Es war ein Makel, der sich durch die letzte Saison zog. Gegen keines der übrigen drei Spitzenteams konnte der Vizemeister FC Würzburger Kickers gewinnen. Nur zwei von möglichen 18 Punkte wurden in der Saison 2022/23 gegen die SpVgg Unterhaching, den 1.FC Nürnberg II und gegen den FC Bayern München II eingefahren. Nun wurde bereits früh in der Saison ein Ausrufezeichen gegen eines der vermeintlichen Liga-Topteams gesetzt. Die Kickers ließen an einem strahlenden Samstagnachmittag vor über 4100 Zuschauern in der heimischen Akon-Arena nichts anbrennen.
Im dritten Saisonspiel veränderte Kickers-Trainer Marco Wildersinn seine Elf auf nur einer Position im Vergleich zu den ersten beiden Ligaspielen, dem 0:0 gegen den FC Memmingen und dem 2:0-Sieg beim FC Augsburg II. Ivan Franjic, mit 13 Toren und 17 Torvorlagen Top-Scorer der letzten Saison, ist nach seiner Knie-Operation im Mai endlich wieder voll einsatzfähig und durfte gegen die Münchner erstmals wieder von Beginn an ran. Dafür musste im zentralen Mittelfeld der Augsburger Neuzugang Fabian Wessig weichen. Ansonsten vertraute Wildersinn gewohnter Taktik (4-3-3) und dem gewohnten Personal. Bei den Bayern fehlten einige Talente, die zuletzt bei den Profis in Vorbereitungsspielen und im Trainingslager mit dabei waren.
Saliou Sané wie immer voll fokussiert.
Stefan Krapf
Trotzdem kamen die Jungspunde des deutschen Rekordmeister freilich nicht, um sich zu verstecken. Die stürmische Anfangsphase der Kickers überstand der FCB schadlos. Anschließend übernahm die Elf von Trainer Holger Seitz zunehmend die Spielkontrolle. Für Taktikfreunde war das Spiel bestimmt ein Highlight. Die vom spektakulären Offensivfußball der Vorsaison verwöhnten Kickers-Zuschauer mussten sich aber einigermaßen lange gedulden, bis es echte Torraumszenen gab. In der 32. Minute setzte sich Kickers-Flügelstürmer Benjika Caciel im Bayern-Strafraum beherzt durch, sein Abschluss aus spitzem Winkel war für FCB-Schlussmann Tom Hülsmann jedoch keine allzu große Aufgabe. Auf der Gegenseite prüfte Bayern-Stürmer Lucas Copado die Kickers-Nummer-1 Vincent Friedsam mit einem Flachschuss. Der Würzburger hatte kaum Mühe damit (34.). Zwei Minuten später lohnte sich die Geduld der Rothosen. Dardan Karimani spielte aus dem linken Halbfeld einen traumhaften Pass hinter die Bayern-Viererkette auf den durchstartenden Benjika Caciel, der dann nicht mehr zu stoppen war und souverän zum 1:0 abschloss.
Kickers-Flügelstürmer Benjika Caciel geht gegen Angelo Brückner ins Dribbling.
Stefan Krapf
Nach der Pause ein ähnliches Bild. Die Kickers, immer noch ohne Gegentor in dieser Saison, standen tief, ließen die Bayern kommen. Die Seitz-Elf überzeugte zwar mit Passsicherheit und einer versierten Spielstruktur. Allerdings fehlte es dem Bayern-Nachwuchs an der Kreativität und der Wucht, wenn es Richtung Kickers-Tor ging. Die einzige Bayern-Chance, wieder schloss Copado ab, parierte Friedsam (49.). Eiskalt zeigten sich dagegen weiterhin die Kickers, wenn sie denn mal vors Münchner Tor kamen. In der 70. Minute spielte der eingewechselte Thomas Haas einen schönen Angriff über die rechte Seite im Zusammenspiel mit Caciel. Haas' Flanke von der Grundlinie landete butterweich und perfekt getimed auf dem Kopf von FWK-Stürmer Saliou Sané, der dann seinen ersten Saisontreffer und das vorentscheidende 2:0 bejubeln durfte. In der Schlussphase hatten die Kickers-Joker Fabian Wessig (78.) und Tim Sausen (90.+2) noch die Gelegenheit, auf 3:0 zu erhöhen.
Maximilian Zaiser lief und kämpfte im zentralen Mittelfeld was das Zeug hielt.
Stefan Krapf
Aber auch so blieb es bei einem verdienten „Heimdreier“ des FC Würzburger Kickers, der eine reife Leistung zeigte. Effektiv im Abschluss, nicht zu überwinden in der Defensive, können die Kickers das beibehalten, sind sie zu Recht der heißeste Kandidat auf die Meisterschaft in der Regionalliga Bayern.
Spielbericht eingestellt am 05.08.2023 20:11 Uhr