Trainer Antonio Abbruzzese forderte im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Partie schnelleres und präziseres Spiel seiner Akteure ein. Man wollte den treuen Fans in der heimischen Arena ansehnlichen und gleichermaßen erfolgreichen Fußball bieten. Die Kulisse war dem Anlass angemessen, es fanden laut Vereinsangaben 1425 Schlachtenbummler den Weg an den Schönbusch. In der neuen Aretas-Lounge sorgte zusätzlich die Band "franz ´n fries" für musikalische Untermalung.
Marcello Fiorentini im intensiven Duell mit dem starken Christopher Bieber.
Georg Meyer
Die Spieler hingegen ließen sich zunächst nicht von der guten und ausgelassenen Stimmung anstecken, das Spiel in der Anfangsphase gestaltete sich anfänglich etwas blutarm und zäh, gegenseitiges Abtasten war die Devise. Bis auf einige Standardsituationen und missglückte Flanken, bei denen noch die nötige Präzision fehlte, blieb vieles Stückwerk. Wie ein Weckruf für alle Beteiligten wirkte dann die erste riesige Tormöglichkeit für die Gäste, bei der Zajo Desic die Kugel nach wunderbarer Flanke von der linken Seite mit einem wuchtigen Kopfball an den Pfosten setzte. Maximilian Hinterkopf im Kasten der Viktoria wäre hier chancenlos gewesen. Es folgten weitere Torschüsse der Gäste aus der Distanz, die allerdings ihr Ziel verfehlten. In der elften Spielminute gab es dann das erste echte Lebenszeichen der Hausherren, als Matthias Fries das Tor aus aussichtsreicher Position nur knapp verfehlte. Wer jetzt glaubte, die Partie würde Fahrt aufnehmen und die Hausherren würden das Heft des Handelns nun in die Hand nehmen, sah sich allerdings eines Besseren belehrt, die Gäste hatten weiterhin leichte Feldvorteile. Nach einer wunderbaren Kombination, unter anderem über die Stationen Zajo Desic und Manuel Duhnke, war es dann in der 20. Minute Frank Wirsching, der den tödlichen Pass aus halbrechter Position in die Mitte spielte und in Christopher Bieber einen dankbaren Abnehmer fand. Im Stile eines Torjägers schob er den Ball am herauseilenden Hinterkopf vorbei aus drei Metern ins Netz. Der Knoten war also geplatzt, die Hausherren schon früh mit dem Rücken zur Wand. Nach einem eklatanten Abwehrfehler von Viktoria-Verteidiger Joseph Mensah in der 24. Minute tauchte der stark aufspielende Zajo Desic urplötzlich alleine vor Hinterkopf auf, legte sich den Ball aber zu weit vor, so dass der Aschaffenburger Schlussmann letztliche keine Mühe hatte, diese gefährliche Situation zu entschärfen. Zu vereinzelten Entlastungsangriffen für die Viktoria kam es unter anderem in der 29. Minute, als Giulio Fiordellisi mit einem guten Schuss von der Strafraumgrenze scheiterte, in den sich ein beherzter Kickers-Verteidiger im letzten Moment hineinwarf. Trotzdem kann es Antonio Abbruzzese nicht gefallen haben, was seine Kicker bis dahin auf den Rasen brachten. Neben einigen Stellungsfehlern im Abwehrverbund fehlte der Zugriff im Mittelfeld und die letzte Konsequenz im Angriff. Daher nahm der Aschaffenburger Trainer bereits sehr früh zwei Wechsel vor, setzte also bereits in dieser frühen Phase neue Impulse. Offensivwirbler Nico Koukalias ersetzte in der 30. Spielminute den indisponierten Horst Russ, direkt im Anschluss musste Patrick Amrhein seinen Platz für den jungen Stürmer Adnan Murtic räumen. Die Änderungen verfehlten ihre Wirkung nicht, in der 36. Minute setzte sich wiederum Fiordellisi schön auf der rechten Seite durch, seine Hereingabe war aber zu unpräzise für den neuen Mann, Koukalias, da wäre mehr drin gewesen. In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. In der 37. Minute schlug Torschütze Bieber eine gefährliche Flanke in den Strafraum - Hinterkopf konnte diese allerdings abfangen. Kurz vor dem Pausenpfiff dann noch einmal Aufregung im Gästestrafraum, als der eingewechselte Murtic gleich zwei Mal am glänzend aufgelegten Kickers-Torhüter Daniel Tsiflidis scheiterte.
Strafraumgetümmel nach einer der zahlreichen Flanken der Gäste.
Georg Meyer
Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte setzte sintflutartiger Regen ein. Ob es auch in der Viktoria-Kabine zum reinigenden Donnerwetter kam, ist nicht überliefert. Das Spiel wurde allerdings bei dem tiefer werdenden Boden deutlich ruppiger, Zweikämpfe wurden teilweise an der Grenze zur Brutalität ausgetragen. Der Derby-Virus griff nun sowohl auf die Akteure als auch die Anhänger über, Schmähgesänge wurden laut. Leider waren spielerische Höhepunkte nun Mangelware, beide Teams definierten sich nun verstärkt über Kampf und Einsatz. Ein großer Aufreger dann in der 54. Minute, als Frank Wirsching nach schöner Einzelleistung von Viktoria-Keeper Hinterkopf klar von den Beinen geholt wurde. Der fällige Elfmeterpfiff blieb allerdings aus, stattdessen erhielt Wirsching von Schiedsrichter Christian Dietz, der auf Schwalbe entschied, den Gelben Karton. Die einzige falsche Entscheidung des umsichtigen Referees, der in dieser Szene vielleicht von der mehrfach vorangegangenen mangelnden Standfestigkeit Wirschings fehlgeleitet wurde. In der Folge versuchten die Gäste, das Ergebnis mit aller Macht zu verteidigen. Die Hausherren kamen nun verstärkt zu Ausgleichschancen, die wohl beste vergab Fiordellisi nach einem Sololauf über 50 Meter allerdings kraftlos. Abbruzzese warf nun alles nach vorne, wechselte Offensiv-Neuzugang Zubayr Amiri für den Mittelfeld-Akteur Markus Wosiek ein - der Auftakt zu einer wütenden Schlussoffensive der Hausherren, die allerdings immer wieder Raum für gefährliche Konter der Gäste lieferte. Folgerichtig erzielte wiederum Christoph Bieber, Mann des Spiels, in der 83. Minute die 2:0-Führung mitten hinein in die Drangphase der Viktoria und sorgte damit für die Vorentscheidung. Alles Aufbäumen kam nun zu spät, der stark aufspielende Zajo Desic setzte in der 90. Minute den krachenden Schlusspunkt unter dieses Unterfranken-Derby, indem er den Ball herrlich aus halbrechter Position in den kurzen Winkel drosch.
Nun brachen alle Dämme, die Würzburger Spieler stürmten zu den rund 50 mitgereisten Fans und feierten den verdienten ersten Dreier in dieser Regionalligasaison. Die Aschaffenburger Wiedergutmachung muss nun verschoben werden. Ob sich die Fans vom unterhaltsamen Rahmenprogramm besänftigen ließen, darf angesichts zweier Niederlagen in Folge ohne eigenen Torerfolg durchaus bezweifelt werden.
Spielbericht eingestellt am 28.07.2012 22:47 Uhr