Genau nach 90 Tage nach dem letzten Pflichtspiel waren die Würzburger Kickers zum Restrückrundenaufakt vor dem Heimspiel gegen den Tabellenfünften Türkgücü München schon eine kleine Wundertüte. Können die Kickers am furiosen ersten Halbjahr anknüpfen? Die schwachen Testspielergebnisse und eine ganze Reihe verletzter Stammspieler ließen daran berechtigte Zweifel aufkommen. Zum Auftakt setzte FWK-Cheftrainer Marco Wildersinn in seiner Anfangself auf zwei der drei Winterneuverpflichtungen. Rückkehrer Eric Verstappen stand anstelle der verletzten Nummer eins Marc Richter und dessen eigentlichen Vertreter Vincent Friedsam (beide länger verletzt) zwischen den Pfosten. Der einstige italienische U20-Nationalspieler Domenico Alberico durfte im Mittelfeld – dort fehlte Dominik Meisel verletzt – anstelle von Dardan Karimani neben den Gesetzten Ivan Franjic und Maximilian Zaiser ran. Der dritte Neue, die Darmstädter Sturm-Leihgabe André Leipold, musste zunächst auf der Bank Platz nehmen. Das Rechtsverteidiger-“Dilemma“ - dort verletzten sich gleich beide etatmäßige Spieler (Thomas Haas, Tim Littmann) – löste Wildersinn mit dem eigentlichen Offensivspieler Fabrice Montcheu. Die Innenverteidigung, in der Routinier Daniel Hägele mit einer Muskelverletzung ausfiel, bildeten erstmals als Duo Felix Göttlicher und Marius Wegmann. Das System (4-3-3) war das altbekannte und vorwiegend praktizierte aus dem letzten Jahr.
Ivan Franjic, der Leader im Kickers-Spiel, hatte in der Vorbereitung mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Zum Auftakt bot er trotzdem eine mehr als solide Leistung.
Steffen Krapf
In den Anfangsminuten war den Würzburger die zähe Vorbereitung noch deutlich anzumerken. Das robuste Team aus München zeigte sich von Beginn an hart und giftig in den Zweikämpfen. Die erste Chance des Spiels hatten die Kickers: nach einer Franjic-Ecke sprang Benyas Junge-Abiol der Ball vor die Füße – aber auch knapp neben das Tor. Im Gegenzug sahen die über 2000 Zuschauer den Ball dann wohl schon so gut wie über der Torlinie der Kickers. Türkgücü München spielte einen schnellen Angriff, an dessen Ende Maximilian Berwein freistehend das leere Tor aus kürzester Distanz nicht traf.
Nach dem kleinen Schockmoment kämpften die Kickers sich zunehmend in die Partie gegen die kompakt-stehenden Gäste. Vor der Pause betrieben die Rothosen, die heute in komplett schwarz aufliefen, einen regelrechten Chancenwucher. Peter Kurzweg vergab, nach Querpass von Montcheu, die erste Würzburger Topchance (21.). Junge-Abiols Schuss parierte Münchens Keeper Johann Hipper (26.). FWK-Toptorjäger Saliou Sané zog aus der Drehung. Sein abgefälschter Schuss landete knapp neben Hippers-Tor. Kurz vor der Pause wäre der Türkgücü-Schlussmann machtlos gewesen, jedoch verfehlte Ivan Franjic das Gäste-Gehäuse aus bester Einschussposition (34.).
Türkgücü beeindruckte mit einer engagierten Defensive. Hier wird Kickers-Flügelstürmer Benjika Caciel förmlich in die Zange genommen.
Steffen Krapf
Nach dem Seitenwechsel blieben die Kickers weiter im Vormarsch. Diesmal wurden sie für ihre Angriffsbemühungen schnell belohnt. Auf Zuspiel von Franjic markierte Caciel in der 49. Minute die überfällige Führung. Die Freude der Hausherren wehrte nicht lange. Zunächst verfehlte Türkgücüs Berwein aus spitzen Winkel Verstappens Tor (50.). Auf der Gegenseite setzte Sané einen Kopfball knapp übers Tor. Und dann folgte ein Pfiff, mit dem keiner im Stadion so recht rechnete. Schiedsrichter Markus Huber zeigte auf den Elfmeterpunkt nach dem Franjic nach einem Eckball vorgeblich der Ball im eigenen Strafraum an den Arm sprang. Eine absolut umstrittene Entscheidung. Den fälligen Strafstoß verwandelte Kevin Hingerl sicher zum 1:1.
Die Kickers setzten in der Schlussphase fiel daran, neuerlich in Führung zu gehen. Allerdings wucherte der Tabellenzweite weiterhin mit seiner Chancenverwertung. Die nächste Großchance vergab Sané auf Caciel-Zuspiel (69.). Albericos Schuss aus der zweiten Reihe parierte der glänzend aufgelegte Münchner Schlussmann Hipper. Die restlichen Angriffe der Kickers blieben meist irgendwo in der dichtstehenden Gäste-Verteidigung stecken. Türkgücü konnte dank großen Kampfes und viel Glück einen Punkt vom Dallenberg entführen. Die Würzburger durften sich weit nach Abpfiff zumindest über die Unterhachinger Niederlage gegen den FC Bayern München II freuen. Dadurch verkürzen die Unterfranken den Rückstand auf nur noch zwei Punkte.
Die Darmstädter Leihgabe André Leipold feierte als „Joker“ sein Premiere im Kickers-Trikot.
Steffen Krapf
Spielbericht eingestellt am 25.02.2023 10:23 Uhr