Die Würzburger Kickers gingen nach den zurückliegenden Auswärtssiegen gegen Türkgücü München (1:0) und dem FC 05 Schweinfurt (2:0) mit ganz breiter Brust ins Heimspiel gegen die Zweitligareserve des 1.FC Nürnberg. In der Vorsaison waren die Clubberer so etwas wie der Angstgegner der „Rothosen“. Das Hinspiel am Sportpark Valznerweiher verloren die Würzburger damals am zweiten Spieltag mit einer rundum erneuerten Mannschaft mit 0:2. Im Rückspiel kam der FWK, trotz drückender Überlegenheit, nicht über ein 1:1 hinaus. Im neuerlichen Aufeinandertreffen setzte der Kickers-Cheftrainer auf eine auf drei Positionen veränderte Startelf im Vergleich zum Derbysieg unter der Woche gegen Schweinfurt: Anstelle von Tim Kraus, Pascal Moll und Saliou Sané durften Dominic Meisel, Benjika Caciel und Tim Sausen beginnen. Die augenscheinlichste Änderungen beim Gast aus Nürnberg spielte sich auf der Trainerbank ab. FCN-II-Cheftrainer Andreas Wolf musste genauso wie sein Assistent Andy Nägelein auf der Tribüne des Kickers-Stadion Platz nehmen. Beide sahen nach dem 1:1 am Dienstag gegen Türkgücü München die Rote Karte. Dafür stand gegen die Kickers Dominik Schmitt, Übergangstrainer des Nachwuchsleistungszentrum, als Verantwortlicher an der Seitenlinie.
Kickers-Rechtsverteidiger Fabrice Montcheu (links) im Duell mit Regionalliga Bayern-Toptorjäger Pedro Narciso Muteba vom 1.FC Nürnberg II.
Steffen Krapf
Was Schmitt vom Spielfeldrand und Wolf und Nägelein von der Tribüne zunächst zu sehen bekamen, war eine echte Galavorstellung des Tabellenführers. Die Würzburger Kickers spielten von Beginn an schnell und druckvoll nach vorne. Gefährlich wurde es in der Anfangsphase vor allem nach Eckbällen – getreten von Ivan Franjic. In der vierten Minute köpfte Marius Wegmann nach einer solchen wuchtig knapp über das Nürnberger Tor. Vier Minuten später war das Können des gebürtigen Schweinfurters, Jan Reichert, zwischen den Pfosten der Gäste gefragt. Einen Schuss von Maximilian Zaiser von der Strafraumgrenze parierte Reichert ebenso wie Benyas Junge-Abiols Nachschuss stark. Fünf Zeigerumdrehungen später war der 22 Jahre alte Schlussmann dann machtlos. Nach einem Franjic-Eckstoß hatte wieder Wegmann am ersten Pfosten das beste Timing. Sein Kopfball schlug unter die Latte und von dort ins Tor ein. Auch nach der Führung spielten weiter nur die Unterfranken. Die jungen Nürnberger wirkten mitunter überfordert. Dass die Nürnberger über den zweitstärksten Angriff der Liga verfügen, war über weite Strecken des ersten Durchgangs nicht einmal zu erahnen. Würzburg ließ auch defensiv (erst einmal) gar nichts zu. Und in Minute 24 war dann Staunen im Rund der Akon-Arena angesagt. Nach einer Ablage von Dominic Meisel setzte Ivan Franjic mit bemerkenswerter Schusstechnik das Leder aus 18 Metern Torentfernung genau in den Torwinkel. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff, die Kickers spielten fast wie im Rausch, legte Benjika Caciel im Zusammenspiel mit Fabrice Montcheu den Ball mit der Hake ab, Montcheus Außenristschuss parierte Reichert. In den Schlussminuten der fast perfekten Hälfte wurde die Kickers-Abwehr dann plötzlich leichtsinnig. Ein Lapsus von Daniel Hägele in der 40. Minute blieb noch unbestraft, einen Fehler im Spielaufbau der Kickers in der 45. Minute nutzten die Gäste dann aber eiskalt. Sturmspitze Julian Kania bediente Jean-Rene Aghajanyan, der zum überraschenden 2:1-Anschlusstreffer einschoss.
Ivan Franjic mit dem gewohnt feinen Füßchen.
Steffen Krapf
Nach der Pause dauerte es zunächst, bis das Spiel den Fahrt der ersten Hälfte aufnahm. In der 55. Minute wechselte Wildersinn Saliou Sané für Tim Sausen, der seine Chance nicht wirklich nutzen konnte, ein. Zwei Minuten später war dann Sané schon fast Torvorlagengeber. Nach einer Freistoßflanke von Ivan Franjic aus dem Halbfeld segelte FCN-Torhüter Reichert am Ball vorbei, Sané legte per Kopf quer direkt vors Tor auf Wegmann, der einköpfbereit war, dann jedoch von Nürnbergs Seyhan Yigit schwer getroffen wurde. Schiedsrichter Felix Grund zögerte nicht, wertete den Tritt von Yigit an Wegmanns Kopf als Foulspiel, zeigte auf den Punkt und dem gebürtigen Karlstädter Yigit die Rote Karte. Nach mehrminütiger Behandlungspause wurde Wegmann mit einer klaffenden Platzwunde am Hinterkopf mit der Trage unter Applaus der Zuschauer abtransportiert. Den fälligen Elfmeter verwandelte Sané souverän. Die Vorentscheidung. Nürnberg zeigte zwar Moral und drückte mitunter gegen etwas schludrig spielende Würzburger auf den Anschluss. In ernsthafte Gefahr bringen konnte der Nachwuchs des FCN den Ligaprimus aber nicht mehr bringen. Gegen FCN-Torjäger Muteba parierte Kickers-Keeper Vincent Friedsam in der 68. Minute stark. Auf der Gegenseite hatte kurz vor Schluss der für Franjic ins Spiel gekommene Fabian Wessig die große Chance, nach Zuspiel des eingewechselten Luke Hemmerich, auf das 4:1. Reichert parierte. Es blieb beim hoch verdienten 3:1. Die Kickers marschieren weiter durch die Liga.
FWK-Stürmer Tim Sausen läuft FCN-Keeper Jan Reichert mit Schmackes an.
Steffen Krapf
Spielbericht eingestellt am 07.10.2023 21:46 Uhr