Lukas Görtler war der Erste. Bereits eine gute Stunde vor dem Anpfiff drehte der 18-Jährige - unbeeindruckt von den Vorbereitungen für die offizielle Saisoneröffnung der Regionalliga - seine Runden auf dem Rasen des Volksparks. Die Fußballschuhe zog der Stürmer dabei weder zum Laufen noch später an. Eine schmerzhafte Mittelfußprellung verhinderte den Einsatz des Neuzugangs aus der U19 des 1. FC Nürnberg. Nicht der einzige Ausfall, den Bambergs Trainer Petr Skarabela bei seiner Premiere verkraften musste. Mit Peter Heyer (Rippenzerrung) und Johannes Bechmann, der eine Grippe nicht rechtzeitig auskurieren konnte, fehlten die beiden wichtigsten Leitungsträger der letzten Jahre. In der Innenverteidigung rutschte René Finnemann an die Seite von Neuzugang Kevin Kühnlein. Im Sturm bildeten Alexander Deptalla und Tobias Seifert quasi die "zweite Reihe". Eine Überraschung gab es im Kasten der Domstädter. Dort stand nicht der allseits erwartete Florian Muckelbauer, sondern der als Ersatz für den verletzten Julian Bach verpflichtete Kitzinger Oliver Scheufens. Auch Hofs Coach Norbert Schlegel konnte nicht auf seine beste Elf zurückgreifen. Er musste Innenverteidiger Florian Ascherl und Mittelfeldspieler Michael Knorr ersetzen.
Der stets aktive Alexander Deptalla (li.) wusste die Hofer Hintermannschaft gut zu beschäftigen.
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Beide Teams begannen, nachdem sich bei der offiziellen Eröffnung Kinder in den Trikots der 20 Regionalliga-Vereine ein Stelldichein gegeben hatten und BFV-Präsident Dr. Rainer Koch in einer kurzen Talkrunde seiner Freude über die neue Liga Ausdruck verliehen hatte, im 4-4-2-System, allerdings mit unterschiedlicher Aufteilung im Mittelfeld. Während die Bamberger mit einer flachen Vier agierten, in der Christoph Kaiser und Markus Fischer eine hoch stehende Doppelsechs bildeten, die den Gegner immer wieder früh attackieren sollte, setzte Norbert Schlegel auf die Raute mit Ex-Profi Daniel Felgenhauer als einzigem Sechser und Papi Henriques auf der Zehnerposition. Vom Anpfiff weg schenkten sich beide Teams nichts und es entwickelte sich eine flotte Partie mit rassigen Zweikämpfen, die allerdings auch von vielen Ballverlusten im Mittelfeld geprägt war. Bereits nach gerade einmal zwei Minuten hätte dabei der erste Treffer fallen können, als René Finnemann einen leichtsinnigen Querpass in den eigenen Strafraum spielte. Perparim Gashi war aber so überrascht, dass er den Ball mit einem Heber übers Tor setzte. Alexander Deptalla und Florian Pickel auf Bamberger Seite sowie Cemi Ekinci, der nach einem langen Pass in die Schnittstelle der Bamberger Viererkette über rechts auf und davon ging, aber nur den Außenpfosten traf, vergaben in der Anfangsviertelstunde weitere gute Chancen. Danach verflachte die Partie aber mehr und mehr, da sich die beiden Teams im zentralen Bereich mehr und mehr neutralisierten. Bamberg attackierte früh. Den Hofern fehlten oft die spielerischen Mittel, um das hochstehende Mittelfeld der Gastgeber zu überwinden. So gab es zwar intensive Zweikämpfe, aber auch viele schnelle Ballverluste, sodass Torraumszenen oder gar echte Chancen Mangelwaren blieben. Lediglich ein Querschläger von Julian Gressel, der auf der rechten defensiven Außenbahn seine Punktspielpremiere für den FC Eintracht feierte, eröffnete Cem Ekinci nach 27 Minuten eine weitere gute Gelegenheit, die der agile und laufstarke Stürmer aber nicht nutzen konnte. Er schoss übers Tor. Die dritte klare Torgelegenheit für die Gäste, die eigentlich zu diesem Zeitpunkt in Führung hätten liegen müssen. Während die Bamberger den Ausfall von Johannes Bechmann gut verkrafteten - René Finnemann vertrat ihn - vom Fehlpass nach gerade einmal zwei Minuten abgesehen - in der Innenverteidigung sicher, war im Angriff der Ausfall von Peter Heyer ein deutlich spürbarer Qualitätsverlust. Zwar startete Alexander Deptalla immer wieder in die Lücken, aber ohne den Torjäger fehlte ein Angreifer, der den Ball auch einmal behauptet hätte. Tobias Seifert zeigte sich zwar laufstark und forderter immer wieder Anspiele. Allerdings musste der junge aus Sand gekommene Stürmer erkennen, dass in der Regionalliga schon kleinste Unzulänglichkeiten bei der Ballannahme mit dem Verlust des Spielgeräts bestraft werden.
Das war knapp, ein Schuss der Bamberger Elf verfehlte nur um Zentimeter das Hofer Tor.
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Auch nach dem Wechsel hatten zunächst die Hofer durch einen von Oliver Scheufens gehaltenen Schuss von Cem Ekinci (47.) und Daniel Schäffler (50.) die ersten Gelegenheiten. Fast schien es, als sollten die Gäste die Partie mehr und mehr in den Griff bekommen. Im Mittlelfeld erarbeitete sich der Hofer Zehner Papi Henrique mehr und mehr Raum und schien das Spiel an sich reißen zu können. Allerdings nur bis zur 54. Minute. Dann vollzog Bambergs Trainer Petr Skarabela den vielleicht entscheidenden Wechsel. Er nahm den angeschlagenen Markus Fischer aus der Partie und brachte Thomas Dotterweich. Der rückte allerdings nicht auf seine eigentliche angestammte Sechser-Position, sondern auf die rechte Außenbahn. Christoph Herl wanderte nach innen und bildete mit Christoph Kaiser, die in der Vorbereitung bewährte Bamberger Vorneverteidigungs-Zentrale. Mit seiner Ruhe am Ball ordnete der 24-Jährige in Windeseile die Bamberger Aktionen. Fortan gelang es den Hofern kaum noch, sich im Mittelfeld entscheidend durchzusetzen. Immer wieder erahnte die neue Bamberger Doppelsechs Passwege und fing Bälle ab. Zunächst ohne offensiven Erfolg.
In der 66. Minute jedoch hatte Christoph Kaiser nach einer Balleroberung auf Höhe der Mittellinie viel Platz gegen schon zu weit aufgerückte Hofer. Mit einem Pass auf die linke Seite setzte er den mitgelaufenen Victor Gradl ein, der zunächst zu lange zögerte und abgedrängt wurde. Aber der Außenverteidiger erkämpfte sich den Ball zurück, tankte sich zur Außenlinie durch und flankte flach und scharf nach innen. Dort stand ein gänzlich unbewachter Alexander Deptalla goldrichtig und hatte keine Mühe, das vielumjubelte 1:0 zu erzielen. Aufgrund der Chancenverteilung vielleicht ein wenig schmeichelhaft, aber fast eine logische Konsequenz der wachsenden Bamberger Überlegenheit im Mittelfeld. Nur zwei Minuten später allerdings wäre die FCE-Führung fast schon wieder Vergangenheit gewesen. Cem Ekinci kam nach feiner Vorlage von Perparim Gashi frei zum Schuss, traf aber nur die Latte. Es sollte bis zum Schlusspfiff die einzige klare Ausgleichschance für die Mannschaft von Norbert Schlegel bleiben. Leicht schwindende Kräfte und ein Bamberger Bollwerk in der Innenverteidigung und auf der Doppelsechs verhinderten weitere Gelegenheiten.
So konnte am Ende Petr Skarabela über einen Premierensieg jubeln. Dem 44-Jährigen ist es binnen sechs Wochen nicht nur gelungen acht Neuzugänge, von denen am Donnerstag vier in der Startelf standen, ins Team einzubauen, er hat den FC Eintracht Bamberg zu einem unangenehmen Gegner gemacht, der ungemein effektiv und hoch verteidigt. Eine Elf, die nur schwer zu schlagen ist. Die Hofer Bayern dagegen konnten sich mit der Erinnerung an die letzte Saison trösten. Auch da misslang der Start, ehe man zum Höhenflug in Richtung Tabellenspitze ansetzte. Der dürfte in diesem Jahr aber wesentlich schwerer fallen, da als erster Heimgegner kein Geringerer als der große Titelfavorit FC Bayern München II mit Trainer Mehmet Scholl in die Grüne Au kommt. Der FC Eintracht dagegen ist der erste Tabellenführer der neuen Regionalliga Bayern. Ein Spitzenreiter, der erst einmal oben bleiben könnte. Schließlich erscheint die erste Auswärtsaufgabe in Heimstetten durchaus lösbar.
Spielbericht eingestellt am 20.07.2012 09:28 Uhr