Es war wohl die heikelste Aufgabe, die die Altstädter in der noch jungen Saison vor der Brust hatten. Denn zum einen war das Selbstvertrauen der neuformierten Truppe nach zwei Niederlagen in Folge deutlich angeschlagen, zum anderen hatten die Bayreuther mit dem Spitzenreiter die Mannschaft der Stunde vor der Brust. „Aubstadt hat einen super Saisonstart hingelegt und sich fast ein bisschen in einen kleinen Rausch gespielt“, lobte SpVgg-Geschäftsführer Jörg Schmalfuß. Sein Trainer Marek Mintal sah das als Zusatzmotivation. „Für unsere Mannschaft ist es ein Extrareiz, zu Hause gegen ein Spitzenteam antreten zu können.“ Allerdings musste die Heimelf weiter auf Christoph Fenninger und Felix Weber verzichten, die schon im letztjährigen Drittligakader standen. Insofern waren die Gelbschwarzen erstmals im eigenen Stadion in der Außenseiterrolle, liefen aber Gefahr, bei einer weiteren Pleite in den Abstiegssog zu geraten.
Die Flanke von David Ismail (li.) findet keinen Abnehmer.
Hans-Jürgen Wunder
Zunächst war unverkennbar, dass die beiden fränkischen Rivalen erst einmal gut ins Spiel finden wollten. Besonders die Heimelf war nach den letzten Ergebnissen um Sicherheit bemüht, wählte dabei regelmäßig den Rückwärtsgang und erweckte den Eindruck, als wolle man das torlose remis verteidigen. Doch das war keine erfolgsversprechende Option. Aubstadt presste immer wieder einmal und da wurde dann deutlich, dass die einheimische Abwehr nicht sattelfest war. Und als Gästespieler Max Schebak im Rücken der Abwehr bedient wurde, hatten die Einheimischen Glück, dass der Aubstädter zu sehr in Rücklage abschloss. Aber Torgefahr ging zunächst nur von den Unterfranken aus. Bayreuth wirkte umständlich und zweikampfschwach, vom fehlenden Tempo nicht zu reden. So war es wenig überraschend, dass die Gäste deutlich näher am ersten Treffer waren. Zunächst rettete der Altstädter Torwart Luca Pezolt noch im Nachfassen, wenig später war er aber geschlagen. Martin Thomann setzte sich an alter Wirkungsstätte über rechts durch und Marco Nickel verwertete direkt zum 0:1 (34.). Fast hätte Max Schebak mit seinem Fernschuss ans Aussennetz noch erhöht, aber urplötzlich hatte die Mintal-Elf die große Chance zum Ausgleich. David Ismail steuerte alleine auf das TSV-Tor, konnte Keeper Maximilian Weisbäcker aber nicht überwinden. Auch ein Sinnbild der letzten Wochen. Für den glücklosen Schützen war dann in der Halbzeit Schluss - er wurde ausgewechselt.
Torschütze Tim Latteier (li.) gab der Partie eine andere Wendung.
Hans-Jürgen Wunder
Zumindest vom Tempo und der Einsatzbereitschaft kamen die Altstädter besser aus der Kabine. Zwei Minuten waren nach dem Seitenwechsel gespielt, da zog Marco Stefandl aus gut 20 Meter ab, aber Torwart Weisbäcker brachten noch die Fingerspitzen an den Ball. Der Spitzenreiter hatte die Sache aber schnell wieder im Griff. Danach plätscherte die Partie etwas dahin, bis Tim Latteier für den Weckruf sorgte. Der Altstädter Mittelfeldmann, der für 3. Liga gekommen war, sich nach einer Bedenkpause aber entschloss, auch Regionalliga für die Wagnerstädter zu spielen, nahm die Kugel im Strafraum an, drehte sich und schlenzte sie sehenswert in den rechten Winkel zum 1:1 (69.). Der Jubel war noch nicht verklungen, da setzte der ehemalige Nürnberger erneut an, wurde aber gerade noch geblockt. Aber den nachfolgenden Eckball verwertete der aufgerückte Kapitän Edwin Schwarz per Kopf für die völlig überraschende Bayreuther Führung zum 2:1 (71.). "Ich habe mich verschätzt und bin auch noch ausgerutscht", ärgerte sich Gästetorwart Maximilian Weisbäcker. Danach mobilisierte der Spitzenreiter aber noch einmal alle Kräfte und setzte die Wagnerstädter massiv unter Druck. "Wir sind mit einer brutalen Leistung zurückgekommen", klang der Aubstädter Trainer nach dem 2:2-Remis zumindest wieder etwas versöhnlich. Dass ausgerechnet Martin Thomann traf, der vor wenigen Monaten noch das gelbschwarze Trikot trug, passte zur Geschichte dieses Tages, bei der zwei Rückkehrer sich nachhaltig in Erinnerung brachten.
Die Altstädter Führung: Kapitän Edwin Schwarz (li.) nickt ein.
Hans-Jürgen Wunder
Die Gäste liederten den Beweis, warum sie im Vorderfeld der Tabelle zu finden sind und werden das ohne Leistungseinbruch wohl auch bleiben. In diese Sphären vorzudringen wäre für die Altstädter derzeit noch ein Traumreise. Denn aktuell fehlen noch etwas die kämpferichen Basics und natürlich die mannschaftliche Geschlossenheit, die man aber zu so einem frühen Zeitpunkt noch nicht erwarten kann.
Spielbericht eingestellt am 29.08.2023 23:40 Uhr