von fc-memmingen.de
Kettenkarussell kann jeder. Am zweiten Jahrmarkt-Wochenende in Memmingen erlebt der FCM gegen Buchbach eine emotionale Achterbahnfahrt. Glücksgefühle kommen nach 1:1 aber nicht auf.
Ja, sie sind ganz schön jung, die Fußballer des FC Memmingen. Mit einem Durchschnittsalter von 22 Lenzen sind sie am Freitagabend fast fünf Jahre jünger als ihre Widersacher aus Buchbach. Und weil Jungsein oft einhergeht mit Unbekümmertheit und Übermut, entscheiden sich die Akteure des FCM am zweiten Memminger Jahrmarkt-Wochenende für eine wilde Achterbahnfahrt. Kettenkarussell kann ja schließlich jeder.
Nach 90-minütigem Auf und Ab wollen aber weder bei den Spielern noch beim Memminger Anhang Glücksgefühle aufkommen. „In unserer momentanen Situation hätten wir einen Sieg gebraucht“, sagt FCM-Trainer Uwe Wegmann nach dem 1: 1. Und sein Kapitän Lukas Rietzler spricht – obwohl’s bis zur 83. Minute noch 0: 1 stand – nicht von einem gewonnenen, sondern „ganz klar von zwei verlorenen Punkten“.
Fest entschlossen, sich mit einem Heimsieg aus dem Tabellenkeller zu befreien, beginnen die Memminger diese Achterbahnfahrt. Dumm nur, dass einige FCM-Verteidiger im jugendlichen Leichtsinn vergessen haben, sich anzuschnallen und gleich in der Anfangsphase gehörig ins Schleudern kommen. Das ermöglicht den Gästen aus Buchbach nach 54 Sekunden (!) die größte Chance des gesamten Spiels. Doch Christian Brucia ist gedanklich auch noch nicht so weit und drischt den Ball weit am leeren Memminger Tor vorbei. Trainer Wegmann wird hinterher sagen: „Wir haben die ersten Minuten ganz schön verschlafen.“
Das Tempo ist noch überschaubar, die Ketten auf beiden Seiten nicht so richtig geölt. 734 Zuschauer, so wenig waren es in dieser Regionalliga-Saison noch nie bei einem FCM-Heimspiel (nebenan kamen zum Eishockey-Spiel des ECDC gegen den Tabellenletzten Höchstadt fast doppelt so viele), bekommen einen Eindruck davon, dass da die viertschlechteste Heimelf gegen die zehntbeste Auswärtsmannschaft spielt und man in der Torjägerliste unter den Top-30 weder einen Memminger noch einen Buchbacher Stürmer findet. Und so muss Memmingens Torhüter Felix Thiel für den einzigen Herzschlag-Moment in der ersten Hälfte sorgen, als er einen Gewaltschuss von Maximilian Drum mit einer spektakulären Glanzparade zur Ecke klärt. „Dafür bin ich ja Torwart geworden, dass ich auch mal was halte“, sagt er hinterher unaufgeregt. Im achten FCM-Heimspiel geht es zum vierten Mal mit einem 0: 0 in die Pause. (P. S.: Beim Eishockey eher selten!)
Fürs erste Kribbeln im Bauch sorgt in der zweiten Halbzeit FCM-Stürmer Natsuhiko Watanabe. Doch der scheint kurz vor dem Looping die Augen zu schließen und vergibt die nächste, bis dato größte Chance zum 1: 0. Dann aus Memminger Sicht der unerwartete Sturzflug: Aus dem Nichts köpft der Buchbacher Aleksandro Petrovic zum 0: 1 ins lange Eck (72.). Jetzt wachen die Memminger auf, verordnen sich selbst ein Himmelfahrtskommando – und kommen im Minutentakt zu Chancen. Marco Greisel trifft den rechten Pfosten (78.), eine Minute später drischt er den Ball am linken vorbei. „Mich ärgert es, weil wir echt gut Fußball spielen“, sagt der 22-Jährige, „aber im Abschluss müssen wir besser werden. Auch ich.“
Doch der Memminger Wagen nimmt am Schluss noch mal Fahrt auf. Watanabe steht allein vorm Buchbacher Torwart, schlägt einen Haken und trifft zum 1: 1. Ensar Skrijelj und Watanabe können den FCM sogar noch in den Himmel schießen. Beiden rutscht aber das Herz in die Hose. Wegmann sagt noch: „Ich muss alle Jungs loben.“ Fürs Achterbahnfahren ja, fürs Chancenausnutzen eher nicht.
Spielbericht eingestellt am 28.10.2019 22:40 Uhr