von fc-memmingen.de
„Stolzer kann man auf die Mannschaft nicht sein, wie ich es bin“. Auch wenn es nicht ganz gereicht hat, Cheftrainer Stefan Anderl packte doch noch ein Superlativ aus. Was wären das beispielsweise auch für tolle Überschriften gewesen: „Der FC Memmingen spielt den FC Bayern München II an die Wand“ oder „Memmingen putzt auch die Bayern-Bubis“. Am Ende muss der Autor ein „fast“ hinzufügen, denn der Regionalliga-Hit endete 1:1 (0:0) Unentschieden.
Fabian Krogler hatte die Hausherren nach 62 Minuten hochverdient im zweiten Versuch in Führung geköpft, der Lohn für den Einsatz war ein Cut unter dem Auge. Den einzigen Fehler, den die Memminger vor der Saison-Rekordkulisse von 2.407 Zuschauern an diesem sehenswerten Fußballabend machten: Sie erzielten kein zweites Tor. Dann wäre es um den prominenten Gast geschehen gewesen. Hochkarätige Gelegenheiten gab es einige. So hielt das knappe Ergebnis und Torhüter Leo Weinkauf die Bayern-Amateure im Spiel, bis Niklas Dorsch in der 88. Minute der glückliche Ausgleich der Münchner gelang. Er hatte Glück, dass er zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Platz stand, genauso wie Tim Häußler, der Muriz Salemovic an der Eckfahne höchst Rotverdächtig checkte.
Schiedsrichter-Assistent Tobias Wittmann hätte hier beim Unparteiischen Thomas Berg intervenieren können oder besser müssen. Aber Wittmann lag nicht nur hier sondern bei etlichen anderen Entscheidungen daneben. Es ehrte ihn immerhin, dass er nach dem Spiel einräumte, nicht seinen besten Tag erwischt zu haben. Auch Torhüter Weinkaufs Handspiel außerhalb des Strafraums noch vor dem Ausgleichstreffer hatte er „übersehen“.
Bayern-Trainer Danny Schwarz, der in seiner Profi-Karriere einiges erlebt hatte, blieb nach dem Geschehen erst einmal die Luft weg. Auch in der Pressekonferenz musste er um Worte ringen, um das Spiel zu verarbeiten: „Ich tue mir schwer, das sacken zu lassen. Es war wie ein Pokalspiel“. Mit einem glücklichen Ende für seine U23-Truppe, die noch einen Punkt holte, analysierte er schließlich seine zweite Begegnung auf der Münchner Bank. Anderl lobte, dass der Gegner den Kampf angenommen hat und sich so „zwei Mannschaften einen tollen Fight geliefert haben. Es war ein toller Regionalliga-Abend“. In einem Punkt wiedersprach er seinem Kollegen, der nur „ein reines Kampfspiel“ gesehen hatte: „“Wir waren auch vom Spielerischen her phasenweise besser als die Bayern“.
Daniel Zweckbronner musste nach einer guten halben Stunde nach einem Zweikampf verletzt raus. Tim Buchmann schloss die Abwehrlücke nahtlos und fehlerfrei. Branko Nikolic holte sich seine zehnte Gelbe Karte ab und wird damit am Gründonnerstag im Auswärtsspiel beim FC Augsburg II genauso gesperrt sein, wie Mittelfeldmotor Stefan Heger, der seine fünfte Verwarnung abholte. Aber auch wegen einer klaffenden Fleischwunde, die er sich zugezogen hat, ist er erst einmal außer Gefecht. Spuren eines intensiven Spiels, das die „kleinen Bayern“ nur in der Statistik der Gelben Karten mit 4:3 gewannen.
Nach dem 27. Spieltag ist der FC Memmingen weiter Tabellendritter und hat immer noch drei Punkte Vorsprung vor dem Verfolger FC Bayern II. Der fünfte Punktspielsieg in Folge wurde zwar verpasst, die Serie der besten Rückrundenmannschaft bleibt aber weiter imposant. Und der Abend hatte noch ein paar Geschichten parat, die eben nur der Amateurfußball schreibt. Als Anderl davon schwärmte, wie sehr ihn seine Feierabend-Kicker gegen die Vollprofis aus München begeistert haben, erwähnte er auch, dass sich Salemovic (Bildmitte) kurz vor dem Abpfiff verabschiedete. Nicht weil er sauer über seine Auswechslung war, sondern damit er in seinem Job noch rechtzeitig zur Spätschicht kommt. Der 28-jährige Edeltechniker bleibt dem FCM übrigens auch in der kommenden Saison erhalten. Wie der sportliche Leiter Bernd Kunze über das Stadionmikrofon unter dem Beifall der Fans bekannt gab, „ist die Unterschrift für ein weiteres Jahr trocken“. Auch weil Memmingen akzeptiert, dass bei dem 28-jährigen auch mal der Beruf vorgehen muss …
Spielbericht eingestellt am 14.04.2017 12:54 Uhr