Ja, richtig gelesen: Die Oberbayern hat es erstmals in dieser Runde erwischt. Und das ausgerechnet ziemlich genau 15 Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen in der 2. Bundesliga an selber Stelle, auch an einem Freitagabend unter Flutlicht. Damals unterlag Haching, das wenige Monate zuvor noch Leverkusen zum Vizemeister machte, als durchaus aufstiegsambitionierte Mannschaft beim späteren Absteiger FC 05 um seinen Doppeltorschützen Matthias Gerhardt sogar mit 1:3. Das Führungs- und am Ende Ehrentor erzielte der jetzige Hannover-Trainer André Breitenreiter, der aber auch per Strafstoß an Ralf Scherbaum scheiterte. Schweinfurts Keeper, im TV an diesem Abend als "Hexer" bezeichnet, konnte damals den Ball sogar festhalten. Sowas kommt nicht oft vor. Höchstens alle 15 Jahre....
Der ballführende Unterhachinger Maximilian Nicu wird vom Schweinfurter Torschützen Adam Jabiri verfolgt.
Michael Horling
Bitter schon nach 30 Minuten: Die bis dato forsch mitspielenden Schnüdel sahen auf einmal Nicolas Görtler am Boden liegen. Aufgrund der Reaktionen seitens auch der Unterhachinger bekam man schnell mit, dass etwas Gravierendes passiert sein musste. Der 27-Jährige, der erst am Tag zuvor seinen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängerte, musste von zwei Mann gestützt in die Kabine gebracht werden, wo Doc Rainer Wirsching den Verdacht auf einem abermaligen Kreuzbandriss beim Bamberger diagnostizierte. Geschockt freilich agierten die Schweinfurter davon nicht. Marius Willsch scheiterte gleich danach freistehend an Keeper Kobinian Müller, der zur Ecke abwehrte, wonach Adam Jabiris Kopfball knapp das Tor verfehlte. "Jabo" prüfte wenig später per Schuss den Unterhachinger Schlussmann, was schon zeigt, dass das 1:0 tatsächlich in der Luft lag. Und es fiel dann auch: Kurz vor dem Pausenpfiff der wohl besten 45 Minuten des FC 05 seit Jahren. Nach einer Flanke von links setzte sich Jabiri schön durch und traf. Vom Gefühl her war das nun irgendwie schon richtiger Profifußball seitens der Hausherren.
Schweinfurts Nikola Jelisic setzt sich gegen den am Boden liegenden Unterhachinger Maximilian Nicu durch.
Michael Horling
Es blieb spannend, aufregend, hochklassig. Auch durch den eingewechselten Sascha Bigalke gaben die Gäste nun mehr Gas. Ein, zwei Mal musste Torwart David Paulus jetzt eingreifen. Auch nach einer Stunde war er zunächst am Ball, konnte dann aber das 1:1 des abstaubenden Stephan Hain nicht verhindern, der beim 5:0 im Hinspiel sogar vier Mal traf. Jetzt schien die Partie zu kippen, vor allem in der schicksalsträchtigen 69. Minute. Nach Fehler von Kapitän Marco Janz lief der eingewechselte Zungenbrecher Orestis Kiomourtzoglou alleine auf Paulus zu. Johannes Bechmann zupfte, der Hachinger fiel. Es gab mal wieder Rot für Bechmann, ebenso einen Foulelfmeter. Bigalke trat an - doch Paulus hielt. Und den Ball sogar fest. Der Fußball schreibt wirklich die kuriosesten Geschichten. Für die Schweinfurter Abwehr kam nun Andreas Bauer. Ausgerechnet Bauer: "Er hatte eine wahnsinnig gute Vorbereitung, aber trotzdem wenig gespielt. Er ist ein Kopfball-Ungeheuer, dem ich das gönne", lobte Coach Gerd Klaus das Eigengewächs, das zwar noch Vertrag hat für kommende Saison, noch aber nicht weiß, ob er den Weg als Profi mitgehen wird. Jedenfalls weiß Andi Bauer um seine Kopfballstärke, weshalb er bei Chris Kracuns Freistoßball mit aufrückte und das Leder in der 82. Minute unter die Latte wuchtete. Als Paulus danach nochmals gegen Kiomourtzoglou glänzend parierte, war der Weg geebnet für eine ganz große Feier am Fanblock. So machen die Schnüdel natürlich Lust auf die Mission 3. Liga.
Schweinfurts Adam Jabiri bejubelt sein Tor zum 1:0.
Michael Horling
Nur: Wie man Euphorie erzeugt, das man man beim FC 05 noch lernen. 1439 Zuschauer bildeten bei schönem Wetter unter Flutlicht eine eher enttäuschende Kulisse. Doch es kann ja durchaus weiter aufwärts gehen. Mit einem Pokalsieg am Dientag beim Nord-Bayernligisten FC Amberg kann der FC 05 in das Bayerische Halbfinale einziehen. Trainer Gerd Klaus schonte am Freitag zunächst Marco Haller und Kevin Fery, wechselte Marius Willsch und Adam Jabiri zum Schonen aus. "Wir geben in Amberg Vollgas! Da sind wir, anders als heute, Favorit. Doch wir nehmen den Pokal schon seit der ersten Runde wanhsinnig ernst. Einen Bundesligisten hier in unserem Stadion zu sehen wäre natürlich ein Traum", weiß Klaus. Montag in einer Woche kann sich dann ganz Deutschland von der Leistungsstärke der Schnüdel überzeugen, dann ab 20.15 Uhr überträgt Sport 1 in Ermangelung eines Top-Spiels aus der 2. Bundesliga (die Dienstag und Mittwoch einen Wochenspieltag einschiebt) das Frankenderby des FC 05 gegen die SpVgg Bayreuth bundesweit live. Für 5 Euro auf den Stehplätzen können die Fans diese Partie im Stadion verfolgen. Mehr als 1439 sollte das allemal anlocken...
Spielbericht eingestellt am 25.03.2017 12:02 Uhr