Hankofens Cheftrainer Heribert Ketterl skizzierte in der Pressekonferenz nach dem Spiel recht anschaulich den so besonderen Tag seiner Mannschaft. Der Meister der zurückliegenden Bayernliga-Süd-Saison hatte das größte Spiel der Vereinsgeschichte vor der Brust – und meisterte es bravourös. „Die haben das Stadion und den Rasen gesehen und haben gesagt: wie geil ist das denn?“, beschreibt er die Ankunft am Würzburger Dalle. Die Rahmenbedingungen für den Saisonstart waren in der Tat hervorragend. Teile der aktiven Fans sorgten im Block Z unter dem Hauptribünendach für eine sehr ordentliche Stimmung. Die in den letzten Wochen leicht entflammte Euphorie rundum die Kickers – nach zwei katastrophalen Spielzeiten – erhielt aber nach nur 90 Minuten in der neuen Saison seinen ersten dicken Dämpfer.
Saliou Sané setzt sich gegen Timo Sokol und Daniel Rabanter durch.
Steffen Krapf
Von Beginn weg zeigte die Heimelf den Amateuren aus Niederbayern zwar fußballerisch die Grenzen auf. Aus dem vielen Ballbesitz konnten die Rothosen aber kaum Kapital schlagen. Die gute Spielanlage im Mittelfeld um das Trio Meisel/Zaiser/Franjic ließ den Ball zwar viel zirkulieren, im letzten Spielfelddrittel ging den Kickers aber meiste jegliche Präzision abhanden. Außer wenn es einmal schnell und druckvoll ging, wie nach zehn Minuten als Linksaußen Fabrice Montcheu (9.), Sturmspitze Saliou Sané (12.) und Rechtsaußen Benyas Albion-Junge (13.) erste Torchancen verzeichnen konnten.
Nachhaltig ins Wanken geriet die konzentrierte und tiefgestaffelte Gäste-Defensive durch den milden Sturmlauf des FWK aber nicht. Über weite Strecken des ersten Durchgangs verflachte die Partie. Die Kickers hatten mit etlichen Ungenauigkeiten im Ab- und Zusammenspiel vor allem mit sich selbst zu kämpfen. Die Gäste verharrten derweil, beim Stand von 0:0, geduldig in der eigenen Hälfte. Vor dem Seitenwechsel wurde es dann nochmal etwas interessanter für die rund 2.000 Zuschauer. Hankofens Rechtsverteidiger Daniel Rabanter prüfte Kickers-Schlussmann Marc Richter mit einem satten Fernschuss erstmals (37.). Im Nachfassen konnte der 20-Jährige die Situation entschärfen. Auf der Gegenseite verfehlte Kickers Routinier Daniel Hägele das Tor nach einem Eckball nur knapp (42.). Wiedermal brachte ein Gäste-Verteidiger irgendwie noch entscheidend ein Körperteil dazwischen. Einen Aufreger hatte die erste Hälfte auch noch parat, als Hankofens Innenverteidiger Elija Härtl den pfeilschnellen Albion-Junge kurz vor dem Strafraum mit einem Foulspiel stoppte. Die Kickers-Elf und das Gros der Zuschauer im Stadion sahen darin eine „Notbremse“. Schiedsrichter Patrick Hanslbauer entschied letztlich vertretbar auf nur Gelb für Härtl. Der fällige Freistoß landete in der Hankofer Mauer.
Diskussionsbedarf: Nach Elija Härtls Foul an Benyas Solomon Junge-Abiol forderten die Kickers Rot. Patrick Hanslbauer zeigte aber zurecht Gelb.
Steffen Krapf
Kickers-Trainer Marco Wildersinn fand dann aber offenbar die richtige Ansprache in der Kabine. Die Mannschaft wirkte nun (erstmal) flotter – im Gedanken und auf den Beinen. Das wurde durch das 1:0 belohnt. Kapitän Peter Kurzweg setzte sich auf seiner linken Seite energisch durch, legte in die Mitte quer, wo der mitgelaufene Albion-Junge ungestört zur Führung einschieben konnte. Da ging es einmal deutlich zu schnell für den Bayernliga-Aufsteiger. Das war es dann aber auch. Die Kickers verpassten es in der Folgezeit den Druck weiter hoch zu halten und die Führung auszubauen. In der 68. Minute verpasste Sané mit einem Schuss aus der Drehung acht Meter vor dem Hankofer Tor das 2:0. Statt der Vorentscheidung klingelte es auf der Gegenseite. Die immer mutiger werdenden Niederbayern belohnten sich mit ihrem ersten Regionalliga-Tor der Vereinsgeschichte. Und was für einer das war. Ein Tor zum Einrahmen. Tobias Lermer ging volles Risiko, als er aus über 20 Metern freie Schussbahn hatte. Der Ball landete unhaltbar für Richter unter der Latte im Tor (70.).
Dardan Karimani kommt gegen Brian Wagner und Tobias Beck zu Fall.
Steffen Krapf
Es folgte eine hektische Schlussphase der Kickers, die letztlich viel zu unkonzentriert gegen einen sehr clever verteidigenden Gegner anrannten. Zehn Minuten vor Schluss stellte Wildersinn auf ein 3-5-2 um, mit dem Ex-Bamberger Franz Helmer als zweite Sturmspitze neben Sané. Kurz vor Schluss hatte Helmer dann auch tatsächlich noch den Siegtreffer auf dem Fuß. Hankofens Schlussmann Sebastian Maier parierte sicher und hielt damit den ersten Viertligapunkt in der Vereinsgeschichte der SpVgg Hankofen-Hailing fest. „Es war ein Traum für die Jungs. Es war ein Traum für uns alle“, sagte hinterher Coach Ketterl. Bei den Kickers dagegen waren, man ist es eigentlich schon gewohnt, viele lange Gesichter zu sehen.
Spielbericht eingestellt am 16.07.2022 00:57 Uhr