Bereits vor der Partie gewann die Begegnung zusätzlich an Gewicht, denn mit einem Dreier konnten die Altstädter nach dem Patz von Verfolger FC Bayern München 2 den Vorsprung an der Tabellenspitze auf drei Zähler ausbauen. Trainer Timo Rost war trotz 3:0-Hinspielsieg weit davon entfernt, den Unterbau des Zweitligisten zu unterschätzen. "Sie sind unheimlich spielstark, technisch top ausgebildet. Wenn du sie ins spielen kommen lässt, dann tun sie dir weh. Willst du sie schlagen, darfst du sie nicht ins Rollen kommen lassen. Mit Schleimer, Rosenlöcher und Latteier hatten sie zudem zuletzt immer wieder Topverstärkungen aus dem Zweitligakader. Seit Christian Fiel von einer Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt hat auf eine Viererkette wirkt die Mannschaft wesentlich stabiler. Das ist ein Grund für die letzten guten Ergebnisse." Rost selbst kannte den Club recht gut, denn schließlich war er bei dem Verein groß geworden und bekam unter Hermann Gerland seinen ersten Profivertrag. Für das wichtige Spiel hatten die Altstädter bis auf den langzeitverletzten Chris Wolf alle Mann an Bord und selbst Daniel Steininger war wieder ins Training eingestiegen – auch wenn ein Einsatz für ihn möglicherweise zu früh kam und er im Aufgebot noch fehlte.
Situation entschärft: Noel Knothe (li.) nimmt Stefan Maderer die Kugel ab.
Hans Wunder
Den kleinen Club war das Selbstvertrauen aus den letzten erfolgreichen Auftritten anzumerken, denn die Mittelfranken gingen ohne großen Respekt an die Sache. Bayreuth hatte zunächst zwar deutlich mehr Ballbesitz, stand hinten aber recht luftig. Das nutzte Christopher Wähling, der nach zehn Minuten einfach mal abzog, als die Gastgeber den Ball nicht aus dem Strafraum brachten. Keeper Kolbe war beim Flachschuss zum 0:1 (10.) wohl die Sicht verdeckt. Aber der Spitzenreiter war keinesfalls geschockt und versuchte die vielbeinige Club-Abwehr in der Folgezeit über die Flügel auszuhebeln. Als Nürnberg dann nach einer Ecke keinen Zugriff hatte, stand Markus Ziereis am zweiten Pfosten und musste nur noch zum 1:1 (23.) einköpfen. Das gab der Heimelf weiter Auftrieb und als Verteidiger Noel Knothe die Kugel nach Danhof-Flanke an den eigenen Pfosten köpfte, war Ziereis erneut zur Stelle und markierte das 2:1 (34.) Anschließend hatte der Club Glück, nach einer turbulenten Strafraumsituation nicht einen weiteren Treffer zu fangen, übernahm aber bis zur Pause dann die Spielkontrolle. Freilich war der Foulelfmeter, den der Referee nach Halten von Steffen Eder gegen Paul-Philipp Besong pfiff, durchaus umstritten. "Diese Entscheidung war ein Witz", schimpfte Timo Rost noch nach der Partie. Aber Tim Latteier ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte halbhoch in die Mitte zum 2:2 (39.). Damit war die Sache wieder völlig offen und eine spannender zweiter Abschnitt vorprogrammiert..
Lud regelmäßig zum Tanz: Tim Danhof (re.) gegen Damian Herth.
Hans Wunder
"Wir waren außen überraschend ruhig", berichtete SpVgg-Boss Dr. Wolfgang Gruber. Ähnlich konzentriert ohne eine Spur von Nervosität agierten die Gelbschwarzen auf dem Rasen. Nach einem präzisen Pass aus den Mittelfeld kam Stefan Maderer im Eins-gegen-eins zwar nicht an Innenverteidiger Noel Knothe vorbei. Aber die Altstädter bekamen weiter ihre Möglichkeiten, ohne zu dominieren. Allerdings war das 3:2 (57.) durch Alexander Nollenberger durchaus etwas kurios, denn der Flügelmann tauchte alleine vor Keeper Jan Reichert auf, zog an ihm vorbei und kam zu Fall. "Er hat mich etwas berührt und ich dachte, es gibt Foul", so der Offensivmann. Tat es aber nicht, so dass er schnell wieder aufstand, den Torwart und einen Abwehrmann mit einem Haken vernaschte und zum erneuten Führungstreffer einschoss. Jetzt nahm der Altstädter Sieg Formen an, denn der Spitzenreiter setzte energisch nach und blieb hinten stabil. Der aufgerückte Dennis Lippert hätten schon für die Vorentscheidung sorgen können, doch der Schuss kam zu unplatziert. Gästecoach Christian Fiel reagierte mit einem Dreifachwechsel, doch wenig später war seine Mannschaft in Unterzahl, weil sich Ali Loune die Ampelkarte einhandelte. Das nutzte Bayreuth im Stile einer Spitzenmannschaft und als die Kugel nach Linksflanke durch Freund und Feind durch den Strafraum rauschte, musste Ivan Knezevic in Mittelstürmerposition nur noch den Fuß zum 4:2 (75.) hinhalten. Wenig später erzitterte das Gebälk, als Alexander Nollenberger nach Maßflanke des nun zu Höchstform auflaufenden Tim Danhof das Leder an die Querlatte zimmerte. Sein zweites Tor sollte ihm trotzdem noch gelingen, aber weit unspektakulärer. Als der Club-Keeper nicht festhalten konnte, schob er aus spitzem Winkel zum 5:2 (82.) ein.
Zeigt Tim Danhof (Nr. 2) schon in Richtung 3. Liga?
Hans Wunder
Nach den Ausrutschern der Verfolger Bayern München 2 und Schweinfurt sind die Altstädter erst einmal davongezogen. Eine Vorentscheidung ist das aber noch lange nicht. Ob allerdings die beiden Heimpartien gegen Augsburg 2 und Unterhaching noch ausgetragen werden, ist wegen der Pandemie offen. Dabei würden die Altstädter die vorzeitige Winterpause mit einem lachenden und weinenden Auge sehen - einerseits sind sie gut drauf, andererseits hatte die Partie mehr als die 425 Zuschauer verdient, bei denen sich Wolfgang Gruber ausdrücklich bedankte.
Spielbericht eingestellt am 27.11.2021 18:30 Uhr