Ging es nach den Quoten der Wettanbieter, war die SpVgg Bayreuth gegen die kleinen Bayern erstmals nicht Außenseiter, sondern sogar Favorit. Dabei konnte der Tabellendritte bei den bisherigen drei Vergleichen seit dem Aufstieg im Hans-Walter-Wild-Stadion gegen die Oberbayern noch nie punkten. Die Chancen standen in dieser Saison aber wohl besser denn je. Nach einem starken ersten Saisondrittel konnten die Gelb-Schwarzen schließlich mit breiter Brust in die Partie gehen, auch wenn man zuletzt aus Augsburg mit leeren Händen heimkehrte. Aber für SpVgg-Coach Marc Reinhardt war die 1:4-Pleite in der Fuggerstadt bereits abgehakt. Bis zur 60. Spielminute war er bei den Schwaben mit dem Auftritt seiner Elf, die nach dem Führungstreffer durch Kristian Böhnlein kurzzeitig in der Blitztabelle sogar auf Platz eins stand, zufrieden. Daran galt es für die Altstädter wieder anzuknüpfen. Personell war Marc Reinhardt weitgehend sorgenfrei, nachdem nur Spielmacher Anton Makarenko weiter ausfiel. Anders die Situation bei den kleinen Bayern, die sich aber jüngst unter der Woche trotz einiger Ausfälle gegen die Club-Reserve mit 2:1 durchsetzen konnten und damit ihren ersten Sieg seit vier Spielen landen konnten. Marc Reinhardt hatte sich die Bayern im Frankenstadion selbst noch einmal unter Lupe genommen. Für Tim Walter gab es daher wenig Grund, seine Elf groß umzubauen. Nachdem weiterhin eine Reihe von Spielern fehlten, brachte der Bayern-Coach nur Fabian Benko für Timotyh Tillmann von Beginn. Auch Marc Reinhardt mit nur einer Änderung zur Vorwoche: Robin Renger begann für Patrick Hobsch. Der Altstädter Coach wählte damit wie gegen Schweinfurt wieder die Variante mit drei Sechsern.
Kristian Böhnlein (gelb) setzt sich gegen Marco Friedl durch.
Thomas Nietner
Dass gegen die Bayern-Offensive eine sattelfeste Abwehr von Nöten ist, zeigten die Oberbayern gleich nach wenigen Spielminuten, als Torjäger Kwasi Oyere Wriedt nur mit vereinten Kräften von den Altstädtern an der frühen Führung gehindert werden konnte. Die Hausherren vertrauten aber in erster Linie auf ihr frühes Pressing und fuhren damit erst einmal ganz gut. "Die Bayreuther haben uns anfangs das Leben schwer gemacht", gab auch Bayern-Verteidiger Marco Friedl zu. Die erste Torchance der Gelb-Schwarzen durch Julian Kolbeck entsprang jedoch einem Freistoß. Aus dem Feld heraus wurde es erstmals nach zehn Spielminuten gefährlich, als Robin Renger frei vor dem Bayern-Tor auftauchte, aber davon offenbar selbst so überrascht war, dass nur eine Rückgabe dabei herausprang. Dennoch: Die Heimelf zeigte sich zunächst auf Augenhöhe mit den Gästen aus der Landeshauptstadt und hatte in der Folgezeit sogar die besseren Möglichkeiten - sieht man von den beiden wegen Abseits nicht anerkannten Treffer der Gäste ab. Mit Chancen durch Ivan Knezevic und Kristian Böhnlein standen die Altstädter den Münchenern aber in nichts nach. In jener Phase hätten die Gastgeber aber in Führung gehen müssen - spätestens als Bayern-Verteidiger Resul Türkkalesi der Ball im Strafraum an die Hand sprang und Julian Kolbeck daraufhin zum Elfmeterpunkt schritt. Doch auch diese Möglichkeit ließen die Bayreuther liegen: Bayern-Keeper Leo Weinkauf hielt den nicht sonderlich platzierten Elfmeter des Ex-Fürthers. "Leo hat uns damit im Spiel gehalten", wusste Bayern-Trainer Tim Walter, für dessen Elf der Elfmeter wie ein Weckruf war. Die Bayern wurden nun stärker und gingen daher nicht ganz überraschend durch Torjäger Kwasi Oyere Wriedt in Führung. Die Altstädter Defensive fand dabei schon auf Vorbereiter Fabian Benko keinen Zugriff, so dass auch der Torschütze letztendlich viel Platz hatte, um sich die Ecke noch auszusuchen. Schon zuvor hatte sich die Altstädter Deckung nicht immer sattelfest präsentiert, wenn es bei den Gästen schnell ging. So auch beim zweiten Bayern-Tor vor der Pause: Aus einem Abschlag heraus legte Fabian Benko noch einen nach. Statt mit einer Führung gingen die Gelb-Schwarzen nun mit einem 0:2-Rückstand in die Kabine. "Dabei haben wir in der ersten Hälfte viel richtig gemacht", entsprach das Ergebnis für Marc Reinhardt nicht dem Spielverlauf. Und auch Patrick Hobsch haderte auf der Bank: "Die ersten Hälfte war super. Wir müssen eigentlich mit 2:0 führen. Die Bayern waren bis dahin nicht gefährlich."
Niklas Dorsch (rot) behält im Mittelfeld gegen Kristian Böhnlein die Oberhand.
Thomas Nietner
Das sollte sich jedoch im zweiten Abschnitt schnell ändern. Zwar brachte Marc Reinhardt mit Patrick Weimar und Patrick Hobsch zwei offensive Spieler, den Ton gaben aber nun klar die Bayern an. "Wir haben uns in der Halbzeit vorgenommen, möglichst schnell das dritte Tor zu machen", verriet Gästespieler Marco Friedl nach der Partie. Resul Türkkalesi, Okyere Kwasi Wriedt sowie Maxime Awoudja hatten den dritten Treffer zwar bereits auf dem Fuß, verfehlten die Altstädter Kiste aber noch knapp. Erst die Ampelkarte von Tobias Weber, der mit seinem Foul einen Gegenstoß der Bayern verhinderte, drehte das Blatt endgültig in Richtung der Gäste, auch wenn Ivan Knezevic noch einmal die Chance zum Anschlusstreffer hatte. Als der Ex-Nürnberger aber frei vor dem Bayern-Tor auftauchte, den Ball nicht im Kasten unterbringen konnte, kochte Marc Reinhardt an der Seitenlinie. Der Bayreuther sah die Felle für seine Elf nun davonschwimmen. Denn nur ein paar Minuten später stach der Münchener Joker Timothy Tillmann. Dabei war die Bayreuther Defensive, die nach der Ampelkarte auf eine Viererkette umgestellt hatte, erneut nicht im Bilde. Die Vorentscheidung. Das wusste auch Patrick Hobsch: "Wir kassieren die Gegentore viel zu einfach. Den Bock konnten wir dann leider nicht mehr umstoßen. Das 0:3 war dann der Genickbruch!" Die Altstädter ließen die restlichen Spielminuten nun über sich ergehen und mussten noch zwei weitere Gegentore einstecken. Wir haben dann nicht mehr richtig verteidigt", wurde Patrick Hobsch deutlich. "Dann kommt einfach viel zusammen mit der Ampelkarte und den Gegentoren. Dann fällt das Ergebnis letztendlich eben so aus", war die Klatsche für Marc Reinhardt letztendlich nicht mehr abzuwenden. Zu allem Überfluss ließ sich Patrick Weimar in der Schlussphase noch zu einem Frustfoul hinreißen und marschierte mit der roten Karte so frühzeitig zum Duschen.
Brachte nicht die erhoffte Wende: Joker Patrick Hobsch (gelb) stach dieses Mal nicht.
Thomas Nietner
Daneben werden die Altstädter auch noch Abwehrchef Julian Kolbeck, der sich im der Schlussphase den Fuß brach und mehrere Monate fehlen wird, in zwei Wochen beim nächsten Auftritt bei der Club-Reserve ersetzen müssen. Es war eben nicht der Nachmittag der Altstädter, die mit dem 0:5 die höchste Saisonpleite kassierten. Die Anzahl der Gegentore sprach auch Marc Reinhardt an: "Wir kassieren in letzter Zeit einfach zu viele Gegentore. Das müssen wir schnell ändern!" Zwei Wochen verbleiben den Gelb-Schwarzen nun dazu. Am kommenden Wochenende sind die Bayreuther spielfrei. Viel Zeit also für Trainer Marc Reinhardt, die Pleite gegen die kleinen Bayern aufzuarbeiten. Die Altstädter verpassten es dabei, Mitte der ersten Hälfte, ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen. Da wären die Oberbayern zu packen gewesen. So aber vergaben die Hausherren ihre Möglichkeiten und gerieten am Ende noch unter die Räder. Zwar hätte die Pleite auch noch höher ausfallen können, das wäre dem engagierten Auftritt der Altstädter dann aber nicht ganz gerecht geworden. Die kleinen Bayern scheinen nach einem Durchhänger wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden zu haben und rücken bis auf einen Punkt zu den Altstädtern auf.
Spielbericht eingestellt am 16.09.2017 20:08 Uhr