Es war Sieg Eins gegen die Oberbayern überhaupt nach zuvor vier Niederlagen. Na gut, Wolf durfte trotzdem etwas lesen: Zu Beginn der zweiten Halbzeit machte der Fanblock klar, dass man sich schon als moralische Instanz des Verein sieht, vielleicht sogar als Herz und Seele des FC 05, auf alle Fälle als alleinige Stimmungsmacher. "Über mangelndes Zuschauerinteresse beklagen - aber die eigenen Fans verjagen", hieß es auf zwei Etappen, gefolgt von einem "Wir sind der FC 05!" Und mit einem anderen schönen Gedicht bekam der Rest der leider nur knapp unter 800 Zuschauer in der 20. Minute zu lesen, was denn die Anhänger von dem Bericht in der lokalen Tageszeitung hielten, in dem von "Randale" die Rede war nach der Partie gegen Ingolstadt 2, die es jedoch nie gab. Zwei lange Banner erinnerten den namentlich genannten Redakteur an frühere Zeiten, aus denen behauptet wird, dass er mal ein richtig "wildes Tier" in der Fanszene gewesen sein soll. Wie dem auch sei....
Schweinfurts Philip Messingschlager nimmt es mit gleich vier Garchingern, darunter Michael Weicker (rechts neben ihm), auf.
Michael Horling
Die Partie gegen Garching jedenfalls zeigte mal wieder, was in den Schnüdeln stecken kann. "Die ersten 15 Minuten waren wir noch verunsichert, dann war´s eine ordentliche, wenn auch keine Bombenleistung", brachte es der offensive Mittelfeldmann auf den Punkt. In halbwegs ansehnlichen ersten 45 Minuten, als die Gäste freilich auch Chancen besaßen, klappte es mit den Toren der Schweinfurter noch nicht. Sie brauchten fraglos auch etwas Glück, indem sich kurz vor einer gespielten Stunde die Laufwege von Kevin Fery und Florian Mayer kreuzten. Dummerweise für den Garchinger im Strafraum, wo der "15er" des FC 05 zu Fall kam. "Dosenöffner" nannte Trainer Gerd Klaus das 1:0 per Elfmeter von Steffen Krautschneider, der 120 Sekunden später per Konter-Solo alleine Mario Staudigl stehen ließ und an Keeper Joey Brenner vorbei lief. Dieser Doppelschlag entschied das Match. Gut so, "denn je länger es 0:0 steht, umso mehr kommen die Nerven dazu", weiß Klaus.
Schweinfurts Philip Messingschlager schirmt den Ball gegen den Garchinger Semi Belkahia ab.
Michael Horling
Dann durfte auch noch der zuletzt pausierende Christopher Kracun zeigen, wovor die Frankfurter Eintracht sicherlich Respekt hat: Seine Qualität bei Freistößen könnten für den kommenden Dienstagabend eine große Waffe sein. Beim 3:0 war Brenner machtlos - und wäre es wohl auch ein Bundesliga-Keeper gewesen. Kracun traf mit Turban auf dem Kopf, weil er schon nach einer halben Stunde mit Garchings Mike Niebauer zusammenprallte, dessen Zähne sich in den Hinterkopf bohrten. Während Niebacher vom Feld und behandelt werden musste, zog sich Kracun "nur" eine "brutale Platzwunde" (Klaus) am Hinterkopf zu, machte aber weiter und steht wohl auch am Dienstagabend zur Verfügung. Das könnte bei zwei weiteren Akteuren nicht der Fall sein. Denn neben den Ausfällen Görtler, Kling, Weiß und Wolf drohen nun auch Herbert Paul (musste mit Muskelverletzung zur Pause in der Kabine bleiben) und Florian Pieper (prallte nach seiner Einwechslung mit Keeper Brenner zusammen und brach sich womöglich einen Zeh) die Pokalpartie zu verpassen. 14 gute Spieler werden die Schweinfurter zusammen bekommen, freilich wäre eine Bestbesetzung besser.
Mit diesem Freistoßball gelang dem Schweinfurter Christopher Kracun das 3:0.
Michael Horling
"Es ist ein Jahrhundertspiel - und ich hoffe, es wird auch ein geiles Spiel", versprach Gerd Klaus, dass die nächsten Tage rund um die Uhr zur Verfügung steht für Fragen zum lange ersehnten Pokalmatch, das die Köpfe nicht frei ließ für den Alltag, das nun aber naht. Dienstagabend werden über 15.000 Zuschauer ab erst 20.45 Uhr ziemlich sicher einen leidenschaftlichen Kampf der Schnüdel sehen und hoffentlich keine einseitige Sache. 3000 Frankfurter kommen mindestens, weitere Hunderte bis Tausende könnten sich auf anderen Wegen Karten besorgt haben. Es wird das größte Fußballspiel im Willy-Sachs-Stadion seit Jahrzehnten. Und ist eine Sensation möglich? "Drei Komponenten" sieht Steffen Krautschneider dafür notwendig: "Wir brauchen sehr viel Glück, einen richtig guten Tag - und Frankfurt muss einen richtig schlechten erwischen. Aber der größte Faktor ist das Glück!" Als dann: Glück auf, Schnüdel!
Spielbericht eingestellt am 21.10.2017 12:49 Uhr