Bereits vor dem Anpfiff war klar, dass die Partie eine besondere Bedeutung haben würde, auch wenn sie von der Papierform nach einer einfachen Aufgabe aussah. Aber mit einem Sieg konnten die Altstädter auf 13 Zähler vor den kleinen Bayern davonziehen, so dass die Münchner die Gelbschwarzen vorerst nur mit Hilfe des Fernglases beobachten konnten. Entsprechend konzentriert ging Timo Rost die Sache an. "Wir wollen unsere Serie so lange als möglich weiterführen", meinte der Trainer, zollte der Augsburger Bundesligareserve den nötigen Respekt und warnte zugleich: "Man weiß nie, mit welcher Aufstellung sie kommen. Das macht es schwierig, dich darauf vorzubereiten. Mal kommen sie mit U19-Spielern, mal mit Nationalspielern." Dass die Fuggerstädter im Hinspiel einen Akteur aufboten, der bereits die österreichischen Nationalfarben trug, hinderte die Bayreuther aber nicht, einen klaren 6:2-Sieg einzufahren. Rein personell fielen bei den Gastgebern mit Weimar, Ziereis und Felix Weber zwar wichtige Akteure aus und auch Alexander Nollenberger musste passen. Dafür war aber Tim Danhof ebenso wie Stephan Maderer wieder im Kader und durften sogar von Beginn an ran. Trotz der Schwächung wäre aber alles andere als ein Heimsieg eine herbe Enttäuschung gewesen.
Daniel Steininger (in gelb) machte wieder viel Musik über den Flügel.
Hans Wunder
Auch in dieser Partie benötigte der Spitzenreiter eine gewisse Anlaufzeit. Als Stephan Maderer in eine Flanke hechtete und knapp verfehlte, war bereits die erste Viertelstunde verstrichen. Augsburg 2 spielte zwar solide mit, konzentrierte sich zunächst aber auf die Abwehrarbeit. Doch in der Folgezeit arbeiteten die Altstadt an der Führung. Abwehrmann Edwin Schwarz setzte mit seinen Volleyschuss nach Ecke noch deutlich zu hoch an (15.), aber zwei Minuten später war es so weit. Wieder einmal flankte der rührige Dennis Lippert in den Strafraum auf das Fünfmetereck, Stephan Maderer schraubte sich hoch und sein Kopfballaufsetzer fiel so wuchtig aus, dass das Leder beim 1:0 (17.) von unten im Netz einschlug. Anschließend wurde der Gast etwas mutiger und verzeichnete sogar mehr Spielanteile. Allerdings war das nichts besonderes bei der SpVgg-Taktik, die dem Gegner gerne mal die Kugel überlässt. Denn FC-Gelegenheiten sah man nicht, so dass Keeper Sebastian Kolbe nahezu beschäftigungslos war. Auf der anderen Seite gab es durchaus manche gute Gelegenheit. Freilich waren die Aktionen nicht zwingend genug. Daniel Steininger wurde bei seinem Flachschuss geblockt und nach einer Ecke brandete kurz Torgefahr auf, bevor es zum Pausentee ging.
Der Einsatz von Daniel Steininger (re.) ist vergeblich - der Ball geht ins Aus.
Hans Wunder
Nach dem Wechsel übernahmen die Gäste, die von Co-Trainer Felix Kling gecoacht wurde, zunächst das Kommando. Brenzelig wurde es aber für die Gastgeber nicht. "Mir hat unser Torwart Sebastian Kolbe gerade bestätigt, dass er keinen einzigen Ball halten musste", berichtete Timo Rost nach der Partie. Kurz durchatmen musste der Altstädter Trainer nur, als die Kugel nach einem Kopfball von Alem Japaur knapp am Pfosten vorbeistrich. Doch wenig später war die Messe gelesen. Die Bayreuther, die sich bis zur Mittellinie zurückgezogen hatten, stürmten nach Ballgewinn überfallartig nach vorne, Ivan Knezevic konnte vom rechten Flügel fast unbedrängt flanken und am zweiten Pfosten nickte Daniel Steininger zum 2:0 (61.) ein. Dass die Altstädter deshalb nicht in den Verwaltungsmodus schalteten, merkte der Unterbau des Bundesligisten umgehend. Stürmer Stephan Maderer erkämpfte sich fast sensationell die Kugel 20 Meter vor dem gegnerischen Kasten und der eingewechselte Lucas Chrubasik krönte die Aktion mit einem raffinierten Schlenzer zum 3:0 (68.) - und erzielte nebenbei sein erstes Heimspieltor. "Ich bin einfach reingelaufen und habe versucht, den Ball zu erkämpfen. Und plötzlich war Lucas Chrubasik da", grinste der Vorbereiter. Das war die Entscheidung und anschließend wechselte Trainer Rost weiter munter durch. Dabei konnte auch Tobias Stockinger Pluspunkte sammeln, als er sich am rechten Flügel geschickt durchsetzte und flach in die Mittel passte - Dennis Lippert netzte flach zum 4:0 (84.) ein und markierte seinen ersten Treffer in dieser Spielzeit.
Verteidiger Dennis Lippert (re.) bereitete nicht nur vor, sondern traf auch selbst.
Hans Wunder
Schon während der Partie sangen die SpVgg-Fans: "Von der Isar bis zur Spree, träumen alle von der Meisterschaft der SpVgg." Ganz so weit ist es allerdings noch nicht, zumal man in der Landeshauptstadt immer noch auf Ausrutscher der Gelbschwarzen hofft. Etwa am kommenden Samstag in Pipinsried. Die Altstädter lässt das aber kalt, denn sie konzentrieren sich ohnehin nur auf das nächste Spiel, heißt es trotz der 13 Zähler Vorsprung unisono. Die Münchner Bayern haben noch zwei Nachholspiele in der Hinterhand und geben zudem ihre Visitenkarte am Ostermontag im wohl prall gefüllten Hans-Walter-Wild-Stadion beim "Aufstiegsfinale" ab. Doch das Selbstvertrauen in Bayreuth ist riesig. Gut möglich, dass die Worte vom Altstädter Stürmer Stephan Maderer zutreffen, der meinte: "Wir können uns eigentlich nur selber schlagen."
Spielbericht eingestellt am 29.03.2022 22:20 Uhr