Für Dieter Kurth und Petr Skarabela gehen die Lichter aus. Allerdings nicht im übertragenen, sondern im wörtlichen Sinne. "Ich habe noch nie eine Pressekonferenz im Dunkeln erlebt", lachte Dieter Kurth, als pünktlich zum Beginn der Trainerstatements nach dem Spiel das Flutlicht im Waldstadion erlosch. Dabei hatten beide Trainer durchaus von Lichtblicken zu berichten. Der freie Fall mit je vier Niederlagen in Folge konnte gestoppt werden. Zumindest in punkto Lauf- und Kampfbereitschaft zeigten beide Mannschaften, dass sie gewillt sind, sich der Herausforderung Regionalliga zu stellen. 90 Minuten wurde um jeden Ball gefightet. Dass dabei das spielerische Element oftmals zu kurz kam, liegt angesichts der letzten Wochen auf der Hand. Die Verunsicherung war vor allem vor der Pause greifbar, als es kaum einen konsquent zu Ende gespielten Angriff gab. Dass den Zuschauern am Ende dennoch eine interessante, nach Ansicht von Petr Skarabela in der Schlussphase sogar "rasante Partie" in Erinnerung geblieben sein dürfte, lag an einer Schlussphase, die zu einem echten Wechselbad der Gefühle wurde. Eines, aus dem der Bamberger Coach einen gewonnen Punkt mitnahm, während Dieter Kurth von "zwei verlorenen" Zählern sprach.
Dieses Spiel nahm vor allem durch viele Zweikämpfe an Fahrt auf.
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Der Frohnlacher Trainer musste schon vor dem Anpfiff eine erste (unliebsame) Überraschung hinnehmen. Statt langen Schlangen gab es vor den Kassen des Waldstadions nur wenig Andrang. Nicht einmal 700 Zuschauer wollten das Oberfranken-Kellerduell in der Regionalliga sehen. Sicher auch eine Folge des Doppel-Spieltags auf Kreisebene, an dem viele Fußallfans den Besuch bei ihrem Heimatverein einem Spiel der vierten Liga vorzogen. Überraschung Nummer Zwei erlebten beide Trainer dann, als sie auf dem Aufstellungsbogen die Formation des Gegners in Augenschein nahmen. Sowohl Dieter Kurth als auch Petr Skarabela hatten ihre Mannschaft nach den jüngsten Niederlagen kräftig durchgemischt und dabei auch die eine oder andere unerwartete Personalie in petto. Dieter Kurth schenkte auf der Sechser-Position erstmals Eric Heinze vom Anpfiff weg das Vertrauen. Neben dem technisch starken Mittelfeldspieler agierte mit Sebastian Hofmann ein echter Abräumer. Dadurch wurde Kapitän Bastian Renk frei für eine Rolle auf der Zehner-Position, wo er gemeinsam mit dem neuen Stoßstürmer Daniel Sam (für Thomas Karg) auch durch geballte Kopfballstärke die Bamberger Innenverteidigung unter Druck setzen sollte. Ein Plan, der nur teilweise aufgingt, weil sich die Bamberger Innenverteidigung - von wenigen Ausnahmen abgesehen - als echtes Bollwerk entpuppte. In dem agierten wie gewohnt Johannes Bechmann - mit seinem tollen Stellungsspiel der beste Akteur auf dem Platz - und Kevin Kühnlein. Die einzige Zone im Team, die Trainer Petr Skarabela unverändert ließ. Ansonsten rotierte der 44-Jährige kräftig durch und zog die im Gespräch mit anpfiff angekündigte Systemänderung von einem 4-4-2 zu einem 4-2-3-1 durch. Größte Überraschung dabei. Als Stoßstürmer agierten weder Alexander Deptalla noch Tobias Seifert noch Lukas Görtler. Das Offensivtrio nahm komplett auf der Bank Platz. Stattdessen erhielt Kapitän Florian Pickel den Auftrag in vorderster Front mit hoher Laufbereitschaft ständig Druck auf die Frohnlacher Defensive auszuüben und ein Aufbauspiel mit gezielten langen Bällen in Richtung Bastian Renk und Daniel Sam zu unterbinden. Auf den defensiven Außenbahnen rückten bei den Domstädtern Dominik Waltrapp (links) und Josef Pickel (rechts) ins Team. Viktor Gradl agierte erstmals auf der linken offensiven Bahn. Rechts erhielt der Ex-Frohnlacher Sebastian Wagner eine weitere Chance von Anfang an. Die wohl wichtigste Änderung gab es aber auf der Doppelsechs, wo Neuzugang Florian Wenninger erstmals für den FC Eintracht auflief. Der Ex-Ingolstädter sollte in Halbzeit Eins zum entscheidenden Mann werden. Zwar agierte er noch zurückhaltend, aber was der 22-Jährige machte, hatte Hand und Fuß. Vor allem in der 20. Minute, als er sich nach einem Einwurf mit einem feinen Dribbling auf den Weg in den Frohnlacher Strafraum machte, wo er ebenso ungestüm wie ungeschickt attackiert wurde. Eine unnötiges Foul, das mit einem Elfmeter bestraft wurde.
Christoph Kaiser übernahm die Verantwortung und hämmerte das Leder mit einem fulimanten Schuss unter die Latte des VfL-Tores. Ein Pfund, in dem offenbar die ganze Wut über die zuletzt vier Niederlagen steckte. Kein Vergleich zum Versuch, den Bastian Renk für den VfL Frohnlach nur sieben Minuten später von der identischen Stelle auf der anderen Spielfeldseite abgab. Der Kapitän war nach einem Patzer von Kevin Kühnlein, der einen langen Ball unterschätzt hatte, alleine vor FCE-Keeper Oliver Scheufens aufgetaucht. Sein Heber ging zwar übers Tor, aber der Kitzinger im Kasten der Bamberger attackierte den Frohnlacher Spielführer elfmeterreif. Die Riesenchance zum Ausgleich. Bastian Renk schnappte sich das Leder und zielte in die von ihm aus gesehen linke Ecke. Kein Hammer wie bei Christoph Kaiser, eher ein Schieber, in der Hoffnung den Keeper verladen zu können. Der ahnte aber die Ecke und parierte. Kein Treffer für den VfL. Genau wie nach zehn Minuten. Da landete der Ball sogar im Netz. Aber Sinan Bulat hatte, nachdem Oliver Scheufens an einer Freistoßflanke vorbeigesegelt war, die Hand zur Hilfe genommen und sah dafür die Gelbe Karte. Ein Tor und zwei Chancen - allesamt nach Standards! Vielmehr gab es in Halbzeit Eins nicht zu sehen. Auf beiden Seiten blieb vieles Stückwerk. Gelungene Spielzüge? Fehlanzeige. Meist ging es nur über zwei oder drei Stationen, ehe der Gegner wieder am Ball war. Was neben einer hohen Fehplassquote, aber auch am guten Defensivspiel und an der Laufarbeit beider Teams lag. Sowohl die Heimelf als auch die Gäste standen im Mittelfeld sehr hoch. Die zentralen Mittelfeldspieler Bastian Renk und Christoph Herl rückten bei gegnerischem Ballbesitz nach vorne und unterstützten die Stoßstürmer Daniel Sam und Florian Pickel beim Anlaufen der gegnerischen Abwehrspieler. Hinter der ersten Pressingwelle wartete auf Höhe der Mittellinie mit dem Sechser-Block bereits die nächste. Ein geordnetes Aufbauspiel wurde da zur Schwerstarbeit. Erst in der 34. und 40. Minute hatte der VfL durch Daniel Sam und Sinan Bulat zwei halbwegs gute Gelegenheiten nach gelungenen Kombinationen. Zum Torerfolg führten sie jedoch nicht.
Nicht selten kamen die aggressiv spielenden Bamberger (weißes Trikot) einen Schritt zu spät.
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Der blieb auch nach dem Wechsel zunächst aus. Frohnlach erhöhte nun den Druck und drängte den FC Eintracht immer mehr in die Defensive. Bastian Renk rückte von der Zehnerposition noch ein Stückchen weiter nach vorne und agierte praktisch als zweite Spitze. Klare Chancen blieben aber weiter Mangelware. Dem Torschrei am nächsten kamen die Gastgeber nach einer Ecke von Kristian Böhnlein in der 51. Minute. Sinan Bulats Kopfball wurde auf der Linie geklärt. Schon da wurden erstmals die Probleme erkennbar, die der FC Eintracht mit den Eckenvarianten des Gegners hatte. Gut einstudierte Laufwege führten immer wieder dazu, dass Spieler des VfL ziemlich freistehend an den Ball kamen. So war es auch in der 75. Minute. Wieder ein Eckball. Wieder von rechts. Wieder ausgeführt von Kristian Böhnlein. Diesmal aufs hintere Fünfmeter-Eck. Dorthin hatte sich Christian Beetz freigeschlichen. Der verlängerte den Ball per Kopf zurück vor das Tor. Dort stand Thomas Karg mutterseelenallein und hatte keine Mühe den Ausgleich zu erzielen. Der Joker - der drei Minuten zuvor nach einer Hereingabe von André Jeschke noch zu spät gekommen war - hatte wieder einmal gestochen. Dieter Kurths Mut war belohnt worden. Nach 65 Minuten hatte er den Goalgetter für den starken Eric Heinze gebracht und damit endgültig auf ein 4-4-2 umgestellt. Doch mitten in die Freude hinein, hallte ein fast schon verzweifeltes "Männer! Männer!" des VfL-Coaches über den Platz. Er hatte das Unheil im direkten Gegenzug wohl kommen sehen. Zu groß die Lücke zwischen defensiver Viererkette und Mittelfeld. Der FC Eintracht kam problemlos an einen abgewehrten Ball und konnte ungehindert kombinieren. Der eingewechselte Julian Gressel bediente Josef Pickel, der flankte von rechts und in der Mitte stand Christoph Kaiser und traf mit einem Flugkopfball. Sein zweites Tor im Kellerderby. "Ein Königsreich für einen Kaiser" - so und nicht anders hätte die Überschrift lauten müssen, wenn das Spiel nach dieser 77. Minute abgepfiffen worden wäre. Aber noch waren die verrückten 360 Sekunden nicht vorüber. Auch bei Petr Skarabela wich die Freude schnell dem Entsetzen, musste er doch mit ansehen, wie Josef Pickel, gerade noch Vorbereiter des Führungstreffers, Kristian Böhnlein, der sich geschickt in den FCE-Strafraum gedribbelt hatte, derart ungeschickt angriff und zu Fall brachte, dass es keine 60 Sekunden nach dem zweiten Bamberger Tor erneut Elfmeter für Frohnlach geben musste. Wieder trat der Gefoulte selbst an. Doch im Gegensatz zu Bastian Renk widerlegte Kristian Böhnlein die alte Fußballweisheit und erzielte den verdienten Ausgleich, der gleichzeitig das Endresultat darstellen sollte, weil Paul Scheller (89.) und Alexander Deptalla (91.) in der turbulenten Schlussphase noch je eine Chance ausließen.
Unterm Strich blieb also ein Unentschieden! Genau das Resultat, das vor dem Spiel eigentlich keiner wollte, weil es keinem weiterhilft. Dennoch kann und sollte die Partie Mut machen für die schweren Aufgaben bei den Amateuren des FC Bayern (Frohnlach) und gegen Illertissen (Bamberg). Einsatz und Moral haben gestimmt. Zwei Tugenden, die man auch braucht, wenn man gegen die Spitzenteams der Liga bestehen will. Auch wenn die Null erneut weder bei der Heim- noch bei der Gastelf stand. In der Defensive wurde kompakt agiert, der Gegner zudem immer wieder erfolgreich am Aufbau gehindert. Im Fußballzeugnis hätten sich sowohl die Frohnlacher als auch die Bamberger eine Drei mit deutlicher Tendenz zur Zwei verdient. Im Gegensatz zu der Busladung Bamberger Fans, die den Weg ins Waldstadion gefunden hatten. Die kann man nur mit einer Sechs nach Hause schicken. Auch wenn sie ihre Mannschaft 90 Minuten lang lautstark unterstützten und sich dafür eigentlich ein Lob verdient haben. Schmähgesänge gegen Spieler des Gegners, noch dazu, wenn sie so beleidigend werden, wie die gegen Kristian Böhnlein gegen Ende der zweiten Halbzeit, haben auf einem Sportplatz nichts verloren. Das nächste Mal bitte besser machen und weglassen!
Spielbericht eingestellt am 01.09.2012 18:25 Uhr