Partystimmung statt Nervenkitzel. Nach der deftigen 0:4-Niederlage vom Verfolger FC Bayern München 2 gegen Burghausen am Vortag war schon vor dem Anpfiff klar, dass den Altstädtern der Titel nicht mehr zu nehmen sein würde. Trotzdem wollte die Rost-Elf natürlich zeigen, dass sie ein würdiger Meister und Aufsteiger in die 3. Liga ist. Letzteres, sofern Bayreuth die Auflagen erfüllen kann, die mit dem Schritt in den Profifußball verbunden sind. Das war man schließlich den eigenen Zuschauern schuldig, denn im Vorverkauf hatten bereits über 2000 Fans ihr Ticket gelöst und waren nun Partygäste statt Mitfiebernde. Auch die Gäste aus Aschaffenburg konnten befreit aufspielen. In der letzten Serie waren die Mainfranken noch ein ernst zu nehmender Konkurrent um den Aufstieg, aber nach einem personellen Umbruch standen die Seitz-Schützlinge in der Komfortzone der Tabelle und hatten schon lange weder mit dem Aufstieg noch mit dem Abstieg etwas zu tun. Spannend war übrigens auch die Frage, ob Erfolgstrainer Timo Rost nicht doch in der Wagnerstadt bleibt oder nach Aue wechselt, wie es mehrere überregionale Medien wissen wollten und das bereits seit Wochen von den Dächern pfiffen.
Dagegen versucht Markus Ziereis (li.), sich Felix Metzler vom Leib zu halten.
Hans Wunder
Wer gedacht hatte, der frischgebackene Meister hätte schon vorgefeiert und würde müde und satt in das Spiel gehen, musste sich eines Besseren belehren lassen. Die Rost-Elf begann frisch und konzentriert und setzte die Gäste mächtig unter Druck. Und als Aschaffenburg nach einer Ecke den Ball nicht wegbrachten, netzte Alexander Nollenberger aus Mittelposition links unten zum 1:0 (5.) ein. Zugleich der 100. Saisontreffer der SpVgg und die Fans kamen gar nicht mehr aus dem Feiern heraus. Danach schaltete die Rost-Elf einen Gang zurück und ließ den Gegner wie so oft kommen. Aus dem Spiel heraus passierte wenig, aber nach einem Ballverlust 30 Meter vor dem eigenen Tor wurde es dann doch gefährlich. Gästestürmer Benedict Laverty zog alleine vor dem SpVgg-Keeper Sebastian Kolbe ab und traf nur den Innenpfosten. Danach spielte die Rost-Elf aber wieder druckvoller nach vorne und verscheuchte jeden Gedanken an Sommerfußball. Erst prüfte Benedikt Kirsch den Viktoria-Keeper mit einem Gewaltschuss, dann setzte Nicolas Andermatt seinen Heber aus guter Freistoßposition etwas zu flach an und so blieb das Leder in der Mauer hängen. Schließlich drehte Alexander Nollenberger nach Ballgewinn von Ivan Knezevic mächtig auf und war wieder einmal schwer zu bremsen. Aber sein Schlenzer verfehlte das Tordreieck um Zentimeter.
Glück für Sebastian Kolbe (li.): Benedikt Laverty tritt nur den Pfosten.
Hans Wunder
Der zweite Abschnitt begann mit einer kalten Dusche für die Heimelf. Nach einem Einwurf schaltete Aschaffenburg schnell und schickte Niklas Meyer auf die Reise, der kaltschnäuzig zum 1:1 (48.) ins rechte Eck abschloss. "Es war sicherlich nicht unser bestes Spiel, aber wir haben gekämpft", räumte SpVgg-Speilmacher Ivan Knezevic ein. Zunächst war aber die Viktoria optisch überlegen, ohne klare Einschussmöglichkeiten zu verzeichnen. Doch dann merkte man den Willen der Bayreuther, den letzten Auftritt vor eigenem Publikum mit einem Heimsieg abzuschließen. Als Alexander Nollenberger eine Flanke des starken Tim Danhof direkt abfasste, fehlte nicht viel. Wenig später kam der Flügelmann einen Schritt zu spät, doch der Altstädter Führungstreffer lag nun in der Luft. Am Ende war Torschütze Tim Danhof wohl selbst etwas überrascht, wie frei er im Sechzehner den Ball annehmen und zum 2:1 (66.) ins linke Eck schicken konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Trainer Timo Rost schon begonnen, fleißig zu wechseln und weiteren Kickern Spielpraxis zu verschaffen. "Man hat schon gemerkt, dass der eine oder andere den Turbo nicht mehr zünden konnte", hatte SpVgg-Boss Wolfgang Gruber durchaus Verständnis. Passiert ist trotzdem nicht mehr viel. Der eingewechselte Stefan Maderer wollte zwar noch einen Treffer beisteuern, wurde aber gerade noch am Einschuss gehindert und dass die Altstädter Abwehr wenig zulässt, ist ja hinlänglich bekannt.
Vergebliche Liebesmüh: Alexander Nollenberger (vorne) kann die Kugel nicht im Spiel halten.
Hans Wunder
Es war ein Feiertag für Bayreuth. Die Fans sangen von der ersten bis zur letzten Minute und feierte ihre gelb-schwarzen Helden. Nach der Partie lud dann Oberbürgermeister Thomas Ebersberger die Mannschaft für Dienstag ins Rathaus ein, um sie zu ehren. Gerade die Stadt arbeitet derzeit mit Hochdruck, die Bedingungen für die 3. Liga zu schaffen. Derweil scheint es, dass der Abgang von Trainer Timo Rost nach Aue doch noch nicht beschlossene Sache ist, wie mehrere Agenturen gemeldet haben. Sofern er bleibt, würde das die Euphorie noch einmal anheizen.
Altstädter Aufstiegschor
Hans Wunder
Spielbericht eingestellt am 14.05.2022 20:59 Uhr