensivmann war daher einmal mehr vorzeitig Schluss. Glück hatte die Bamberger Truppe, dass nach einem herrlichen Konter über den weitgehend sehr blass gebliebenen Marek Mintal und Markus Mendler Antonio Colak das Leder nicht kontrollieren konnte und Kevin Kühnlein den Abschluss unterband (68.). Der endgültige Weckruf für die Skarabela-Truppe. Nach einem Uphoff-Patzer konnte Manuel Bihr einen FC-Freistoß gerade noch mit dem Kopf von der Linie kratzen (68.). Da war es soweit. Die Hausherren waren endgültig im Spiel. Nur zwei Minuten später klapperte es dann auch: Kevin Kühnlein entschied ein Kopfballduell gegen Manuel Bihr für sich, Neuzugang Abou Khalil sandte aus zwölf Metern platziert ein - endlich war es soweit: Es entwickelte sich das Fußballspiel, dass sich die 1000 Zuschauer erhofft hatten. Plötzlich ging es hin und her, boten sich beide Teams die Stirn und drängte beide Farben auf den Siegtreffer. Die Partie stand auf des Messers Schneide. Drei Minuten später bot Mendler nach Neziris abgeblocktem Ball einen katastrophalen Abschluss, wieder drei Zeigerumdrehungen später traf Antonio Colak nach Gärtners Freistoß aus Abseitsposition per Kopf (78.). Noch einmal bot sich dem Kroaten die Möglichkeit, doch Kopfball Nummer Zwei strich über die Querlatte (83.). Es ging Schlag auf Schlag: Uphoffs Unsicherheit blieb ohne Folgen (84.), im Gegenzug verzog Neziri knapp, der auffällige Mekic scheiterte mit einem Weitschuss an Uphoff (86.), auf der anderen Seite verpasste Scheffler nach Gärtners Flankenball nur knapp. Die dickste Chance freilich bot sich Mirza Mekic. Nach Deptallas Flankenball tauchte der Ex-Schweinfurter alleine vor Uphoff auf, bugsierte das Leder aber knapp daneben.
Mit dem Punkt gegen ein Spitzenteam kann man in Bamberg bestens leben. Doch eines ist klar: Diese Zähler sind willkommenes Beiwerk. Entscheidend im Kampf um den Klassenerhalt werden die direkten Duelle sein. Auf der anderen Seite musste man ob des Spielverlaufes mit dem Zähler ebenfalls leben können. Im Duell gegen Tabellenführer Illertissen am Dienstagabend muss der kleine Club freilich wieder anders auftreten.
Spielbericht eingestellt am 09.03.2013 11:54 Uhr