Die Stimmung am Dalle hätte in der Derbywoche eigentlich kaum bescheidener sein können. Nach der überragenden Hinserie legte die Mannschaft von Cheftrainer Marco Wildersinn nach der Winterpause einen gehörigen Fehlstart hin – mit nur zwei Punkten aus vier Spielen, unter anderem mit einer empfindlichen 0:3-Niederlage im „Gipfeltreffen“ vergangene Woche bei der SpVgg Unterhaching. Ausgerechnet im Derby gegen den Erzrivalen FC 05 Schweinfurt galt es für die Wildersinn-Elf unbedingt zurück in die Spur zu finden. Dabei setzte der Coach auf drei Veränderungen in seiner Startelf im Vergleich zum Haching-Spiel. Dardan Karimani, der wieder von seiner Muskelverletzung vollständig genesene Dominik Meisel und Benyas Junge-Abiol durften anstelle von Darmstadt-Leihgabe André Leipold, Winterneuzugang Domenico Alberico und Benjika Caciel ran. Der etatmäßige Abwehrchef Daniel Hägele stand nach längerer Verletzungspause zumindest erstmals wieder im Kader.
Der FC 05 Schweinfurt kam mit einem Erfolgserlebnis – dem 2:1-Derbysieg gegen den TSV Aubstadt – im Rücken an den „Dalle“. Cheftrainer Marc Reitmaier, einst Spieler und Jugendtrainer bei den Kickers, änderte sein Team auf zwei Positionen. Für Kevin Fery und den Rot-gesperrten Tim Kraus durften Dominic Schmitt und Ex-Rothose Lukas Billick mitwirken. Der Regionalliga-Toptorjäger Adam Jabiri fehlte verletzt bei den Nullfünfern.
Ivan Franjic, der Topscorer der Kickers, knüpfte nach zuletzt schwächeren Leistungen wieder an seiner starken Form aus dem Vorjahr an.
Steffen Krapf
Die Kickers begannen das Derby druckvoll und entschlossen wirkend. Über weite Strecken erinnerten die Würzburger wieder an ihren dominanten und spielerisch starken Auftritten aus dem vorigen Halbjahr. Immer wieder ging es schnell – vor allem über die linke Seite, angetrieben vom starken Kapitän Peter Kurzweg. In der 19. Minute durften die Kickers (direkt vor dem gutgefüllten Gästeblock) verdientermaßen das erste Mal jubeln. Ein Angriff über links, über die beiden zweit- und drittligaerprobten Dominik Meisel und Peter Kurzweg vollendete im Zentrum Dardan Karimani, der heute mal als rechter Flügelspieler ran durfte. Auch nach dem 1:0 drückten die Kickers weiter aufs Gaspedal. Die Gäste, die das Hinspiel mit 2:5 verloren haben, wirkten Mitte der ersten Hälfte mitunter überfordert, fanden kaum einen Weg raus aus der eigenen Hälfte. In den Schlussminuten des ersten Abschnitts wandelte sich das Bild zusehends. Die Kickers leisteten sich eine Schlampigkeit nach der anderen. Ein unsauberes Abspiel von Torhüter Eric Verstappen verwerte FC-Stürmer Pascal Moll fast zum 1:1 (39.). Eine Minute später stand plötzlich Abwehrchef Tobias Zeller nach einem Freistoß von Kristian Böhnlein völlig frei am zweiten Pfosten im Kickers-Fünfmeterraum. Der 23-Jährige, der schon im Hinspiel traf, verfehlte da noch knapp. Drei Minuten später machte er es besser und der Ball zappelte im Netz. Nach einem Böhnlein-Eckball ließen die Kickers den gefährlichsten Schweinfurter Kopfballspieler erneut sträflich frei. Verstappen war gegen den wuchtigen Kopfball Zellers machtlos. 1:1. Pause.
Das hätte das 1:1 sein müssen: Lucas Zeller köpft völlig freistehend am Tor der Kickers vorbei in Minute 40.
Steffen Krapf
Wieder einmal – wie schon bei den zurückliegenden Spielen gegen Aschaffenburg (1:1) und Vilzing (2:3) – kassierten die Kickers kurz vor dem Pausenpfiff einen Gegentreffer. Diesmal erholten sich die Kickers von ihrer zwischenzeitlichen Schwächephase jedoch gut. Direkt nach dem Seitenwechsel knüpften sie an der druckvollen Vorstellung der Anfangsphase der ersten Hälfte an. Schweinfurt konzentrierte sich wieder ausschließlich auf die Defensivarbeit. Immer wieder gelang es den Kickers sich durch zu kombinieren. Eine leidenschaftliche Defensive der Schweinfurter hielt das Derby offen. In der 57. Minute fiel dann aber die überfällige erneute Kickers-Führung. Ivan Franjic flankte aus dem rechten Halbfeld mit viel Übersicht und noch mehr Gefühl auf den zweiten Pfosten zu Junge-Abiol, der zum 2:1 einschoss. Ein Comeback der offensiv zu harmlosen „Schnüdel“, die aus dem Spiel nie gefährlich wurden, blieb aus. In der Nachspielzeit erhöhte Kickers-Torjäger Saliou Sané auf Vorlage des eingewechselten André Leipold auf 3:1.
Umkämpfte Mittelfeldszene: Schweinfurts Dominic Schmitt behauptet den Ball gegen Maximilian Zaiser und Ivan Franjic.
Steffen Krapf
Der Sieg der Würzburger Kickers ging freilich völlig in Ordnung. In Normalform sind die „Roten“ in dieser Saison die klare Nummer eins in Unterfranken. Schweinfurt agierte letztlich vielleicht zu ängstlich und defensiv bei den kriselnden Kickers. Während es für den FWK am Dienstag bereits mit dem Totopokal-Halbfinale gegen den FV Illertissen weitergeht, steht für die Schweinfurter Abstiegskampf an. Am kommenden Spieltag mit dem Heimspiel gegen die ebenfalls abstiegsgefährdete SpVgg Hankofen-Hailing.
Spielbericht eingestellt am 25.03.2023 21:53 Uhr